Rohbau sucht NutzerWas wird nun aus dem Palais Schaumburg in Bonn?

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Das Palais Schaumburg in Bonn war zweiter Dienstsitz des Bundeskanzlers. Mitten in den Sanierungsarbeiten gibt das Bundeskanzleramt das Gebäude allerdings jetzt ab.

Das Palais Schaumburg in Bonn war zweiter Dienstsitz des Bundeskanzlers. Mitten in den Sanierungsarbeiten gibt das Bundeskanzleramt das Gebäude allerdings jetzt ab.

Das Bundeskanzleramt gibt die Immobilie an der Bonner Adenauerallee auf. Das Gebäude wurde wegen Schadstoff-Funden seit Jahren nicht genutzt.

Millionärsvilla, Prinzenpalais, Soldatenquartier, Sitz des Bundeskanzlers, dann zweiter Dienstsitz – und jetzt? Das Bundeskanzleramt gibt das Palais Schaumburg, ein Gebäude mit wechselvoller Geschichte an der Adenauerallee in Bonn, auf. Das hat ein Regierungssprecher aus Berlin auf Anfrage der Redaktion bestätigt: Das Gebäude falle an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die ein Konzept für die künftige Nutzung des Palais entwickeln werde.

Das Gebäude ist schon seit Jahren nicht mehr zugänglich, es wurde nach Schadstoff-Funden vollständig entkernt. Es gibt weder Heizung, noch elektrische Leitungen, noch Wasser, sondern nur nackte Wände, wie die Redaktion bei einem Rundgang durch die ruhende Baustelle im Februar erfahren hatte. Alle historischen Einrichtungsgegenstände sind eingelagert.

Im Februar waren keine Handwerker auf der Baustelle, weil sich das Projekt damals laut Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) gerade in einer Planungsphase befand und die Haushaltsmittel für den nächsten Bauabschnitt noch nicht bereitgestellt waren. Alle Beteiligten gingen beim Rundgang noch von einer möglichen Wiedereröffnung im Jahr 2027 aus.

Kanzleramt führt Baumaßnahme selbst nicht weiter

Bei einer erneuten Bedarfsprüfung hat das Kanzleramt nach Informationen der Redaktion beschlossen, die Baumaßnahme nicht weiterzuführen. Diese Information ist offenbar auch hausintern in Berlin noch frisch. Auf der Internetseite der Bundesregierung (Stand 28. Juni) heißt es: „Gegenwärtig kann das Gebäude nicht genutzt werden, da es denkmalgerecht saniert wird. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wird das historisch bedeutsame Gebäude wieder als zweiter Dienstsitz des Kanzleramtes genutzt werden und für die Öffentlichkeit zugänglich sein.“

Völlig entkernt ist der Innenbereich des Gebäudes inzwischen.

Völlig entkernt ist der Innenbereich des Gebäudes inzwischen.

Auch das BBR informiert auf seiner Homepage weiter über die Grundsanierung des zweiten Dienstsitzes des Bundeskanzleramtes. „Die örtlichen Bauarbeiten sollen so zeitnah wie möglich fortgesetzt werden“, ist dort unter Projektverlauf zu lesen.

Die Bonner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kanzleramts waren vor Beginn der Sanierung ins Gebäude des früheren Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in der Welckerstraße umgezogen. Vorgesehen war, dass sie zurück in die denkmalgeschützte Villa ziehen, und zwar in die Büros im Dachgeschoss.

Und jetzt? Das Bundeskanzleramt behält laut dem Regierungssprecher weiterhin einen zweiten Dienstsitz in Bonn. „In der Welckerstraße 11 ist das Referat Bürgerkommunikation des Kanzlerbüros mit 19 Dienstposten vertreten“, so die Auskunft. Zum Vergleich: In Berlin entsteht gerade ein Erweiterungsbau für das Bundeskanzleramt, auf der Internetseite zum Projekt wird die aktuelle Mitarbeiterzahl mit rund 870 angegeben.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die jetzt für das Palais Schaumburg zuständig ist, hat ihren Sitz ebenfalls in Bonn. Sie ist Eigentümerin von 5100 Bundesimmobilien im Inland und verwaltet und verwertet nach eigenen Angaben auch Objekte, „die für Zwecke des Bundes nicht mehr benötigt werden“. Zum Verkauf aus dem Bestand steht aktuell zum Beispiel eine ehemalige Luftwaffenkaserne in Detmold.

Das Palais Schaumburg war wegen der Bauarbeiten nicht mehr öffentlich zugänglich. Das Haus der Geschichte öffnet ganzjährig die Türen zu anderen historischen Orten aus der Hauptstadtzeit. Der Kanzlerbungalow wird noch bis 2025 saniert, aber der frühere Bundesrat und das frühere Kanzleramt, das heute vom Entwicklungsministerium genutzt wird, sind bei Führungen zu besichtigen.

Im Jahr 1976 zog das Kanzleramt in den Neubau in direkter Nachbarschaft um. Das dort erhaltene Kanzlerarbeitszimmer ist mit Originalmöbeln von Bundeskanzler Helmut Schmidt eingerichtet. Wie das Büro von Konrad Adenauer im benachbarten Palais Schaumburg aussah, kann man nur noch bei einem Online-Rundgang sehen, der auf der Internetseite des Hauses der Geschichte zu finden ist. So bleibt der zweite Dienstsitz des Bundeskanzlers in Erinnerung.

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