Kreis Euskirchen – Jedem ermöglichen, die Eifel zu erleben und zu genießen – das sei das Ziel des „Barrierefreien Tourismus 2.0 in der Erlebnisregion Nationalpark Eifel“, sagte Manfred Poth, Vorsitzender des Naturparks Eifel bei der Zertifizierungsveranstaltung „Reisen für alle“ am Montag in Vogelsang. 30 touristische Leistungsträger aus der Region haben sich zertifizieren lassen. Die Idee dahinter: Bereits im Vorfeld der Buchung den Gästen alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen und so einen reibungslosen Aufenthalt zu ermöglichen – ohne unliebsame Überraschungen.
Einer der 30 zertifizierten Betriebe, die die gesamte Tourismusbranche von Übernachtungs- und Informationsbetriebe bis hin zu Aktivitäten umfassen, ist das Ferienhaus „Lichtblick“ der Familie Merten in Hellenthal.
Für Melanie Merten war von Beginn an klar, dass in dem neuen Ferienhaus, das sie und ihr Mann 2013 bauten, eine behindertengerechte Wohnung entstehen sollte – mit behindertengerechten Sanitäranlagen, extra breiten Türen, stufenlosen Eingängen und Übergängen sowie einem absenkbaren Bett. Sollten die Gäste weitere Hilfsmittel benötigen, arbeitet Merten mit einem Sanitätshaus in Schleiden zusammen.
„Wir hatten einen Gast, der war querschnittsgelähmt und auf ein Beatmungsgerät und zusätzliche Betreuung angewiesen“, erinnert sich Merten. „Wir konnten der Frau und dem Pflegepersonal eigene Zimmer zur Verfügung stellen. Die waren so glücklich und haben die Zeit so sehr genossen – das ist immer wieder schön zu sehen“, sagt Merten.
Merten will Beitrag für Region leisten
Melanie Merten ist gelernte Erzieherin und hat lange bei der Lebenshilfe gearbeitet. Ihr Blick sei geschult, sagt sie selbst, sie habe „keine Berührungsängste“. „Es ging uns immer darum, einen Beitrag für die Region zu leisten“, sagt Merten. Denn in ganz Hellenthal gebe es gerade einmal zwei Ferienwohnungen, die barrierefrei seien. Zu wenig, findet Familie Merten.
Die Angebote ausbauen und besser vermarkten, das sei der nächste Schritt, sagt auch Poth. Denn mit Blick in die Zukunft sei Barrierefreiheit essenziell, um in der Eifel attraktive Angebote bieten zu können. Es müsse alltäglich werden, barrierefreie Angebote zu haben, und dürfe sich nicht mehr um „Sonderangebote“ handeln.
Dr. Heike Döll-König: „Wir müssen mehr Eifel wagen“
Diese Meinung vertritt auch Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin von Tourismus NRW. Der ganze touristische Service müsse abgedeckt sein. „Je mehr alles ineinander greift, desto besser“, sagte Döll-König in ihrer Rede bei der Zertifizierung. Dabei sei die Eifel in vielen Bereichen bereits Spitzenreiter und Best-Practice-Beispiel in Nordrhein-Westfalen, was Klima- und Naturschutz sowie die soziale und regionale Verantwortung angehe. „Wir müssen mehr Eifel wagen im NRW-Tourismus“, sagte Döll-König.
Ein „Reisen für alle Next Level“, wie es Döll-König bezeichnete, werde aktuell in Zusammenarbeit mit Eifel Tourismus, NRW Tourismus und Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik entwickelt, bei dem eine digitale Anwendung mithilfe eines Empfehlungssystems Tipps für barrierefreie Reiseerlebnisse in der Eifel liefern soll, die zu den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen der Nutzenden passen sollen. Das Ganze wird durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützt.
„Gemeinsam tragen barrierefreie Urlaubsangebote dazu bei, dass die Eifel als Urlaubsregion für alle noch attraktiver wird“, sagte auch Landrat Markus Ramers, der die Zertifikate überreichte. Gleich dreimal wurde die Gemeinde Blankenheim ausgezeichnet, in der man, so Ramers, „auf jeden Fall barrierefrei wandern gehen kann“. Neben dem Museum Gildehaus wurden auch die Wanderwege „Wo Bäche leben“ und „Wo Hänge blühen“ zertifiziert.
Auch der Nationalpark wurde mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem wurden der Wilde Kermeter, die Rursee-Schifffahrt, die Kutschfahrten und die Bird-Watch-Station zertifiziert.