Neunzig Personen haben sich beim Opladener „Probierwerk“ zum „Meet the Founders“ angemeldet – einem Treffen, das sich an gründungsinteressierte Studenten wendet. Die erwartungsvolle Menge, größtenteils Männer zwischen 20 und 50, sitzt nun im warmen Saal des Innovationszentrums. Alle haben sich Schilder mit ihren Vornamen auf die Brust geheftet, denn vor allem wird es heute um eines gehen: das Netzwerken. Ein gemeinsames Barbecue veranstalten Tom Frenzel und Benjamin Schulz vom Probierwerk jeden Monat. Auch heute werden die Teilnehmer auf das Grillen im Anschluss hingewiesen.
Drei Interviews
Anna-Lena Kümpel, „Start-up-Agentin“, leitet durch den Abend und interviewt die drei eingeladenen jungen Gründer. Die Sprechzeit wird mit einem Wecker gemessen. Nach zwanzig Minuten zieht der Duft von Kohle durch den Raum.
Als Kümpel fragt, wer denn zur Zeit Student ist, hebt nur knapp die Hälfte des Publikums die Arme.
Die erste Start-up-Gründerin, die heute zu Wort kommt, Lea Nikbin, ist eine von ihnen. Gerade steckt sie in der Vorbereitung auf das Jura-Examen. Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie vor etwa einem Jahr ein Unternehmen gegründet, das Adventskalender herstellt. Nikbin erzählt von den Startschwierigkeiten, von einer Wohnung voller Produkte, von dem Umgang mit negativem Feedback.
Mehr als 12 000 Geschenke haben sie, ihr Freund und ihre Mutter letztes Jahr für ihr Projekt „Adventsome“ eingepackt. Dabei unterstützen sie selbst wiederum andere Start-ups durch die Verwendung ihrer Produkte. „Es war viel Learning by Doing“, erzählt Nikbin, und „ich würde die Gründung jedem empfehlen. Man macht tolle Erfahrungen, kann daran wachsen, neue Leute kennenlernen und dazu ist die Arbeit flexibler als jeder andere Nebenjob.“
Patrick Hütter kommt als nächstes nach vorne. Der Mittzwanziger redet schnell und konzentriert. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht, als er schon in jungen Jahren die ersten Projekte startete. Sein erfolgreiches Software-Unternehmen, „Encircle360“, hat er damals einen Tag nach seinem 18. Geburtstag gegründet. „Weil meine Eltern das nicht so richtig verstanden haben.“
Viel selbst beigebracht
Auch Hütter hat sich viel selbst beigebracht. Das Programmieren lernte er in den Sommerferien, ohne Internetanschluss, bei den Großeltern. Immer wieder kamen ihm Ideen für neue Projekte, er verliert keine Zeit, hat immer das Ziel vor Augen. Er rät: „Fokus ist wichtig, man muss Entscheidungen treffen und nicht aufschieben, und sich auch mal auf das Bauchgefühl verlassen. Gerade im Kontakt, beim Netzwerken.“
Zuletzt findet eine Podiumsdiskussion mit allen Interviewten statt. Kristian Söhl von der Leverkusener Trimexa, die schon zehn Firmengründungen hinter sich hat, kommt dazu. Ebenso Vesna Domuz, die an der Universität zu Köln und beim „Future Champions Accelerator“ arbeitet. Hier werden junge Gründer beim Bau der Start-up-Strukturen unterstützt und auf den Weg gebracht. Mit 35 Arbeitsplätzen stellt die Uni auch den sogenannten „Inkubator“ zur Verfügung, ein Schutzraum für Gründer, begleitet von Coaching und Mentoring durch Experten aus der Branche. Gerade wird auch ein neues Gründerzentrum gebaut, in dem für jede einzelne Fakultät Spezialisten zur Beratung bereitstehen.
So langsam riecht es nach Gegrilltem, und die Interviews kommen zu einem Ende. Lea Nikbin ermutigt die Teilnehmer noch einmal: „Man ist eigentlich nie allein. Gerade der Austausch mit anderen Gründern hilft extrem. Und es hat sich bisher nie wie Arbeit angefühlt. Eher so wie „Wow“.