AboAbonnieren

Vulkane in der EifelNeue Erkenntnisse: Magma-Kammern unter Laacher See füllen sich

Lesezeit 3 Minuten
Laacher See dpa

Der Laacher See

Mendig – In der Eifel brodelt es unter der Erde. Im Bereich Laacher See kommt es immer wieder zu kleinen Erdstößen – vor allem südlich des Gewässers. Ein Anzeichen für mögliche Magma-Bewegungen in der Tiefe.

Denkt man an Vulkane, schießt einem etwa Italien durch den Kopf mit seinem Supervulkan Ätna, dem höchsten und aktivsten in Europa. Regelmäßig spuckt der Vulkan auf Sizilien Lava in die Luft. Ein vergleichbares Szenario in der Eifel? Unvorstellbar. Dabei schlummert die heiße Gesteinsschmelze auch hier.

Neue Ergebnisse der Wissenschaftler

In der Osteifel könnte Magma aus dem oberen Erdmantel in die mittlere und obere Erdkruste aufsteigen. Dies geht aus einer Studie des Erdbebendienstes Südwest mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) und dem Landeserdbebendienst Nordrhein-Westfalen hervor.

laacher_see

Tiefe Erdbeben weisen auf Magma-Aufstieg unter dem Laacher See hin. 

Die Wissenschaftler präsentieren erstmals Hinweise auf von Magma-Bewegungen verursachte tiefe und niedrigfrequente Erdbeben unter dem Laacher-See-Vulkan.

„Die festgestellten Erdbeben werden in großen Tiefen erzeugt und zeichnen sich durch ungewöhnlich niedrige Schwingfrequenzen aus. Ihre Stärke liegt unterhalb der Grenze der menschlichen Wahrnehmung“, erklärt Professor Joachim Ritter vom Geophysikalischen Institut (GPI) des KIT.

Erdbeben in einer Tiefe zwischen 10 und über 40 Kilometern

Die Wissenschaftler sprechen von „Deep-Low-Frequency“-Erdbeben (kurz DLF). Sie werden in einer Tiefe zwischen 10 und über 40 Kilometern erzeugt, das heißt in der Erdkruste und im oberen Erdmantel.

„Dank eines umfangreichen Ausbaus der seismologischen Messnetze in Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Gebieten ließen sich 2013 erstmals tiefe und tieffrequente Erdbeben unter der Osteifel registrieren“, sagt Studienleiter Dr. Martin Hensch vom Verbund der Landeserdbebendienste. „Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren vier räumlich eng begrenzte Gruppen solcher DLF-Erdbeben in der Osteifel nachgewiesen.“

Mini-Beben deuten auf Magma-Bewegung hin

„DLF-Erdbeben gelten weltweit als Hinweis auf die Bewegung magmatischer Fluide (Gase und Flüssigkeiten – eine Vorstufe von Magma Anm. d. Red.) in großer Tiefe“, erläutert Professor Torsten Dahm, Sektionsleiter Erdbeben- und Vulkanphysik am GFZ. „Unter aktiven Vulkanen, beispielsweise auf Island, in Japan oder Kamtschatka, lassen sich solche Erdbeben regelmäßig beobachten.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die sogenannten Magmenkammern unter dem Laacher-See-Vulkan könnten sich also langsam füllen.

Allerdings werten die Forscher die beobachteten Mini-Erdbeben nicht als unmittelbares Vorläufersignal einer aktuell bevorstehenden vulkanischen Aktivität.

„Wird zu einem Ausbruch kommen”

Zuletzt brach der Vulkan vor 12.900 Jahren aus. Allerdings gehen die Experten davon aus, dass die Befüllung der oberen Magma-Kammer unter dem Laacher See etwa 30.000 Jahre gedauert haben könnte, bevor es zum eigentlichen Ausbruch kam.

Das bedeutet, dass sich die Prozesse über extrem lange Zeiträume hinziehen, bevor es zu einer Eruption kommt.

„Irgendwann wird es hundertprozentig wieder zu einem Ausbruch kommen“, sagte der Bonner Geologie-Professor Ulrich Schreiber bereits 2017 gegenüber dem EXPRESS. Aber dass es morgen schon losgeht, sei „unwahrscheinlich“. Um seriöse Vorhersagen zu machen, müssen regelmäßige Messungen durchgeführt werden.

(red)