Bau-Boom in DahlemDie kleinste Gemeinde in NRW wächst
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Dahlem – 50 Baugrundstücke schafft die Gemeinde Dahlem derzeit am Ortsrand von Dahlem, weitere sind in Schmidtheim geplant. Die kleinste Kommune in Nordrhein-Westfalen sieht sich im Aufwärtstrend.
Bürgermeister Jan Lembach neigt schon berufsbedingt zum Optimismus, wenn er seine kleine Gemeinde präsentiert. Das fällt ihm derzeit relativ leicht, denn schon bei der Einwohnerzahl hat die Gemeinde mit ihren sechs Ortsteilen (Dahlem, Schmidtheim, Berk, Frauenkron, Kronenburg und Baasem) einen noch bis vor zehn Jahren andauernden Negativtrend gestoppt und umgekehrt: 4215 Einwohner waren es Ende 2019, das waren so viele wie zuletzt 2006/2007. NRWs kleinste Gemeinde wächst.
Quadratmeter kostet 55 Euro
Das merkt man in der Verwaltung auch an der laut Lembach trotz Corona anhaltend hohen Nachfrage nach Neubauplätzen. Und darauf haben die Verwaltung mit entsprechenden Vorlagen und der Gemeinderat durch Beschlüsse in der jüngsten Ratssitzung reagiert: 50 weitere Baugrundstücke in zwei Neubaugebieten am Ortsrand von Dahlem sind in Vorbereitung, in einem dritten in Schmidtheim haben Vorplanungen begonnen.
Gründe für den kleinen, aber anhaltenden Dahlemer Immobilienboom gibt es viele. Dieser Ansicht sind Hans Josef Schmitt, Jan Lembach und Dahlems Ortsbürgermeisterin Marita Schramms. Die gute Verkehrsanbindung über die B51 an die A1 nennen sie, zudem die Bodenpreise, die Lebens- und Wohnqualität, zunehmend auch Arbeitsplätze in der Eifel. „Auch das immer wichtiger werdende Home Office, gerade seit Corona“, so Bürgermeister Lembach. Er vermutet auch, „dass sich herumspricht, dass die Gemeinden in der Eifel die Pandemie einfach besser handeln können als die Großkommunen in den Ballungsgebieten.“
Er hat eine neue Statistik des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln dabei. Dort hat Dahlem beim „Dynamik-Ranking“, das die Zukunftsfähigkeit von Kommunen und Städten in NRW bewertet, Platz 43 von allen 396 Städten und Gemeinden belegt. Im „Heimat-Check“ dieser Zeitung kam Dahlem im vergangenen Jahr auf Platz eins im gesamten Verbreitungsgebiet.
„Der Speckgürtel um Köln/Bonn wandert immer mehr in die Eifel“, sagt Schramm. Das sehe man an den großen Neubaugebieten von Weilerswist über Zülpich, Mechernich und Nettersheim – eben bis Dahlem. „Nur Dahlem“, so Schramm schmunzelnd, „ist nicht Speck, sondern Filet!“ (sli)
„Wir haben im vergangenen Jahr 40 Bauplätze verkauft, wo es sonst über Jahre nur eine Handvoll waren“, freut sich Lembach. Er steht gerade auf der Wiese im Neubaugebiet „Auf Schieferstein“: 25 Parzellen stehen dort laut Bebauungsplan zur Verfügung, als unverbaubare Südhanglage am Rennpfad unterhalb des Bahnhofs werden die Grundstücke beschrieben, die direkt an den Außenbereich von Dahlem grenzen. Der Quadratmeterpreis liegt bei 55 Euro – natürlich komplett erschlossen.
Von solchen Konditionen können „Städter“ auf der Suche nach Platz für ihr Eigenheim nur träumen. Seit Jahren werden daher nach Angaben Lembachs im Rathaus in Schmidtheim sowohl einheimische junge Familien als auch auswärtige Interessenten vorstellig, wenn es um Neubauplätze geht.
Ungewöhnliche Mischung
„Auf Schieferstein“ hat gerade auf Basis des Bebauungsplans das Umlegungsverfahren begonnen. Drei private Grundstücksbesitzer werden in dem Rahmen angefragt, ob sie ihr Land zum festgelegten Preis verkaufen oder selbst bauen wollen. Ab 2021 soll die Vermarktung beginnen. 55 Euro der Quadratmeter gilt auch für 25 neue Bauplätze im zukünftigen Baugebiet „Auf der Menn II“ oberhalb des Tennisplatzes am Ortsrand von Dahlem, wo derzeit ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Schließlich soll in Schmidtheim das Neubaugebiet „Auf der Komm“ ausgeweitet werden.
So versucht die Gemeinde die Erfolgsgeschichte des bislang größten Neubaugebiets an der Markusstraße fortzuschreiben. Von den 100 Grundstücken oberhalb Dahlems sind 85 verkauft, zudem wurden in dem Bereich ein Seniorenheim und die Caritas-Tagespflege gebaut. „Eine solche Mischung mit jungen Familien und Senioreneinrichtungen ist für ein Neubaugebiet schon ungewöhnlich“, so Lembach.
Nicht nur Bauland, das in der Regel zur Ortsabrundung geschaffen wird, findet in Dahlem Interessenten: „Wir verkaufen auch aus dem Bestand Häuser in den Orten. 19 waren es im vergangenen Jahr alleine durch die Gemeinde, 39 weitere durch Privatleute. Es gibt nicht viel Leerstand“, so Hans Josef Schmitt, Vorsitzender des Haupt- und Planungsausschusses.