- Bei den Wählern wird er kämpfen müssen. Bei den Genossen in Leverkusen nicht.
- Karl Lauterbach hat seine neuerliche Bewerbung um die Bundestagskandidatur sorgfältig vorbereitet.
- Obwohl der Unterbezirk zerstritten ist, sei der Parteivorstand handlungsfähig, betont der Spitzengenosse.
- Was der Gesundheitsprofessor noch bewegen will und warum er das Projekt Rheinbrücke als Gemurkse empfindet.
Leverkusen – Der SPD-Ortsverein Mülheim hat schon den Daumen hoch – und Leverkusen soll bald folgen: Karl Lauterbach strebt eine weitere Bundestagskandidatur an und ist sicher, dass ihm dafür niemand Steine in den Weg legt.
Der Leverkusener Parteivorstand sei ja auch nach dem Rücktritt von Jonas Berghaus handlungs- und entscheidungsfähig, sagte Lauterbach jetzt dem „Leverkusener Anzeiger“. Mit dem kommissarischen Parteichef Martin Krampf sei er „gut befreundet“ – auch sonst gebe es auch schon vor einem formalen Beschluss viel Zuspruch aus der SPD. Die ehemalige Vorsitzende Aylin Dogan unterstütze seine Initiative ebenso wie die neue Fraktionschefin Milanie Kreutz.
Weil sich der Wahlkreis 101 über Leverkusen und den Kölner Stadtbezirk Mülheim erstreckt, braucht Lauterbach die Zustimmung aus mehreren Gremien. Den Anfang hätten am Mittwochabend die Genossen im Ortsverein Mülheim/Buchforst gemacht, berichtete der 57 Jahre alte Abgeordnete. Der Mülheimer Parteichef Tobias Jacquemain sprach von einem einstimmigen Vorstandsbeschluss.
Die Mehrheiten sind gebröckelt
Der Medizin-Professor hat seit seinem ersten Auftritt im Jahr 2005 den einst sicheren SPD-Wahlkreis immer geholt. Jedoch waren die Mehrheiten nicht durchweg komfortabel. Dass die SPD seit dem Ende der rot-grünen Bundesregierung stetig schlechtere Ergebnisse erzielte, war auch im Wahlkreis 101 zu merken. Auch nächsten Herbst wird Lauterbach sehr viel Einsatz zeigen müssen. Das störe ihn aber nicht, beteuerte er: „Ich scheue keinen harten Wahlkampf.“
Lauterbach setzt sich – bislang vergeblich – dafür ein, dass die A 1 zwischen Merkenich und dem Kreuz Leverkusen in einem Tunnel verschwindet und die nur zur Hälfte neu zu bauende Rheinbrücke lediglich dem regionalen Autoverkehr zur Verfügung steht. In Leverkusen nehme die Feinstaubbelastung stark zu. „Dies wirkt sich mittel- und langfristig massiv auf die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger aus. Es muss endlich eine tragfähige und vor allem sozialgerechte Verkehrswende gelingen“, kommentierte Lauterbach seine Position. Durch die Verzögerung des Rheinbrücken-Neubaus ergäben sich neue Entscheidungsmöglichkeiten. Die Kündigung des Bauunternehmens Porr durch Straßen NRW entlarve das Projekt bisher als „riesiges Gemurkse“.
Ein Impfstoff für Kinder ist nicht in Sicht
Dass der Epidemiologe sich weiterhin im Bundesparlament am richtigen Platz fühlt, zeige die Corona-Krise. „Ich möchte auch in der nächsten Legislaturperiode des Bundestages weiter an einer erfolgreichen Pandemiebekämpfung mitwirken, denn die Pandemie wird uns leider noch länger begleiten als das viele glauben.“ Im gesamten nächsten Schuljahr werde es noch keine Impfstoffe für Kinder geben – das erfordere umsichtiges Handeln.
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Lauterbach hat sich durch zahlreiche öffentliche Auftritte eine starke Stellung als SPD-Gesundheitsexperte erarbeitet. Auf Bundesebene sei er wieder „enger eingebunden“, sowohl im Parteivorstand als auch in der Fraktion. Das Amt eines Vize-Fraktionschefs hatte Lauterbach aufgegeben, bevor er sich mit Nina Scheer um den SPD-Vorsitz bewarb. In diesem Wettbewerb scheiterte er aber recht deutlich.