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Schule in BerkumDer Schreck nach dem Amokalarm in Wachtberg sitzt noch tief

Lesezeit 3 Minuten
Eine größere Gruppe von Eltern und Angehörigen steht vor der Schule.

Besorgte Eltern und Angehörige hatten am Mittwochnachmittag vor der Schule auf ihre Kinder gewartet.

Auch am Tag nach dem Amok-Alarm waren die schwer bewaffneten Spezialkräfte der Kölner Polizei Thema Nummer eins an der Hans-Dietrich-Genscher-Schule.

Die Schülerinnen und Schüler beider Lernstätten wurden weiter psychologisch betreut. Schließlich war Berkum am Mittwochmittag innerhalb kürzester Zeit zum Schauplatz zweier Polizeieinsätze geworden. Mittlerweile ist die Polizei sicher, dass die beiden Einsätze nicht miteinander zusammenhingen.

Rückschau: Am Mittag gab es zunächst einen Notruf aus der „Alten Schule“, die jetzt eine Flüchtlingsunterkunft ist, in der Straße „Am Bollwerk“. Dort hatte ein 32-jähriger Bewohner einen Mitbewohner mit einem Messer verletzt und war geflüchtet. Nur zwei Minuten später, so schilderte es die Polizei am Donnerstag, sei aus der Hans-Dietrich-Genscher-Schule gemeldet worden, dass ein Schüler jemanden mit einem Messer bedrohe. Die Schule liegt auf der anderen Straßenseite, nur wenige hundert Meter entfernt von der Flüchtlingsunterkunft.

Leiststelle löste Amok-Alarm aus

Die Leitstelle löste Amok-Alarm aus, aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis, Bonn, Köln und Düsseldorf kamen Polizeikräfte herbei, ein Hubschrauber und eine Drohne kreisten über dem Gelände. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte umstellten die Schulgebäude. „Wir mussten nach dem Amok-Alarm nach unseren Parametern mit der für solche Fälle notwendigen Einsatzgröße vor Ort agieren“, erklärte Bonns Polizeisprecher Robert Scholten.

Die Spezialkräfte hätten das gesamte Schulgebäude durchsucht, um sicherzustellen, dass sich kein weiterer Verdächtiger im Gebäude befindet. „Erst dann konnten wir grünes Licht für die Schüler und Lehrer geben, die sich in der Schule befanden. Zu keinem Zeitpunkt bestand für sie eine Gefahr“, sagte er. Der festgenommene 14-Jährige habe nach einer Befragung auf dem Polizeipräsidium wieder nach Hause gehen dürfen. Der Bewohner der Asylunterkunft, der nach kurzer Flucht ebenfalls festgenommen worden war, sitzt jedoch weiter in Haft. Sein Opfer wurde noch am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen.

Vielen Kindern und vor allem Eltern, die sich am Nachmittag vor dem Seniorenheim Limbachstift versammelt hatten, war der Schreck anzusehen. „Der Schulbetrieb lief am Donnerstag normal. Der Schulpsychologische Dienst des Rhein-Sieg-Kreises und Seelsorger waren am Donnerstagmorgen ab 7.45 Uhr vor Ort, um Kindern und Eltern zur Seite zu stehen“, sagte der stellvertretende Konrektor der Hans-Dietrich-Genscher-Schule, Klaus-Peter Klein.

Notfallseelsorger vor Ort

Auch für Fiona Keegan, Schulleiterin an der Drachenfelser Grundschule, bestätigte, dass der Schulbetrieb am Donnerstag weiterging. „Wir wollten den Kindern so viel Normalität wie möglich bieten. Neben dem üblichen Unterricht wurde den Kindern angeboten, sich vor Ort an die Notfallseelsorger zu wenden oder sich in einem geschützten Raum untereinander auszutauschen.“ Das Kollegium könne sich die persönliche Betroffenheit in den Familien vorstellen und wolle für Kinder und Eltern ein größtmögliches Gesprächsangebot bereithalten, sagte Keegan.

Sieben Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger waren am Mittwoch in Berkum vor Ort. Sie sprachen mit den beunruhigten Eltern und begutachteten die Verfassung der Kinder, die in kleinen Gruppen und unter polizeilichem Schutz zunächst in die benachbarte Feuerwache gebracht worden waren. „Wir garantieren mit unserer Beratung sowie Gesprächen den Eltern und Schülern eine gefühlvolle Begleitung und sind jederzeit ansprechbar“, sagte Pfarrer Albrecht Roebke, der am Donnerstag ebenfalls vor Ort war.

Bürgermeister dankt Einsatzkräften

Auch Wachtbergs Bürgermeister Jörg Schmidt hatte die Arbeit der Einsatzkräfte beobachtet. „Ich habe absolutes Verständnis für die Sorge der Eltern. Es war uns als Gemeinde wichtig, dass auch wir den Eltern für Gespräche zur Verfügung standen und weiter stehen werden.“ Er danke der Polizei, allen offiziellen Stellen und den Rettungsdiensten für die gute Zusammenarbeit. „Der Feuerwehr danke ich für die Einrichtung einer Anlauf- und Beratungsstelle für Eltern und Kinder in ihrem Gerätehaus in Berkum. Ich bin sehr glücklich, dass keiner verletzt wurde. Die Kinder und Eltern haben sich trotz dieser besonderen Situation besonnen und vorbildlich verhalten“, so Schmidt.