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Noch zu retten?Die Orchideen-Biotope in der Eifel sind so bedroht wie nie zuvor

Lesezeit 3 Minuten

Auf kalkreiche und nährstoffarme Böden wie im Seidenbachtal und anderen Biotopen ist das Brandknabenkraut angewiesen.

Kreis Euskirchen – Keine rosige Zukunft blüht den Orchideen in der Eifel. Nicht nur neue Baugebiete und die Landwirtschaft bedrohen die einzigartigen Orchideen-Biotope. Ihnen setzt der Massentourismus zu: Trophäenjäger streifen durch Naturschutzgebiete und pflücken die seltenen Pflanzen, Fotografen zertrampeln sie auf der Suche nach dem nächsten Motiv. Auf das Problem macht Rainer Nahrendorf in seinem Buch „Eifel – Das bedrohte Orchideenparadies“ aufmerksam.

„In den Pandemiejahren, als Urlaubsmöglichkeiten in anderen Ländern versperrt waren, ist der Naturtourismus für viele zu einem Ventil geworden“, schreibt Nahrendorf. Doch die Natur sei empfindlich. Geheimtipps für Wanderrouten und Standorte seltener Pflanzen werden Orchideenjäger in Nahrendorfs Buch deshalb nicht finden. „Das Ziel dieses Buches ist es, Leser für den Schutz der Orchideen zu gewinnen und nicht zu neuen Schädigungen beizutragen.“

Das Buch enthält Tipps für den sensiblen Umgang

Zehn Biotope stellt der Autor in seinem Buch vor, vier davon im Kreis Euskirchen. Das sind: die Sistig-Krekeler Heide bei Kall, das Seidenbachtal bei Blankenheim, das Eschweiler Tal bei Bad Münstereifel und das Genfbachtal bei Nettersheim. Alle vier sind geprägt von mageren Kalkböden und Feuchtgebieten – optimale Lebensbedingungen für Orchideen. Denn die empfindlichen Pflanzen vertragen keine nährstoffreichen Böden, wie sie die Landwirtschaft oft durch Düngung hinterlässt.

Mit Tipps für den sensiblen Umgang mit den Biotopen und Erfahrungen aus eigenen Wanderungen reichert Nahrendorf sein Buch an. So beschreibt er etwa eine Wanderung in der Sistig-Krekeler Heide: Vom Wanderparkplatz in Benenberg nahe der B 258 führt er durch das „überwiegend gelbfarbige Blütenmeer“, aus dem die häufig dunkel- bis purpurroten Knabenkräuter hervorstechen.

Nahrendorf rät, den mit gelb markierten Holzpfählen gekennzeichneten Wanderpfad nicht zu verlassen. Ein Hund werde auf der Strecke besser angeleint. Außerdem empfiehlt der Autor hohe Wanderschuhe, wetterfeste Hosen und den Verzicht auf Wanderstöcke. Das Gelände sei eben und so könne der achtsame Wanderer keine Orchideen verletzen, die in den Pfad hineinwachsen. Und Fotografen sollten ihre Bilder nicht zu voreilig am Beginn der Wanderung schießen. Die schönsten Fotomotive kämen noch, weiß Nahrendorf. Der Autor stellt aber auch klar, welche Folgen der Massentourismus für die Orchideenparadiese in der Nordeifel haben kann. Er klagt über unzählige Fotokuhlen und Trampelpfade im Eschweiler Tal bei Bad Münstereifel. Für Nahrendorf besonders erschreckend: „Manche Bienen-Ragwurz oder zarte Fliegen-Ragwurz hat die Begeisterung nicht überlebt, sondern liegt plattgetreten neben einer anderen.“ Auch der Kuttenberg leide unter dem Andrang der Touristen.

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Den Vertragsnaturschutz im Kreis und die Bedeutung der Schäfer und ihrer Herden für die bedrohten Orchideen thematisiert der Autor ebenfalls – QR-Codes zu Videos über die traditionellen Landschaftspfleger liefert er gleich mit. Wer die anderen Werke des Ex-Chefredakteurs des Handelsblatts kennt, weiß: Nahrendorf setzt auf multimediale Unterstützung. Im Buch finden sich noch weitere QR-Codes zu Videos oder Links, etwa zu botanischen Daten der Naturschutzgebiete.

In seinem Buch macht Nahrendorf trotz aller Hiobsbotschaften auch ein wenig Hoffnung: Jeder Wanderer, der den „Königinnen der Pflanzen“ mit dem nötigen Respekt begegnet, könne die Orchideen genießen und sie gleichzeitig schützen.

„Eifel – Das bedrohte Orchideenparadies“ 156 Seiten, erschienen bei Epubli, verfügbar im Online-Shop des Anbieters, bei anderen Online-Buchhandlungen und im stationären Buchhandel für 24,95 Euro. Im Januar 2022 erscheint die E-Book-Version des Buchs.