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RheinbachNRW-Wissenschaftsministerin besucht schwer beschädigte FH

Lesezeit 4 Minuten

Isabel Pfeiffer-Poensgen (2. v. r.) ließ sich von Hartmut Ihne, Ute Schmitz und FH-Kanzlerin Angela Fischer (r.) die Schäden erläutern.

Rheinbach – Die Flutkatastrophe in der Nacht zum 15. Juli hat auch den Campus Rheinbach der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schwer getroffen. FH-Präsident Professor Dr. Hartmut Ihne schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens 50 Millionen Euro. Noch habe er nicht den vollständigen Überblick, doch es gebe tiefgreifende Schäden an der gesamten Infrastruktur.

Überraschende Nachricht im Gepäck

Dennoch hatte Ihne am Freitag beim Besuch von Isabel Pfeiffer-Poensgen, der parteilosen nordrhein-westfälischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft, eine überraschende Nachricht: „Das Studienangebot geht ganz regulär und in der gewohnten Qualität ab dem Wintersemester 2021/22 weiter.“ Währenddessen gehe der Wiederaufbau des Campus in Eigenregie vonstatten, und dafür sieht Ihne die Hochschule bestens aufgestellt.

„Wenn man den Campus betritt, denkt man: ist doch schön hier“, bemerkte Pfeiffer-Poensgen angesichts der Tatsache, dass das Hochschulgelände auf den ersten Blick völlig intakt aussieht. „Aber wenn man die betroffenen Räume gesehen hat, dann überkommt einen die Erschütterung. Da ist nichts mehr zu retten.“

Kellerräume standen bis unter die Decke unter Wasser

Sämtliche Kellerräume sind teilweise bis an die Decke voll Wasser gelaufen, insgesamt haben nach der Flutkatastrophe 175 000 Kubikmeter Wasser in den insgesamt 4300 Quadratmeter großen Kellergeschossen gestanden. Es habe allein fünf Wochen gebraucht, um die Keller wieder leer zu pumpen, berichtete Ute Schmitz, die Dezernentin für Facility Management, Bauen und Sicherheit der Hochschule. Alles, was in den Kellern war, sei unwiederbringlich verloren, darunter fast alle Labore, die Stromversorgung, die Lüftung, die Heizung und die IT-Server. Doch immerhin sei kein Mensch zu Schaden gekommen.

Am Geld werde der Wiederaufbau jedenfalls nicht scheitern, versprach die Ministerin. Ihr Haus entwickele derzeit ein Konzept, wie die Gelder aus dem „Aufbaufonds 2021“ der Bundesregierung möglichst schnell und unkompliziert an die richtigen Stellen im Land geleitet werden können.

Erst mal muss die Lage richtig überblickt werden

Ihne berichtete, dass zunächst einmal aufgeräumt und ein Überblick her müsse, bevor Überlegungen angestellt werden, wie es weitergeht. „Kein einziges Gebäude wurde verschont, allerdings sind die Schäden unterschiedlich stark ausgeprägt“, sagte er. Auch in den Erdgeschossen habe das Wasser 20 bis 30 Zentimeter hoch gestanden.

„Wir werden wohl einen großen Teil der Gebäude auf dem Campus kernsanieren müssen.“ Wobei noch gar nicht klar sei, ob sie auch standfest seien, das müssten Statiker erst noch prüfen. Deshalb gelte auch weiterhin und auf nicht absehbare Zeit ein vollständiges Betretungsverbot für den Hochschul-Campus. Auf der Suche nach Ersatzflächen sei die Hochschulleitung fündig geworden und habe zunächst das ehemalige Gebäude der Deutsche Nanoschicht GmbH mit einer Nutzfläche von 5000 Quadratmetern gemietet, das nur 500 Meter entfernt in der Heisenbergstraße steht. Außerdem könne die Hochschule Liegenschaften der Uni Bonn nutzen und auch die Rheinbacher Stadthalle zumindest stundenweise belegen. Mit dem neuen Eigentümer des Pallotti-Areals gebe es ebenfalls Verhandlungen, um auch dort noch Seminarräume zu mieten. Nicht zuletzt werde am Standort in Sankt Augustin etwas enger zusammengerückt, um auch dort einige Rheinbacher Lehrangebote unterzubringen. Bei den Planungen für den Wiederaufbau sollen die Lehren aus den gewonnenen Erfahrungen einfließen und erheblich mehr in den Hochwasserschutz investiert werden. „Denn bislang hätte es niemand für möglich gehalten, dass auf dem Campusgelände die Keller überflutet werden können“, gab der Präsident zu. Als erster Schritt werde die vorhandene Flächenversiegelung so weit wie möglich rückgängig gemacht und stattdessen mehr Versickerungsflächen geschaffen. Doch bei allem Unglück sieht Ihne auch etwas Positives, denn nun könne das Projekt der „Nachhaltigen Hochschule“ noch stärker in Angriff genommen und mittelfristig ein „Green Campus“ geschaffen werden.

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In den nächsten Monaten soll ein Teil der Studenten Praktika absolvieren, ein anderer Teil wird wie schon in Zeiten des Lockdowns wieder digital ausgebildet und weitere Studenten können laut Ihne sogar im Präsenzunterricht ausgebildet werden. „Alle eingeschriebenen und künftigen Studenten können und sollen auch kommen“, bekräftigte Ihne. Erfreulicherweise seien die Dozenten optimistisch, denn es würden auch ganz neue Voraussetzungen geschaffen. Und für das von Professor Dr. Peter Kaul ins Gespräch gebrachte Grillfest für die Hochschulangehörigen nach Abschluss der Wiederaufbauarbeiten will die Ministerin sogar die Würstchen spendieren.