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ErinnerungMit Ecken und Kanten: Gedenkstein für den „Eifelpapst“ in Blankenheim aufgestellt

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Professor Wolfgang Schumacher vor einem Baum.

Das Naturdenkmal Süntelbuche war für Wolfgang Schumacher der „schönste Platz in der Eifel“.

Der Gedenkstein steht vor dem Naturdenkmal Süntelbuche oberhalb des Seidenbachtals – Schumachers Lieblingsplatz in der Eifel.

Ein zwei Tonnen schwerer Grauwackeblock erinnert nun an den am 29. Oktober 2023 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Biologen und Bodenkundler Prof. Dr. Wolfgang Schumacher. Der „Eifelpapst“, wie er von vielen genannt wurde, gilt als Begründer des Vertragsnaturschutzes in NRW.

Aufgestellt ist der Stein, den Steinmetzin Ulrike Glaubitz vom LVR-Freilichtmuseum Kommern bearbeitet hat, vor dem Naturdenkmal Süntelbuche oberhalb des Seidenbachtals. Das Naturschutzgebiet bei Nonnenbach ist in Besitz der NRW-Stiftung.

Schumacher hatte das Tal und auch die mehr als 250 Jahre alte Buche als seinen „Lieblingsplatz in der Eifel“ bezeichnet und immer wieder von der Wildpflanzenblüte im Seidenbachtal geschwärmt: vom blauvioletten Blütenmeer des Enzians oder von den unzähligen Herbstzeitlosen.

Schumacher gilt als Vater des Vertragsnaturschutzes

Letztere blühten auch wie bestellt, als der Gedenkstein enthüllt wurde – anlässlich des 80. Geburtstages Schumachers, im Beisein seiner Witwe Rita Schumacher, der Familie und zahlreicher Ehrengäste. Der Grauwackebrocken sei doch wie Schumacher selbst: „Mit Ecken, Kanten, Rundungen und Gewicht“, so Harry Kurt Voigtsberger, Ehrenvorsitzender der NRW-Stiftung. Deren Vorstandsmitglied war Schumacher von 1978 bis 2017, seit 2002 ihr Vizepräsident.

Mit ihr, so Voigtsberger, entwickelte Schumacher, der von 1985 bis 2010 eine Professur an der Universität Bonn innehatte, die Idee des Vertragsnaturschutzes: Landwirte sollten Ausgleichszahlungen für die extensive Bewirtschaftung von Flächen mit seltenen oder geschützten Pflanzen erhalten.

Harry Kurt Voigtsberger, Carsten Vorwig, Ulrike Gaubitz, Rita Schumacher und Landrat Markus Ramers stehen hinter dem Stein mit der Aufschrift „In dankbarer Erinnerung an Prof. Dr. Wolfgang Schumacher 1944-2023 NRW-Stiftung “.

Der Gedenkstein für den „Eifelpapst“ Wolfgang Schumacher mit den Initiatoren Harry Kurt Voigtsberger (v.l.), Carsten Vorwig, Ulrike Gaubitz, Rita Schumacher und Landrat Markus Ramers.

Das habe nicht nur aufgrund seiner zutiefst empathischen Art geklappt und der Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und sie für eine Sache zu begeistern, so Voigtsberger – sondern auch wegen seiner Hartnäckigkeit, an einer Sache dran zu bleiben, wenn sie ihn überzeugt habe.

„Schumacher konnte mit den Bauern. Er hat sie von Dingen überzeugt, die sie eigentlich gar nicht wollten“, zitierte Landrat Markus Ramers ein geflügeltes Wort über Schumachers Verhandlungsgeschick. Ohne ihn könne die Geschichte des Naturschutzes in NRW, sogar in Deutschland, jedenfalls nicht geschrieben werden, gab sich Voigtsberger überzeugt.

Schumacher motivierte die Landwirte in NRW zum Naturschutz

Dem Lob stimmte am Rand der Feierstunde auch Carsten Vorwig, Leiter des LVR-Museums Kommern, zu, das mit dem Kreis Euskirchen und privaten Förderern die Idee des Gedenksteins umsetzte: „Durch Professor Schumacher und die Loki-Schmidt-Stiftung wurde in den 1970er Jahren die Ökologie im Museum ausgebaut. Er hat auf dem Museumsgelände mehr als 50 Pflanzenarten gefunden und bestimmt. Die Museumsökologie ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.“

Zu den Ehrengästen gehörten neben der Blankenheimer Bürgermeisterin Jennifer Meuren, ihrem Mechernicher Amtskollegen Dr. Hans Peter Schick und den Altbürgerbürgermeistern Wilfried Pracht (Nettersheim) und Alois Sommer (Schleiden) auch einige, die den Träger des Bundesverdienstkreuzes, des NRW-Verdienstordens und des Rheinlandtalers schon lange kannten.

Er liebte die Eifel und wurde von seinen Schülern vereehrt

Wolfgang Scheidtweiler etwa, gebürtiger Wachendorfer und Förderer der Klöster Steinfeld und Mariawald, besuchte mit Schumacher die Volksschule: „Wir sind als Kinder auf Orchideensuche in die Eifel gegangen.“ Schumacher habe später bei der Durchforstung des Waldes bei Kloster Steinfeld geholfen, Pflanzen zu bestimmen, „die wir nicht kannten, und sie zu schützen“.

Die Eifel war für den in Antweiler geborenen und zeit seines Lebens seiner Heimat eng verbundenen Schumacher die Landschaft, die ihn „zutiefst berührt hat, wenn er über sie sprach“, so Voigtsberger. Ihr war er auch beruflich seit seiner Zeit als Volksschullehrer in Marmagen verbunden. „Wir haben ihn verehrt. Er war ein Lehrer, bei dem wir lernen wollten, bei anderen mussten wir lernen“, so Christine Voß, geborene Poth, die den Pädagogen Wolfgang Schumacher wegen dessen „Ruhe, Zuneigung und Verständnis“ schätzte.

Voß und alle, die sich am Gedenkstein an Wolfgang Schumacher erinnern wollen, sollen schon bald vor der Süntelbuche am Gedenkstein einen Platz finden, an dem sie verweilen können. „Wir werden hier eine Bank aufstellen“, versprach Landrat Markus Ramers.