AboAbonnieren

EntwurfSanierung des Lemmerz-Freibades in Königswinter kostet 8,9 Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Eine Visualisierung, die das modernisierte und sanierte Freibad zeigt.

Der Entwurf des „neuen“ Freibades sieht unter anderem eine erneuerte Rutsche ins Nichtschwimmerbecken (oben rechts), Photovoltaikanlagen auf den Dächern (in Blau) und einen Drei-Meter-Sprungturm (Vordergrund) im Schwimmerbecken vor.

Das Architekturbüro POS4 hat Entwürfe für die Modernisierung des Lemmerz-Freibades vorgelegt. Wann das Schwimmbad am Drachenfels wieder öffnet, ist unklar.

Als der Rat der Stadt Königswinter im Herbst 2023 fünf Millionen Euro für die Sanierung des maroden Lemmerz-Freibades am Drachenfels in den städtischen Haushalt einstellte, war von einer „Hausnummer“ die Rede gewesen. Es lag dem Betrag also keine konkrete Planung zugrunde.

Jetzt ist dennoch klar, dass die Modernisierung der Anlage, die in den 1950er Jahren vom Unternehmer Paul Lemmerz gestiftet wurde, deutlich mehr Geld kosten wird. Je nach Variante muss der Steuerzahler zwischen 8,6 und 10,2 Millionen Euro investieren.

Variante mit Edelstahlbecken fürs Freibad wäre die teuerste Lösung

„Darunter werden wir das nicht schaffen“, sagte der Architekt André Pilling vom Architekturbüro POS4 (Düsseldorf), das sich unter anderem auf Sportanlagen und Bäder spezialisiert hat, am Montagabend in der Arbeitsgruppe Lemmerz-Freibad.

Das Spezialgremium ist vom Rat eingesetzt worden, der im Frühjahr mehrheitlich beschlossen hatte, das Freibad ab der Saison 2024 zunächst nicht mehr zu eröffnen. Pilling legte den Ratsmitgliedern und Fachleuten drei Varianten vor.

Bei der „Basis-Version“ würden voraussichtlich 8,6 Millionen Euro fällig, die Becken hätten dann aber aus technischen Gründen eine geringere Wassertiefe und die Anlage wäre nicht wettkampftauglich.

Die dritte Variante wäre mit 10,2 Millionen Euro die teuerste, weil statt neuer Fliesen ein Edelstahlbecken eingebaut würde. Der Vorteil laut André Pilling: Das Becken halte länger (50 Jahre im Vergleich zu Fliesen mit 30 Jahren) und wäre im Unterhalt preiswerter.

50-Meter-Becken im Freibad Königswinter soll wettkampftauglich sein

Entsprechend dem Vorschlag des Verwaltungsvorstandes wird im weiteren Verfahren aber nun die „mittlere Variante“ verwirklicht. Die schlägt geschätzt mit 8,9 Millionen Euro zu Buche. Das 50-Meter-Schwimmerbecken würde wettkampftauglich, komplett neu gefliest und die Wassertiefe durch eine Art Beckenumrandung um 36 Zentimeter erhöht.

Dieser Entwurf sieht unter anderem auch einen Drei-Meter-Sprungturm, einen „Sprudelpilz“ und ein „Kommunikationsrondell“ am Beckenrand vor. Die große Wasserrutsche ins Nichtschwimmerbecken würde neu gebaut und so ausgerichtet, dass sich rutschende und schwimmende Freibadbenutzer nicht mehr ins Gehege kommen.

Zwei große Becken im Freibad, rechts flache Gebäude mit den Umkleiden und Duschen.

In den 1950er Jahren im Naturschutzgebiet gebaut: das Lemmerz-Freibad am Drachenfels.

Zu den möglichen Optionen gehört beispielsweise ein Kletterfelsen, den Pilling „Kleiner Drachenfels“ nannte. Nach seinen Angaben sind in allen Zahlen 20 Prozent für überraschende Entwicklungen und 3,4 Prozent für Baukostensteigerungen eingeplant.

Keine Unterschiede gibt es bei allen drei Varianten für die Modernisierung und Sanierung der Gebäude. Die Umkleiden und Duschen würden auf den aktuellen technischen Stand gebracht, eine Toilette und eine Umkleide auch für Rollstuhlfahrer geschaffen werden.

Große Umbauten im Naturschutzgebiet nicht ohne weiteres möglich

Da das Lemmerz-Freibad im FFH- und Naturschutzgebiet Siebengebirge liegt, sind große Erweiterungsbauten nicht ohne weiteres möglich. Im Hintergrund schwebt dabei auch die Sorge, Naturschutzverbände wie der BUND könnten mit Klagen für Verzögerungen sorgen.

Das Büro POS4 schreibt auf seiner Homepage: „Der bestehende Gebäudebestand wird als wichtigste Ressource betrachtet, was die Wiederverwendung von Materialien und den behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz einschließt.“

Die architektonische Anmutung des Freibades, das ein „bedeutendes Kulturdenkmal“ sei, „soll im Rahmen der Sanierung erhalten bleiben, während die technische Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht wird“.

Auf den Dächern der vorhandenen Gebäude sollen Photovoltaikanlagen installiert werden. Auf den Einsatz von fossilen Energieträgern wolle man komplett verzichten, hieß es in der Präsentation des Ingenieurbüros Kurzmann (St. Leon-Rot). Da das Freibad nur im Sommer betrieben werde, sei keine Heizung nötig.

Stadt Königswinter muss einen Betreiber für beide Schwimmbäder suchen

Mit dem selbst erzeugten Strom solle die Schwimmbadtechnik emissionsfrei betrieben werden. Dass die Badewassertechnik auch auf den aktuellen Stand der Technik gebracht wird, versteht sich quasi von selbst. Eine Zeitschiene, wann das „neue“ Freibad eröffnet, war am Montag kein Thema, wie Sportdezernentin Heike Jüngling bestätigte.

Die Stadt muss sich auch noch auf die Suche nach einem Betreiber machen. Der soll sowohl das Freibad als auch das Hallenbad, das 2021 für elf Millionen Euro völlig neu gebaut wurde, managen. Die Koalition aus Königswinterer Wählerinitiative, SPD und Grünen gab sich im Herbst zuversichtlich: „Spätestens 2027“, hieß es, würden Familien das Bad in den Ferien wieder nutzen können.