Bonn – Größer geht es auf dem KunstRasen kaum noch: Mit einem opulenten Auftritt der Scorpions ist die Open-Air-Saison in der Gronau offiziell zu Ende gegangen und damit mit einer Band, die zu den einflussreichsten Formationen der Rock-Geschichte zählt.
Axl Rose, Kirk Hammett, Joe Satriani, Pink, Gary Moore, oder auch die Mitglieder von Iron Maiden zählen die Truppe um Rudolf Schenker und Klaus Meine zu ihren Vorbildern, und auch wenn die Konzerte inzwischen auch mal etwas kleiner ausfallen und nicht mehr ganze Stadien, sondern nur noch eine Rasenfläche in der Gronau mit rund 5000 Fans füllen, zählt die Band doch weiterhin zu den weltweit erfolgreichsten Gruppen.
Auch die Scorpions müssen sich an Lautstärke-Regeln halten
Zu Recht, wie die Scorpions mit einer fulminanten, wenn auch etwas eingeschränkten Show zeigen. Zum alten Eisen gehören sie definitiv noch nicht – sie können und sie wollen nur zu gerne rocken. Zumindest wenn man sie lässt.
Natürlich müssen sich selbst die Scorpions an die behördlich vorgeschriebenen Lautstärke-Vorgaben halten, doch auch wenn die Techniker ihr Möglichstes tun, wäre ein bisschen mehr Druck aus den Boxen gerade bei diesem Konzert wünschenswert gewesen.
Andererseits hätte es Sänger Klaus Meine dann deutlich schwerer gehabt, sich Gehör zu verschaffen – zumindest bei den ersten Songs wie „The Zoo“ klingt er nicht ganz so kraftvoll wie in früheren Jahren, kommt aber im späteren Verlauf in Fahrt und erreicht dann auch mühelos die hohen Lagen.
Scorpions noch immer meisterhaft
Derweil jagt Rudolf Schenker wie ein junger Gott über die Saiten, eine Rampensau allererster Güte, an der das Alter abzuperlen scheint. Zusammen mit Matthias Jabs und Bassist Pawel Maciwoda erschaffen sie den gewohnten Power-Sound, während der ehemalige Motörhead-Drummer Mikkey Dee im Hintergrund als Antreiber agiert und seine Bandkollegen gerne mal ein bisschen anstachelt.
Dieses Spiel beherrschen die Scorpions einfach meisterhaft – da können sich auch The New Roses, die im Vorprogramm einen exzellenten Job machten, noch ein paar Lehrstunden geben lassen.
Das Wiesbadener Quartett, das schon seit zwei Jahren in den einschlägigen Radiosendern in Dauerschleife gespielt wird und mit ihrem aktuellen Album „Nothing But Wild“ Anfang des Monats auf Platz 10 der Deutschen Albumcharts einstieg, stimmte das Publikum gut eine Stunde lang mit Powerballaden und mitunter etwas zu glattem Gute-Laune-Sommer-Rock a la Bon Jovi auf den Abend ein. Tut nicht weh, bleibt aber auch etwas beliebig. Bei der Enkel-Generation der Scorpions ist also trotz guter Ansätze durchaus noch Luft nach oben.
Kein Konzert ohne „Wind Of Change“
Letztere sind natürlich eine Klasse für sich, zeigen sich im Mittelteil mit „Coast To Coast“ und einem druckvollen Medley in bester Spiellaune, bevor sie im obligatorischen Balladenblock das Tempo reduzieren - und dafür zu pfeifen beginnen. Kein Konzert der Hannoveraner kann eben ohne „Wind Of Change“ vonstatten gehen, jener unsterblichen Hymne des Mauerfalls, die jeder auf dem KunstRasen aus tiefster Seele mitsingt.
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Dazu gesellt sich unter anderem das etwas schmalzige „Send Me An Angel“, bevor Mikkey Dee die Scorpions mit einem ausufernden Drum-Solo wieder auf Spur bringt. Gegen Ende drehen sie mit „Big City Nights“ erwartungsgemäß wieder auf, bevor sowohl das Konzert als auch der KunstRasen mit „Rock You Like A Hurricane“ als zweiter Zugabe zu Ende geht.
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