Dahlem – Die Gemeinde Dahlem sieht sich weiter als Vorreiter in Sachen Windenergie im Süden des Kreises Euskirchen. Für drei weitere Anlagen im Windpark Dahlem V hat die Kreisverwaltung nun die Genehmigung erteilt. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. Zwei weitere sind schon im Bau.
Am Ende werden es 21 Windkraftenergieanlagen (WEA) sein, die den Stromverbrauch von 200.000 Menschen decken können, so die Gemeinde Dahlem nicht ohne Stolz. Und auch Windparkbetreiber Dunoair aus Trier gibt sich optimistisch, nachdem er Anfang Juni nun die Genehmigungen für den Bau von Dahlem V hat.
Zwei Verfahren sind noch vor Gericht anhängig
Der Windpark besteht aus insgesamt fünf Anlagen. Zwei wurden bereits zu Jahresbeginn genehmigt, bei dreien stand das noch aus. Die „abschließende und vollumfängliche“ Bauerlaubnis durch den Kreis ist nun auch für diese WEA erfolgt. Die neuen Anlagen von Dahlem V werden einen Rotordurchmesser von 147 Metern haben, die Nabenhöhe der Türme wird 155 Meter betragen.
Damit ist zunächst ein zehn Jahre andauernder Planungsprozess für die 21 vom Dahlemer Gemeinderat genehmigten Windkraftanlagen zu einem vorläufigen Ende gekommen. Die Anlagen sind und werden im Gemeindewald sowie zu geringerem Teil im Privatwald gebaut. Vorläufig ist das Ende deswegen, weil noch zwei Verfahren beim Verwaltungsgericht Aachen und beim Oberverwaltungsgericht Münster anhängig sind.
Weitere Klagen gegen Dahlem V sind noch unklar
Die Klagen führt die Naturschutzinitiative (NI), denen sich inhaltlich der Naturschutzbund (NABU) Kreis Euskirchen angeschlossen hat. Sie sehen artenschutzrechtlicher Verletzungen und erheblicher Verfahrensmängel bei der aktuell gültigen – zweiten – Baugenehmigung des Kreises Euskirchen für den Windpark Dahlem IV.
Gesetzesänderung
Das Gesetz
Gegen die Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes in der derzeit geplanten Form wendet sich die Naturschutzinitiative (NI).
Die Anhörung
Der Entwurf, der in öffentlicher Anhörung am Montag, 4. Juli, vom Umweltausschuss des Bundestags beraten werden soll, verfehle sein Ziel, den beschleunigten Ausbau der Windenergie mit dem Schutz der Arten in Einklang zu bringen, so NI-Bundesvorsitzender Harry Neumann.
Die Kritik
Kritisiert wird unter anderem die geplante, weitgehende Freigabe von Landschaftsschutzgebieten für den Bau von Windkraftenergieanlagen (WEA), eine starre Festlegung auf 14 „kollisionsgefährdete“ Vogelarten und eine aus Sicht der NI Aufweichung des Tötungsrisikos für gefährdete Vogelarten durch den WEA-Betrieb. (sli)
Noch unklar ist, ob die Naturschutzinitiative auch gegen das Plangebiet von Dahlem V vor Gericht zieht. Man wolle sich dazu derzeit noch nicht äußern, so Claudia Rapp-Lange, Länder- und Fachbeirätin der NI in NRW und Sprecherin im Kreis Euskirchen, auf Anfrage.
Schwarzstorch und Rotmilan leben in dem Gebiet
Die Rotoren der neuen drei WEA von Dahlem V sollen sich an den bewaldeten Hängen des Rotbachtales drehen. Dabei handelt es sich um ein Naturschutzgebiet zwischen Dahlemer Binz und Siedlung Neuhaus, wo im Umkreis auch die WEA der Windparks Dahlem I bis IV stehen. „Wir sind fassungslos!“, hatte Claudia Rapp-Lange schon nach Bekanntwerden der Pläne im Mai 2021 festgestellt.
Zum einen seien dort wichtige Habitate des in der Region seltenen Schwarzstorches, zum anderen gebe es in diesem Bereich mittlerweile mehrere Horste des Rotmilans. Zudem liege das geplante Gebiet innerhalb eines Wanderkorridors der Wildkatzen.
Betreiber testet in Dahlem bereits neue Abschalttechnik
Aus Sicht von Dunoair werden Hinweise auf mögliche Verstöße gegen den Artenschutz zumindest mit Blick auf kollisionsgefährdete, unter Naturschutz stehende Vogelarten relativiert. Man werde beim Bau von Dahlem V durch den Einsatz einer neuartigen Krantechnik die nötigen Eingriffsflächen deutlich verringern. Der Kran benutzt ein im Hochhausbau gängiges Verfahren: Er wächst mit dem Rotorturm in die Höhe, den er als eine Art Klettergerüst benutzt. „Große Flächen für die Montage des bis zu 179 Meter langen Kranmastes entfallen so“, heißt es von Dunoair.
Zudem testet das Unternehmen nach eigenen Angaben seit dem vergangenen August an anderen WEA im Dahlemer Gemeindewald eine Kamera basierte, automatische Abschalttechnik, die auf Vogeleinflug in den Rotorenbereich reagiert. Mess- und Bilddaten werden gespeichert und evaluiert, so Dunoair Projektleiter Thilo Wemmer-Geist. Die Abschaltautomatik war auch vom Dahlemer Gemeinderat befürwortet worden.
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Ungeachtet noch möglicher rechtlicher Konflikte geht Dunoair nun zudem in die Vermarktungs-Offensive. Das Unternehmen bietet für Dahlem V eine Gewinnbeteiligung aus den Erträgen an. Das Stichwort heißt „Crowdinvesting“: Mit Beiträgen zwischen 500 und 5000 Euro zu einem festen Zinssatz und einer Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren können die Bürger der Gemeinde Dahlem und den südlichen Ortschaften der Gemeinde Hellenthal am Erfolg von Dahlem V teilhaben, so das Versprechen.