Heimbach – Da drückten die anwesenden Vertreter der Kommunen schon einmal kräftig die Daumen, als die Kinder, die bei der Malaktion mitgemacht hatten, die Zettel mit den Losen aus dem von der Vorsitzenden der Lit.Eifel, Marga Ritter, gehaltenen Schüsselchen zogen. Denn sechs bunt bemalte Telefonzellen wurden in diesem Moment ihrer neue Heimat in den Eifelorten Blankenheim, Monschau-Kalterherberg, Simmerath-Lammersdorf, Mechernich und Schleiden zugeordnet.
Kinder und Künstler der Kunstakademie
In einer zweiwöchigen Aktion waren sie gemeinsam von Künstlern der Internationalen Kunstakademie und den Kindern gestaltet und anschließend mit neuem Innenleben versehen worden, um in Zukunft ihre neuen Bestimmung als Büchertauschzelle erfüllen zu können.
„Jedes Objekt hat seine Geschichte“, sagte der Direktor der Internationalen Kunstakademie Heimbach, Professor Dr. Frank Günther Zehnder, bei der Präsentation der Zellen im Hof der Akademie. Früher hätten die Zellen dem Dialog gedient, jetzt würden hier die literarischen Dialoge gepflegt. „Wenn die Menschen nicht zum Buch kommen, dann kommt das Buch zum Menschen“, das sei schon bei der ersten Telefonzellenaktion vor fünf Jahren die Idee gewesen.
Das funktioniert, wie Brit Possardt bestätigte, die mit Angelika Cremer die Bücherzelle an der Heimbacher Hengebachburg pflegt. „Uns wurde gesagt, das sei die am besten laufende Bücherzelle in der Region“, sagte sie stolz. Was auch Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler bestätigte: „Ich habe das Gefühl, die ist mehr frequentiert als unsere alte Stadtbibliothek.“ Die Büchertauschzellen würden Kunst anfassbar und Literatur schmackhaft machen. Gerade Kinder würden angelockt.
Früher lange Schlangen vor den Telefonzellen
Er erinnerte an die Zeiten vor der Verbreitung des Handys, als Telefonzellen oft die einzige Kommunikationsmöglichkeit boten. In seiner Zeit als Wehrdienstleistender bei der Bundeswehr hätten sich abends um 18 Uhr immer lange Schlangen an der vor der Kaserne aufgestellten Telefonzelle gebildet. Doch das ist nur noch eine Erinnerung, und so werden die einst in markantem Gelb oder Pink gehaltenen Häuschen nun gern als Bücherzellen reaktiviert, um so in etwas anderer Form die menschliche Kommunikation zu fördern.
Gestaltet wurden die Bücherzellen von den Künstlern Wieslawa Stachel, Nate Anspaugh, Viorel Chirea, Michael Koch und Antonio Nunez, die sich in den Hallen des Heimbacher Bauhofes mit den Kindern gemeinsam an die Arbeit machten, um den Zellen ein neues Outfit zu verpassen.
Mit Schutzlack und neuem Innenleben
Mit einem Schutzlack und einem neuen Innenleben versehen werden die zum Bücherschrank umfunktionierten Zellen nun an ihre neuen Standorte kommen. Koordiniert wurde die Aktion von Marielle Bruno de Sá, Kulturpädagogin der Internationalen Kunstakademie.
Eine ist als Ersatz eines Vorgängermodells geplant. Denn durch die Flut im Juli 2021 war die am Schleidener Driesch aufgestellte Bücherzelle so beschädigt worden, dass sie nicht mehr repariert werden konnte und nun ersetzt werden musste.
Kleine Ausstellung im Innenhof der Kunstakademie
Die Gemünder Zelle, die am Marienplatz steht, hat das Hochwasser besser überstanden und ist bereits wieder in Betrieb. Allerdings habe die Katastrophe auch bei ihr Spuren hinterlassen. Daher soll sie demnächst von der Schleidener Künstlerin Maf Räderscheidt, die sie in der ersten Telefonzellenaktion vor fünf Jahren gestaltet hatte, wieder instandgesetzt werden, kündigte Ritter an.
Noch zwei Wochen lang, während die kommunalen Bauhöfe die Fundamente für die neuen Standorte vorbereiten, werden die sechs künstlerisch gestalteten Büchertauschzellen als kleine Ausstellung im Innenhof der Kunstakademie stehen und können dort besichtigt werden.