Wohnungen statt LadenlokaleKönigswinter kämpft gegen Leerstände in Fußgängerzone
Königswinter – Trotz vereinzelter Neueröffnungen von Geschäften – die Altstadt von Königswinter, genauer: die Fußgängerzone, ist nach wie vor von vielen Leerständen geprägt. Jetzt will die Stadt im Kampf gegen ungenutzte Ladenlokale einen neuen Weg einschlagen: Sie will im nördlichen Teil der Fußgängerzone (zwischen Pfefferstraße und General-Konsul-von-Weiß-Straße) in den Erdgeschossen, die zur Hauptstraße hin liegen, auf beiden Seiten die Umwandlung in Wohnungen zulassen. Mit diesem Schritt könnten Leerstände „leichter beseitigt“ und „die Wohnfunktion der Altstadt gestärkt werden“, schreibt die Stadtverwaltung in der Vorlage für den Planungsausschuss, der das Thema nächste Woche berät (Mittwoch, 29. Mai, 17 Uhr, Rathaus Oberpleis).
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In dem fraglichen Abschnitt der Fußgängerzone liegen unter anderem das ehemalige Hotel Siebengebirge und eine frühere Bücherei. Er macht insgesamt einen eher trostlosen Eindruck. Laut Stadtverwaltung waren im März auf dem rund 90 Meter langen Stück sieben Erdgeschossbereiche ganz oder teilweise leerstehend beziehungsweise ungenutzt.
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Konkreter Anlass für den nun empfohlenen Schritt, Ladenlokale zu Wohnungen zu machen, sind die derzeit laufenden Aufstellungsverfahren für zwei Bebauungspläne, die den nördlichen Teil der Fußgängerzone berühren. Die vom Ausschuss gebilligten Vorentwürfe schließen laut Stadt bisher in den Erdgeschossbereichen entlang der Hauptstraße – und nur um diese geht es – die Nutzung als Wohnungen aus. Der Verwaltung liege in einem Fall aber ein Umnutzungsantrag vor, der inzwischen das Verwaltungsgericht beschäftige; das Verfahren ist laut Stadt ausgesetzt, bis eine politische Entscheidung zu den Zielsetzungen der Bebauungspläne getroffen ist.
Kaum Besserung in Sicht
Pläne für Zera und Stadtgarten
Zusätzliche Wohnungen könnten in der Altstadt auch auf dem Gelände der Firma Zera entstehen, die gerade in Oberpleis ihren neuen Firmensitz baut. Das Traditionsunternehmen, das seit 1920 hochpräzise Messgeräte für die weltweite Energiebranche fertigt, ist zurzeit auf mehrere Gebäude zwischen Kellerstraße, Klotzstraße und Hauptstraße verteilt.
Ein Investor will dort eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten verwirklichen. Das Gebäude Kellerstraße 4 soll demnach in betreutes Wohnen umgebaut und das Haus Kellerstraße 6 in Wohnungen umgewandelt werden. Für die Klotzstraße 4-8 ist ein Abriss geplant, dafür sind ein Neubau mit Wohnungen sowie Stellplätze vorgesehen. Im denkmalgeschützten Gebäude (Hauptstraße) sind in den Obergeschossen Wohnungen geplant. Zwar sind viele Details noch zu klären, die Stadt meint aber: „Das vorgelegte Konzept entspricht den planerischen Zielvorstellungen“ und „stärkt die Wohnfunktion in der Altstadt“.
6600 Quadratmeter zusätzlichen Wohnraum will die städtische Wohnungsbaugesellschaft WWG – wie berichtet – rund um den Stadtgarten im Süden der Altstadt schaffen, wo die WWG-Häuser aus den 50er Jahren abgerissen und durch höhere Neubauten ersetzt werden sollen. Insgesamt sollen 106 Wohnungen entstehen, davon 70 öffentlich geförderte. Der Planungsausschuss soll jetzt das nötige Bebauungsplanverfahren für das Projekt einleiten (Mittwoch, 29. Mai, 17 Uhr, Rathaus Oberpleis). (csc)
Das Problem ist offensichtlich: Auf der einen Seite stehen Ladenlokale leer, und mit Blick unter anderem auf den Online-Handel ist Besserung in kleinen Innenstädten wie der Altstadt von Königswinter kaum in Sicht. Auf der anderen Seite nimmt der Druck auf den Wohnungsmarkt zu, gerade in der Rheinschiene; „in den vergleichsweise gut an den ÖPNV angebundenen und mit Infrastruktur ausgestatteten Stadtteilen im Talbereich gibt es nur wenige Wohnbaulandreserveflächen“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage.
Sie empfiehlt unter dem Strich, für das nördliche Ende der Fußgängerzone auf den Wohnausschluss zu verzichten. Für den südlichen Teil (zwischen Pfefferstraße und Drachenfelsstraße; auch hier laufen Bebauungsplanverfahren) soll es jedoch dabei bleiben, dass Wohnungen im Erdgeschoss an der Straßenseite nicht zulässig sind. Die Zweiteilung könnte, so die Vermutung der Stadt, „dazu beitragen, den zentralen Bereich der Fußgängerzone zu stabilisieren, indem die gewerblichen Nutzungen in verstärktem Maße dorthin gelenkt werden“.
Mehr als zehn Jahre Altstadtsanierung und das 2016 auf die Schiene gesetzte „Integrierte Handlungskonzept“, das als Nachfolgefördermodell Millionen in die Altstadt spülen soll, haben an der Leerstandsproblematik im Innenstadtkern bislang wenig bis nichts bewirkt.