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Shah, Queen, Adenauer und Co.Diese Promis stehen in den Goldenen Büchern der Region

Lesezeit 7 Minuten
Pahlavi

Mohammad Reza Pahlavi, der letzte Schah von Persien, und Kaiserin Soraya

Rhein-Sieg-Kreis – Sie sind stumme Zeugen der Vergangenheit: die Goldenen Bücher und Gästebücher der Städte und Gemeinden in der Region. Bei offiziellen Stadtbesuchen ist ein Eintrag obligatorisch. Danach verschwinden die Bücher meist wieder in den Stadtarchiven oder in Tresoren und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein. Dabei lohnt sich ein Blick in die geschichtsträchtigen Dokumente. Königinnen, Kanzler, Schahs: Diese Persönlichkeiten haben das Vorgebirge, die Voreifel und das Siebengebirge besucht.

Alfter

Die Gemeinde Alfter hat seit der Einweihung des Rathauses am 1. Februar 1975 ein Gästebuch. Darin haben sich unter anderem Politiker wie der ehemalige Regierungspräsident des Regierungsbezirks Köln, Franz-Josef Antwerpes oder NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart verewigt. Besuch aus dem Ausland gab es etwa von Amin Gemayel, ehemaliger Staatspräsident des Libanon, und Antonio María Kardinal Rouco Varela, Erzbischof von Madrid. Ebenso eingetragen haben sich unter anderem der langjährige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, Kabarettist Konrad Beikircher und Florettfechter Sebastian Bachmann (Bronze bei Olympia 2012). Mittlerweile hat die Gemeinde vier Gästebücher. Der letzte Eintrag stammt vom September 2019, als die Gemeinde 50-jähriges Bestehen feierte und sich unter anderem der CDU-Politiker Norbert Röttgen eintrug.

Bad Honnef

Das Goldenes Buch der Stadt Bad Honnef wird im Tresor der Stadt aufbewahrt. Der erste Eintrag vom 15. September 1957 stammt von Altbundeskanzler Konrad Adenauer, der in Rhöndorf lebte.

denauer

Altbundeskanzler Konrad Adenauer

Neben der Unterschrift Adenauers liegt eine Karte mit der Aufschrift: „Ehrung der Stadt Bad Honnef für Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer anlässlich der Wahl zum 2. Deutschen Bundestag.“ Es folgten hochrangige Politiker wie Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand (1983), Bundeskanzler Helmut Kohl (1983 und 1997), der Bürgermeister von Paris und spätere französische Staatspräsident Jacques Chirac (1983) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (2007). Verewigt haben sich auch (fast) alle Bundespräsidenten der Bundesrepublik. Einzig Walter Scheel hat sich „nur“ in seiner Funktion als Bundesaußenminister eingetragen. Weitere Einträge stammen vor allem von den sogenannten Aalkönigen wie dem früheren Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Junker, oder der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Zuletzt hatte der amtierende Aalkönig, NRW-Minister Andreas Pinkwart, die Ehre. Noch vor ihrer Krönung, allerdings nicht zur Aalkönigin, sondern zur Königin der Niederlande, war die damalige Kronprinzessin Beatrix am 19. September 1976 in Bad Honnef.

Bornheim

Auch in den zwei Gästebuchern der Stadt Bornheim haben sich viele prominente Namen angesammelt. Der erste Eintrag erfolgte 1971 bei der Einweihung des Rathauses. Im Juni 1989 gibt es Einträge zum Besuch ehemaliger jüdischer Mitbürger und zur Einweihung der Ausstellung „Juden in Bornheim“. Darüber hinaus haben sich etwa Michael Kohl in seiner damaligen Funktion als Leiter der Ständigen Vertretung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Königin Beatrix der Niederlande und Prinz Claus, Nancy Reagan, Frau des US-Präsidenten Ronald Reagan, und Günter Lamprecht eingetragen.

Beatrix in walberberg

Königin Beatrix 1982 in Walberberg

Der Schauspieler schrieb im März 2010 zu seinem 80. Geburtstag: „Nach lebenslanger beruflicher ,Wanderschaft’ sind wir im Mai 1998 in Rösberg angekommen und haben im Vorgebirge ein neues Zuhause gefunden.“ Einen Monat später hatte der Fernsehkoch Tim Mälzer die Ehre. Bei der Einweihung der zweiten Schulküche der Europaschule schrieb er zu seinem Eintrag ins Goldene Buch: „Mein Tipp: Tut immer Butter bei die Fische!“ Zuletzt hat sich Innenminister Herbert Reul bei der Übernahme der Schirmherrschaft für die Aktion „Jugend trifft auf Blaulicht“ am 3. März 2020 eingetragen.

Königswinter

Der erste Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Königswinter ist gleich ein royaler. Der letzte Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, und Kaiserin Soraya waren im Rahmen einer Deutschlandreise im Jahr 1955 auch in Königswinter zu Gast und ließen ihre Unterschrift.

Vor allem wegen des Gästehauses der Bundesrepublik auf dem Petersberg hatte Königswinter viele hohe Besucher, darunter auch Majestäten wie König Paul von Griechenland (1956), Schah Mohammed Zahir (1963), der letzte König von Afghanistan, König Mahendra von Nepal (1964) oder Queen Elizabeth II. mit ihrem Gatten Prinz Philip (1965). Letztere haben sich nur mit ihrem Vornahmen in das Goldene Buch eingetragen, eine besondere Eigenart der Royals. Maligna Saignavongs, Botschafter aus Laos, schrieb am 8. November 1991: „Wir sind der Stadtverwaltung von Königswinter sehr dankbar für den herzlichen Empfang.

Queen

Hoher Besuch: Queen Elizabeth II. und Prinz Philip haben sich 1965 im Goldenen Buch der Stadt Königswinter eingetragen.

Wir betrachten Königswinter als unsere zweite Heimat.“ Weitere Einträge: Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher (beide 1985), Dr. Reinhard Selten, Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften (1994) und die Leichtathletin Konstanze Klosterhalfen (2019). Zuletzt trug sich Malgorzata Gersdorf, Präsidentin des Obersten Gerichts in Polen, im November 2019 ein.

Meckenheim

Neben Kardinal Joseph Höffner, der am 13. Mai 1976 ins Goldene Buch der Stadt Meckenheim schrieb, ist vor allem auch eine Unterschrift besonders: nämlich diejenige von Karl Carstens. Der Politiker trug sich am 30. Juni 1976 als damaliger Oppositionsführer der CDU/CSU im Deutschen Bundestag ein, war späterer Bundespräsident und vor allem auch Meckenheimer Bürger.

Carstens in Meckenheim

Der spätere Bundespräsident Karl Carstens 1976 in Meckenheim

Nach Carstens hinterließen unter anderem auch Klaus Reichert (1976), Goldmedaille im Florettfechten (Olympische Sommerspiele), Tim Lobinger (1998) anlässlich des Empfangs als Gewinner der Silbermedaille im Stabhochsprung (Leichtathletik-Europameisterschaft), Christian Knees (1999), Bronzemedaille im Zeitfahren (Junioren-Weltmeisterschaft der Radrennfahrer), und Bundespräsident Horst Köhler (2012) ihre Unterschrift im Goldenen Buch.

Rheinbach

Die Stadt Rheinbach hat ein Goldenes Buch mit insgesamt 49 Einträgen. Der erste stammt von Bundespräsident Gustav Heinemann, der sich mit Ehefrau Hilda am 11. März 1974 verewigt hat. Danach haben unter anderem Mildred Scheel, Gattin des damaligen Bundespräsident Walter Scheel (1978), Johannes Rau, seinerzeit Ministerpräsident und später Bundespräsident (1979 und Hans-Dietrich Genscher als Bundesminister des Inneren (1988) die Glasstadt besucht. Zuletzt hat sich am 14. September 2019 Brigadegeneral Ralf Hoffmann, Kommandeur des Betriebszentrums IT-System in der Rheinbacher Tomburg Kaserne, eingetragen.

Swisttal

Das Goldene Buch der Gemeinde Swisttal, das im Ratsbüro aufbewahrt wird, hat insgesamt 55 Einträge. Der erste stammt vom Besuch einer Delegation jüdischer Mitbürger aus New York (1981). Es folgten Franz-Josef Antwerpes (Regierungspräsident Bezirk Köln) und Josef Plöger (Weihbischof Erzbistum Köln) im Jahr 1982 sowie Hans-Ulrich Wegener (Mitbegründer der GSG-9 sowie Kommandeur des „Mogadischu-Einsatzes“) im Jahr 1987. Weitere Einträge: Philipp Freiherr von Boeselager (Mitglied der Widerstandsgruppe um Stauffenberg, die 1944 ein Attentat auf Hitler verübten, 2004), Ranye Drebes (Weltmeister, Europameister und deutscher Meister im Taekwando, 2016) und Friedrich Nowottny (Journalist und ehemaliger Intendant des WDR, 2016). Zuletzt hat sich Monica Theodoresen, Bundestrainerin der Deutschen Dressurreiter, eingetragen.

Wachtberg

Der erste Eintrag im Goldenen Buch der Gemeinde Wachtberg stammt vom 29. Februar 2000. Seinerzeit gab es einen Empfang des Krisenstabs, gebildet anlässlich des Jahreswechsels 1999/2000. Ebenfalls verewigt hat sich Hans-Dietrich Genscher: Zunächst im Jahr 2002 mit seiner Gattin anlässlich „25 Jahre Bürger in Wachtberg“ und zum zweiten Mal 2015 als Ehrenbürger der Gemeinde Wachtberg. „Meine Heimat ist Halle an der Saale, aber mein Zuhause ist hier, ich bin mit meiner Familie hier im wahrsten Sinne angekommen“, sagte Genscher seinerzeit bei der Ernennung zum Ehrenbürger. Er fühle sich wohl in der herrlichen Umgebung und in einer derart lebendigen Gemeinde, „da kann man glücklich und stolz sein, hier zu Hause sein zu dürfen.“ Neben Genscher stehen auch Delegationen aus Weißrussland, Vietnam, Bunzlau, den Partnerstädten La Villedieu du Clain und Bernareggio im Goldenen Buch. Der vorletzte Eintrag ist der von Polizeipräsident Frank Hoever anlässlich seines Antrittsbesuchs im Juli 2020. Die letzte Unterschrift soll die von Gisela Schmitz sein, die am heutigen Samstag seit 50 Jahren bei der Gemeinde Wachtberg arbeitet und sich aus diesem ganz Anlass eintragen wird.

Woher kommt die Tradition der Goldenen Bücher und Gästebücher?

Der historische Ursprung dieser Tradition ist nicht eindeutig geklärt. Hinweise darauf gehen bis ins Mittelalter. Historiker gehen davon aus, dass die heutigen Goldenen Bücher und Gästebücher von Kommunen (Foto: Gemeinde Alfter) auf Adelsverzeichnisse von italienischen Städten und Staaten zurückzuführen sind. Genannt: Libro d’Oro, also Goldenes Buch. Das bekannteste dieser Verzeichnisse ist das venezianischen Nobilhòmini. Nur wer hier eingetragen war, genoss in der Republik Venedig die vollen politischen Rechte als Mitglied des Großen Rates.

Die Bezeichnung Goldenes Buch bezieht sich auf den Goldschnitt der Seiten und Vergoldungen am Einband. Oftmals handelt es sich dabei aber auch um schwere in Leder eingebundene Bücher. Die Einträge werden zumeist von Kalligraphen vorgestaltet. (mdh)