- Heino, City-Outlet, vielleicht noch Kneipp-Kurort – das sind die häufigsten Assoziationen mit Bad Münstereifel.
- Doch was fehlt in der Stadt? Vor der Kommunalwahl 2020 stellen wir die Stadtentwicklung auf die Probe.
- Die im Rat vertretenen Parteien schildern ihre Positionen.
Bad Münstereifel – Fragt man Außenstehende, was sie mit Bad Münstereifel verbinden, hört man meistens: Da wohnt doch der Heino oder da gibt es doch das City-Outlet im historischen Kernstadt. Einige erinnern sich vielleicht auch an den Kneipp-Kurort. Allerdings hat die Stadt mit ihren 57 Außenorten und Wohnplätzen noch einiges mehr zu bieten.
Zurzeit in aller Munde ist das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK). An einigen Stellschrauben soll in der Kernstadt gedreht werden; außer Acht lassen darf man dabei aber auch die weitere Entwicklung und Anbindung der vielen, zum Teil kleinen Außenorte von Bad Münstereifel nicht. Da gilt es sicherlich, den öffentlichen Personennahverkehr oder das Anrufsammeltaxi weiter zu verbessern. Aber auch die Grundversorgung mit Ärzten, Schulen, Kindergärten oder Läden zum Einkaufen sollte nicht vernachlässigt werden. Ganz zu schweigen von schwachem Internet und Funklöchern in den Handy-Netzen.
Magneten für den Tourismus reichen nicht aus
Heino und das City-Outlet ziehen täglich viele Touristen in die Kernstadt. Aber meistens reisen sie abends wieder heim. Dies liegt sicherlich an der zu geringen Kapazität an Übernachtungsmöglichkeiten. Hotels gibt es zwar in der Kurstadt, aber meistens haben diese nicht die Möglichkeit, größere Gruppen zu beherbergen.
Außerdem rechnen sich größere Hotels in der Regel erst ab einer Kapazität von über 100 Betten. Da benötigt die Stadt einen potenten Investor, der bereit ist, solch einen Hotelkomplex mit Wellnessbereich und Tagungsräumen zu bauen. Nicht auszuschließen, dass sich am ehemaligen Parkhotel im Schleidpark demnächst in der Richtung etwas tun wird. Außerdem will der neue Eigentümer das Historische Kurhaus im Nöthener Berg modernisieren und erweitern. Im Tourismusbereich hat die Stadt einiges zu bieten – ob Wandern oder Radfahren beispielsweise. Und das sollte auch Gastronomen und Hoteliers in die Karten spielen.
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Aber auch neue Baugebiete, speziell für junge Menschen, die in Bad Münstereifel aufgewachsen sind und nach dem Studium dorthin zurückkehren wollen, sollten geschaffen werden. Das Gleiche gilt für die Erschließung neuer Gewerbegebiete. Auf einem guten Weg sind Rat und Verwaltung, was die Umgestaltung des Bahnhofs angeht. Denn der Bereich ist eine Art Aushängeschild für diejenigen, die mit der Bahn anreisen. Die Deutsche Bahn AG muss jetzt nur noch die Genehmigung zur Verkürzung der Schienen und zur Versetzung eines alten Prellbocks erteilen. Wenn dies geschehen ist, kann auch der Busbahnhof auf die andere Bahnhofseite verlegt werden.
Schön ist das Verweilen zwischen den beiden Stadttoren. Allerdings für Menschen mit Behinderungen und Leuten mit Kinderwagen nicht immer ganz einfach. Grund dafür ist das historische Altstadtpflaster. Allerdings ist man auch da fleißig in Überlegungen, eine entsprechende Lösung zu finden: Eine Art Rollatorbahn war und ist im Gespräch.
Einkaufen in Wald wird auch bald möglich sein. In Kürze findet der Spatenstich für den Bau eines Norma-Marktes statt. In Mahlberg soll Anfang September die Grundsteinlegung für einen neuen Kindergarten vollzogen werden
Die Zukunftsziele der Parteien
Sechs Gruppierungen sind im Rat vertreten: CDU, SPD, FDP, UWV, Bündnis 90/Grüne und Die Linke. Sie treten bei der Kommunalwahl am 13. September an. Aber welche Ziele verfolgen sie, mit welchem Wahlprogramm wollen Sie überzeugen?
Christdemokrat Ludger Müller liegt insbesondere die Stadtentwicklung am Herzen: „Wir wollen mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) unser Städtchen auf Vordermann bringen.“ Es müsse aber eine gute Verzahnung mit den Dörfern geben, um diese am Leben zu halten. Jungen Familien soll günstiges Bauland angeboten, die Infrastruktur weiter verbessert werden. Die Außenorte sollen mit dem AST oder Bussen an die Bahnschiene angebunden werden. Außerdem will die CDU mehr auf alternative Energien setzen und für eine Verbesserung der Internetgeschwindigkeit und des Handyempfangs sorgen.
Sozialdemokrat Karl Michalowski und seine Partei wollen sich auf die unmittelbaren Bedürfnisse der Bürger konzentrieren. „Wir wollen, dass die Bürger in die Entscheidungen mehr einbezogen werden.“ Weiterhin will sich die SPD für mehr Kita-Plätze und flexiblere Betreuungsformen über den Tag verteilt sowie bezahlbaren Wohnraum einsetzen. „Über die ganzen ISEK-Projekte muss man noch mal reden und insbesondere an die Folgekosten denken“, so der SPD-Mann. Schließlich wolle man in zwei Jahren einen ausgeglichenen Haushalt aufweisen. Zudem müsse mehr für den Klimaschutz getan werden – eine Art Bürgerwindpark kann sich Michalowski vorstellen.
Christof Milischewski und seine Kollegen von der FDP wollen für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen: „ Es gibt neben dem Outlet auch noch mehr. Wir müssen unbedingt neue Gewerbegebiete ausweisen.“ Der Liberale denkt dabei an Gebiete in Autobahnnähe und im Bereich von Arloff. „Wir müssen darauf achten, dass sich auch bestehende Betriebe und Firmen ausweiten können, damit sie nicht abwandern.“ Des Weiteren strebt die FDP die Konsolidierung des Haushaltes an, ohne weitere Steuererhöhungen. Vorstellen können sich die Liberalen auch Kooperationen mit Nachbargemeinden. Bei der Förderung von regenerativen Energien setzt man mehr auf Photovoltaikanlagen als auf Windkraft. Außerdem sollen neue Baugebiete für junge Familien entwickelt werden.
Edmund Daniel und seine UWV wollen die Kommunikation mit den Bürgern entscheidend verbessern: „Das ist in der Vergangenheit nicht immer gut gelaufen – denken wir nur an den Straßenausbau und die damit verbundene Erhebung der Beiträge oder der geplante Verkauf des Kurparkwäldchens.“ Auch die UWV setzt bei den regenerativen Energien nicht auf die Windkraft. Daniel und Kollegen favorisieren Photovoltaikparks. Weitere Themen sind die Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit. „Das ist im digitalen Zeitalter gar kein Problem mehr und setzt Personal für andere Aufgaben frei“, erklärt Daniel. Die UWV macht sich auch für die Bildung eines Stadtsportverbandes stark, „damit nicht jeder Verein allein herumwurschtelt“. Zudem sollen Digitalisierung der Schulen und Mobilität der Jugendlichen, besonders in den Außenorten, verbessert werden.
Dr. Kerstin Oerter von der Partei Bündnis 90/Die Grünen legt den Schwerpunkt auf Klima-, Umwelt- und Naturschutz. „Das Klimaschutzkonzept unser Stadt ist gut, muss aber schneller und konsequenter umgesetzt werden“, so Oerter. Bei regenerativen Energien mache es der Mix aus Windrädern und Photovoltaikanlagen. Ihre Partei möchte aber auch mehr kind- und jugendgerechte Angebote für die Freizeit. Außerdem sollen die Kinder für die digitale Welt zukunftsfähiger werden.
Thomas Bell ist Spitzenkandidat der Linken und Kandidat für das Bürgermeisteramt. Die Stadt, so die Linken, müsse sich breiter aufstellen und nicht nur an den Einzelhandel denken.