Euskirchen – Wer mit Claus Decker und Marcus Mahlberg durch den H-förmigen Rohbau an der Ecke Thomas-Eßer-Straße/B51 spaziert und ihren Beschreibungen lauscht, ist sogleich geneigt, das Kopfkino einzuschalten. In diesem Film biegt der Besucher von der Thomas-Eßer-Straße aus ein auf das Areal, parkt direkt dem Haus oder auf einem der zahlreichen Stellplätze rechter Hand und steht vor dem dreigeschossigen Gebäude mit Staffelgeschoss.
Im rechten Balken des H ist dann ein Sanitätshaus zu sehen. Das Atelier dahinter ist von hier aus nicht sichtbar, es entfaltet seinen Überraschungseffekt erst nach Eintritt in das Foyer, das sich inklusive Empfang in dem Verbindungsstück der beiden H-Balken befindet.
Noch ist alles in Beton-Grau, an diesem Donnerstag ist erstmal Richtfest. Doch in etwa einem Dreivierteljahr, so die Pläne der beiden Euskirchener Unternehmer, kann das Kopfkino schließen, dann bietet die Eröffnung einen realen Blick auf das 12 bis 14 Millionen Euro teure Projekt, das den Namen Office Park tragen wird – und mit einem zumindest für Euskirchen noch außergewöhnlichen Konzept aufwartet, wie Mahlberg betont. Doch der Reihe nach.
Vom Foyer führen Aufzüge und Treppen links und rechts in die jeweiligen H-Balken. „Das erste Geschoss ist fast vollständig vermietet“, erklärt Mahlberg beim Rundgang. Ein Unternehmen mietet in dieser Etage den gesamten linken Balken, von der Thomas-Eßer-Straße aus gesehen. Rechts ziehen eine Kanzlei und eine Physio-Praxis ein, im Verbindungsstück ist Raum für eine Praxis.
Auch das Staffelgeschoss ist auf dem Lageplan längst aufgeteilt: Dorthin wird Decker mit seiner Versicherungsagentur in den linken Flügel ziehen, sein derzeitiges Domizil in der Bahnhofstraße gibt er dafür auf. Im rechten Flügel ganz oben wird die Hausverwaltung ihren Platz haben, und im hinteren Bereich mit Blick auf die ersten Erhebungen der Eifel ist reichlich Platz für „moderne Panoramaräume für Coachings, Seminare und Besprechungen“, wie es in der Projekt-Broschüre heißt, also Konferenzräume in unterschiedlicher Größe für vier bis 60 Personen. „Meetspace“ nennen es die Investoren.
Viele Büroräume – gerade wegen Homeoffice
Es geht noch mal zurück in das zweite Obergeschoss. Auch hier zeigt der Grundriss Büroräume, ziemlich viele sogar, in unterschiedlichen Größen. Mahlberg ahnt schon die skeptische Nachfrage. Noch mehr Büroräume? In Zeiten, in denen Arbeitgeber und -nehmer zunehmend das Homeoffice entdecken? „Gerade deshalb“, antwortet Mahlberg. Er und Decker sind von dem Konzept überzeugt. Sie setzen bei der Vermietung auf ein Höchstmaß an Flexibilität bei Größe, Ausstattung und – vor allem – bei der Mietdauer. Dazu hat das Duo eigens das Unternehmen „Micro-Offices-Euskirchen GmbH & Co. KG“ gegründet, das den Vertrieb der Räume betreiben soll.
„Das ist ja gerade für Menschen im Homeoffice interessant“, entgegnet Mahlberg. Vieles könne man ja in den heimischen vier Wänden erledigen, aber nicht alles. Kundenbesuche, während „im Wohnzimmer die Kinder gerade lautstark einen Play-Station-Wettbewerb veranstalten“, könnten schon zur Verwirrung führen. Nicht jeder habe ein Büro zuhause, Videokonferenzen aus dem Kinder- oder Schlafzimmer büßten auch nach einer gewissen Zeit ihren Unterhaltungswert ein. Da könnte ein Arbeitsplatz im Office Park schon hilfreich sein – und wenn es nur für ein paar Tage in der Woche ist. In der übrigen Zeit kann ein anderer Mieter die Räumlichkeit nutzen. Etwa ein Start-up, das erstmal mit einem kleinem Büro anfangen möchte, um zu schauen, ob sein Business-Plan der Realität standhält.
„Sie können dann im Erfolgsfall auch bei uns wachsen“, sagt Mahlberg: vom Ein-Personen-Büro in eine größere Einheit, ohne langfristige Mietbindung und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Risiko. Auch den Berufspendler, deren Anreise zum Arbeitsplatz nach Köln oder Bonn nicht nur zeit-, sondern auch nervenraubend ist, oder den Architekten, der für einen gewissen Zeitraum ein Projekt in der Region betreut und dafür ein Büro benötigt, ohne es erst noch mühsam einrichten zu müssen, zählt das Duo zu seiner Zielgruppe.
Das Projekt
Der Office Park der beiden Euskirchener Unternehmer Claus Decker (Axa) und Marcus Mahlberg (Maschinenbau-Dienstleister mmte) entsteht im Südwesten des Gewerbegebiets Euro-Park.Auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern werden Büroräumlichkeiten in einer Größe zwischen 135 und 500 Quadratmetern geschaffen. Sie können als Firmensitz oder als flexibele Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden. Die beiden Investoren sprechen von einer 360-Grad-Lösung, die Büros, Seminarräumen, Atelier, Restaurant und einem Mobilitätspark umfasse. (sch)
Mobiliar, Reinigung, Teeküche, Drucker, Internet – die ganze Infrastruktur steht allen zur Verfügung. Das alles ähnelt dem System Gemeinschaftspraxis. Die Konferenzräume im Staffelgeschoss können zusätzlich gebucht werden. Gerade Konferenzräume nähmen ja in vielen Unternehmen viel Raum in Anspruch, stünden jedoch die meiste Zeit leer, weiß Mahlberg: „Wir haben auch Plätze in Viererbüros, die einzeln gemietet werden können, etwa von Schreibkräften oder Übersetzern, die ihre Dienste von hieraus anbieten – und vielleicht auch in einem anderen Büro im Gebäude neue Auftraggeber finden.“
Ineinander greifendes Konzept
Mahlberg hat da genaue Vorstellungen So könnte der ein oder andere Auftrag seinen Ursprung in der gemeinsam genutzten Teeküche nehmen, zwischen einem Web-Designer und dem benachbarten Kanzlei etwa, nennt er ein Beispiel – und im Kopfkino drängt sich sogleich eine Dialogeröffnung auf: „Wo ich Sie gerade sehe, Ihre Homepage könnte mal ein Lifting vertragen...“ Womöglich der Beginn einer langen Geschäftsbeziehung.
Sie hätten versucht, ein ineinander greifendes Konzept zu entwickeln, sagt Mahlberg: eine 360-Grad-Lösung. Dass das Restaurant fürs Catering bei Seminaren oder für die Verpflegung der Mitarbeiter im Hause sorgen könne, liege ebenso auf der Hand wie die Möglichkeit für die Mieter, das 160 Quadratmeter große Atelier im Erdgeschoss, das Deckers Ehefrau Silvia betreiben wird, für Feiern, Tagungen oder Mal- und Kreativkursen zu buchen. „Wobei“, fügt Mahlberg hinzu, „die Konferenzräume und das Atelier auch von anderen gemietet werden können.“Auch im Lounge & Restaurant Lou seien selbstverständlich auch Gäste willkommen, die nicht im Office Park arbeiten, stellt der Unternehmer am Ende des Rundgangs klar.