Bad Münstereifel – Spontane Ideen sind oft die besten. Der Einladung des Stadtmarketingvereins „Bad Münstereifel aktiv“ in die Grundschulturnhalle am Dienstagabend sind so viele Gewerbetreibende und Interessierte gefolgt, dass das Treffen wegen der Corona-Vorschriften ins Freie verlegt werden musste. Mehr als 60 Münstereifeler versammelten sich vor dem Puma-Store und lauschten den Ausführungen der neuen Führungsriege des Stadtmarketingvereins.
„Bad Münstereifel wird schöner und besser sein als vorher“, glaubt dessen Vorsitzender Michael Starkel. Mit dem Aufbau müsse man mutig sein und neue Wege gehen. „Keine Idee ist zu doof, dass sie nicht angehört werden kann“, so sein Motto. Sein Stellvertreter Christopher Haep sagt: „Wir haben die einzigartige Chance, die Stadt schöner aufzubauen, als sie war.“ Dazu müsse auch das City-Outlet mit ins Boot geholt werden, denn „das City-Outlet kann nur mit uns und wir, die Gaststätten, Restaurants und Hotels, können nur mit dem City-Outlet.“
Gemeinsame Verkaufsfläche
Der neue Vereinsvorstand setzt auf Gemeinschaft. Aus diesem Grund war angedacht, in den Hettner-Hallen vor den Toren der Stadt eine gemeinsame Verkaufsfläche für Gewerbetreibende einzurichten. „Das wäre ein mediales Leuchtturmprojekt geworden“, ist sich Michael Starkel sicher. Die Umsetzung scheiterte aber an zu hohen Kosten für den kurzen Zeitraum von wenigen Monaten. Die Idee will Michael Starkel aber weiterverfolgen. „Wir wollen das Projekt Hettner in die Stadt bringen – für euch und mit euch.“ Denkbar sei eine Containerlösung. Damit würde man die Ambition unterstreichen, so schnell wie möglich wieder öffnen zu wollen und Gäste, Publikum und Touristen in der Stadt zu behalten.
Die Planungen der Stadt
Die Stadt Bad Münstereifel hat ambitionierte Ziele, wie Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian bei dem Treffen berichtete. Dabei muss sie aber einen schwierigen Spagat schaffen. Sie muss die Menschen, die momentan nicht mit Strom oder Gas versorgt sind, schnellstmöglich wieder an die Netze bekommen. Gleichzeitig will sie aber auch zukunftsträchtig agieren.
Die Planungen für den Bahnhofsvorplatz werden angepasst, die Hindernisse für die lange geforderte Rollatorspur auf Werther und Orchheimer Straße gibt es nicht mehr, und in die Straßen sollen keine Kupferkabel für Telekommunikation und Internet verlegt werden, sondern gleich Glasfaser und zusätzlich Leerrohre.
Zusätzlich muss aber auch die Sicherheit entlang der innerstädtischen Erft hergestellt werden. „Wir werden die Erftmauer wieder hochziehen und klären erst danach, wer die Kosten trägt.“ Gleichwohl weiß sie um die oft schwierige Verfügbarkeit von Handwerkern und Material. Im Winter, vorzugsweise bis Dezember, so hofft Preiser-Marian, soll eine Asphaltschicht auf den beschädigten Straßen in der Kernstadt liegen. Erst danach geht es an die Kosmetik, also die Pflasterung und die Barrierefreiheit. Den betroffenen Bürgern und Geschäftsleuten verspricht sie: „Die Verwaltung ist rund um die Uhr für Sie da, denn wir haben das gleiche Ziel: Wir schaffen das gemeinsam.“
Crowdfunding
Martina Frenzel, die seit vier Monaten in der Orchheimer Straße lebt, hat die Facebookseite „leben-in-muenstereifel.de“ an den Start gebracht. Auf ihr können Gastrobetriebe, Läden und Dienstleister Spendenkonten veröffentlichen. Die Seite erfüllt aber nicht nur den Zweck, dass Menschen Geld an Gewerbetreibende überweisen können. „Durch die Seite ist Bad Münstereifel auch präsent“, sagte Frenzel am Dienstagabend.
Weihnachtsmarkt
Es soll laut Michael Starkel „definitiv unter Umständen“ einen Weihnachtsmarkt in Bad Münstereifel geben – wenn auch nicht so groß. Der Weihnachtsmarkt soll an Orten aufgebaut werden, die nicht so stark beschädigt wurden. Am besten eignet sich nach Vorstellungen des Stadtmarketingvereins die Marktstraße dafür. Eine Einschränkung gibt es aber doch: „Wir wollen keine Touristen anlocken, der Weihnachtsmarkt soll für Bürger und Gewerbetreibende sein.“ Für die weiteren Planungen will man das City-Outlet mit ins Boot holen.
Das City-Outlet
Auch City-Outlet-Investor Marc Brucherseifer war am Dienstag anwesend. Er ist sogar Mitglied im städtischen Krisenstab. Für ihn ist klar: „Die Schaffung einer Infrastruktur in nutzbarer Qualität ist Grundvoraussetzung.“ Nach derzeitigem Stand will das City-Outlet im zweiten Quartal 2022 wieder eröffnen, geplant ist der Juni. Bei der Wiedereröffnung müssten 85 Prozent der Ladenflächen am Start sein, damit das Angebot attraktiv sei. Der Wiederaufbau seiner Objekte – Brucherseifer hat nicht nur Gebäude im Stadtkern, sondern auch in den Außenorten – sei eine „noch nie dagewesene Herausforderung für mich“.
Die City-Outlet-Läden sollen angepasst werden – in Sachen Brandschutz, aber auch in Richtung Hochwasserschutz, denn „mit einer Zunahme von Starkregenereignissen müssen wir rechnen“, sagte er. Er will die Geschäfte mit dichteren Türen und Panzerglas ausstatten.
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An die anderen Gewerbetreibenden gerichtet, sagte er: „Wir sind keine Wettbewerber von Ihnen, wir haben die Menschen hergeholt. Wir müssen uns gemeinsam aufstellen gegen den Onlinehandel.“
Auch an die Zukunft denkt er. Einen Projektstopp gibt es nicht, am Neubau an der Alten Zimmerei hält er fest. „Mein Vater und mein Opa würden sich im Grab umdrehen, wenn ich jetzt nicht weitermachen würde“, sagt Marc Brucherseifer.
Die positive Energie der letzten Wochen müsse für die nächsten Monate konserviert werden. Das City-Outlet plane auch eine Wiedereröffnungsfeier, „diesmal aber als große Gemeinschaft. Damals habe ich 400 000 Euro für die Eröffnungswoche hingelegt, das ist mir diesmal nicht möglich“.
Brucherseifer teilte außerdem sein Know-how mit den anderen Gewerbetreibenden. Bei Neubauten in der Stadt spricht er von einem „monolithischen Aufbau“ mit Mauern aus einem Material, das kein Wasser aufnimmt. Und vor einer Wiedereröffnung müsse jedes Geschäft freigetestet werden. Die Bauphysik müsse frei von Schäden sein – damit sind auch Keime gemeint. Wer das nicht mache und es würden später Schäden festgestellt, hafte mit seinem Privatvermögen. Unter anderem würden Geschäftsräume im Outlet mit Ozongas keimfrei gemacht.
Fotoprojekt
Der Kölner Fotograf Joachim Rieger will den Wiederaufbau in einem Fotoprojekt festhalten und dokumentieren. „Ich bin für sensible Fotografie bekannt“, sagte er am Dienstagabend, als er sich vorstellte und um Unterstützung bat.
Bad Münstereifel aktiv
Am 30. Juni, also zwei Wochen vor der Flutkatastrophe, wurde ein neuer Vorstand des Stadtmarketingvereins „Bad Münstereifel aktiv“ gewählt. Vorsitzender ist Michael Starkel, zweiter Vorsitzender Christopher Haep. Als Schatzmeister fungiert nach wie vor Dietrich Brosinsky, Schriftführer ist Hubert Jost. Als Vertreterin der Stadt ist Berit Klandt Beisitzerin, weitere Beisitzer sind Steven Koenig und Michael Schmidt-Hopp.
„Wir können die Segel anders setzen“
Der neue Vorstand wurde zwei Wochen vor der Flut gewählt. Was hatten Sie geplant?
Wir hatten ein gemeinsames Ziel: Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. Wir wollten mit diesem verjüngten Vereinsvorstand eine Veränderung in der Stadt, beispielsweise neue Medien nutzen. Ich hatte ein 60-seitiges Marketingkonzept erarbeitet, an dem habe ich ein halbes Jahr gearbeitet. Das konnte ich dann am 14. Juli zerreißen.
Wie sehen die Ziele jetzt, nach der Flut, aus?
Wir sind immer noch in der Helferphase, haben nichts Konzeptionelles. Deshalb schaffen wir derzeit nur provisorische Dinge und bieten unsere Unterstützung an. Im November/Dezember wollen wir aber ins Konzeptionelle einsteigen. Ich finde: Es gibt für einen Vorstand doch nichts Schöneres, als bei null anzufangen.
Was wollen Sie anders machen als der alte Vorstand?
Wir wollen dynamischer und kreativer sein, mit Mut zur Veränderung, den wir auch dem Gewerbe mitgeben wollen. Wir benötigen andere Konzepte und wollen allen bei der Gestaltung Mitspracherecht ermöglichen.
Mit Michael Starkel sprach Thomas Schmitz