Abschied vom StandesbeamtenDie RTL-„Traumhochzeit“ machte Willi Weber berühmt
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Bad Münstereifel – Dass Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ihren beliebten und überregional bekannten Mitarbeiter und Standesbeamten Willi Weber so ohne weiteres gehen lassen würde, hatte niemand so recht erwartet. Dem Wunsch des 62-Jährigen entsprechend, nimmt er seit vergangener Woche offiziell die sogenannte passive Phase der Altersteilzeit in Anspruch. Damit könne er einiges viel ruhiger angehen lassen, sagte Weber, und sich noch mehr des Lebens erfreuen.
Bundesweit bekannt wurde der gebürtige Bonner in den 1990er-Jahren bekannt, als sich eine RTL-Gilde nach mehreren Castingrunden für den Mann aus der Eifel mit dem rheinischen Akzent und dem gepflegten Zwirbel-Schnäuzer als Markenzeichen entschied.
In rund 100 ausgestrahlten Folgen der „Traumhochzeit“ erklärte Weber heiratswillige Paare vor Moderatorin Linda de Mol und einem Millionenpublikum zu Mann und Frau. Nach dem innigen Kuss flogen die weißen Tauben und für das Brautpaar gab es zum krönenden Abschluss noch eine Reise in die vom Sender gesponserten Flitterwochen.
So etwas gab es bis heute natürlich nur im Fernsehen und nicht nach erfolgter Trauung im roten Rathaus. Neben Sänger Heino und Ehefrau Hannelore greifen seit zig Jahren Heiratswillige auch außerhalb des Standesamtes auf Weber zurück, um sich das Jawort zu geben.
Zuletzt am Radioteleskop Stockert bei Eschweiler, wo Weber gleich zwei Eheschließungen vollzog und es genauso toll fand, wie die beiden Brautpaare. In den letzten drei Monaten seiner Amtszeit trug der 62-Jährige ein Maßband in der Hosentasche, von dem jeden Tag ein Stück abgeschnitten wurde.
„Das haben wir früher bei der Bundeswehr schon so gemacht“, erzählt er. Nachdem der letzte Schnipsel des Messutensils nun gefallen ist, soll für Deutschlands berühmtesten Standesbeamten allerdings noch lange nicht Schluss sein. Ganz nach seinem Motto „Wassermänner brauchen immer mal was Neues“, verabschiedet sich Weber nach fast 30 Dienstjahren in den Unruhestand.
„Ich bin den Verantwortlichen der Stadt sehr dankbar, dass sie mir ermöglichen, vorzeitig aus dem Beruf zu gehen“, sagt Willi Weber. Dieser Schritt bedeute für ihn mehr Zeit für private Dinge – Motorradfahren auf einer seiner Oldtimer-Maschinen etwa – und ein Mehr an Lebensqualität. Kein Wecker, der früh morgens klingelt und kein Termindruck.
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn war er als stellvertretender Leiter der Kurverwaltung mit der Organisation von Ausstellungen, Konzerten und Straßenfesten betraut, berichtet er. „Das war auch ein sehr interessanter Job, aber ich wollte gerne mit Menschen zu tun haben.“
„Trauungen sind eine angenehme Sache"
Daher griff er zu, als eine Stelle als Standesbeamter vakant wurde. „Trauungen sind eine angenehme Sache. Da sind meistens positive Emotionen im Spiel“, meint Willi Weber augenzwinkernd. „Dass der Produzent der Traumhochzeit 1991 auf mich zukam, war ein Glücksfall und hat mein Leben revolutioniert“, resümiert er. Jedoch, betont Weber, stand seine Arbeit für die Kurstadt stets im Vordergrund.
Mit der Traumhochzeit-Ära hätten sich die standesamtlichen Eheschließungen zunehmend weg vom reinen Verwaltungsakt hin zu persönlich gestalteten Zeremonien entwickelt. Noch individueller geht es nur bei freien Trauungen zu, so Weber, die er seit Mitte der 90er Jahre durchführt.
Selbst seit 2007 mit seiner Frau Ines verheiratet, habe die Institution der Ehe gerade heute an Wert gewonnen, findet er: „Die Zeiten sind so schnelllebig geworden, da ist es ein Zeichen der Wertschätzung, das man seinem Partner entgegenbringt.“
150 Trauungen im Jahr
Wie viele Brautpaare er über die Jahre getraut hat, kann er nicht beziffern, sagt der Standesbeamte: „Ich habe nie gezählt, da es mir nie darum ging, damit zu protzen.“ 1990 habe er begonnen und im Schnitt jedes Jahr 150 Trauungen in Bad Münstereifel durchgeführt. Eine ungefähre Anzahl könne man also hochrechnen.
Sorgen um einen Nachfolger braucht sich die Stadt Bad Münstereifel keine zu machen. Wie Pressesprecherin Marita Hochgürtel bestätigte, gebe es mehrere geschulte Kollegen bei der Stadt, die aktuell und in Zukunft eine Anlaufstelle für Heiratswillige böten. (hab)