Die Freibad-Saison 2024 fällt im Lemmerz-Freibad in Königswinter aus. In den nächsten Jahren ist die umfassende Sanierung des Freibades am Drachenfels geplant.
RatsbeschlussLemmerz-Freibad in Königswinter bleibt vorerst geschlossen
Freibadfreunde aus der Drachenfelsstadt müssen sich schon in diesem Jahr auf den Weg in die Nachbarstädte Bonn oder Bad Honnef machen. Denn der Königswinterer Stadtrat hat am Montagabend in nicht-öffentlicher Sitzung mit großer Mehrheit beschlossen, das Lemmerz-Freibad am Drachenfels in der Saison 2024 nicht zu eröffnen.
Die längerfristige Schließung des Bades in wohl einmaliger Lage wurde damit um ein Jahr vorgezogen. Denn 2025 soll – so der aktuelle Stand – die umfassende Sanierung des Lemmerz-Freibades beginnen, dessen Technik und Gebäude in die Jahre gekommen sind.
Betreibervertrag mit dem Schwimmtreff wird abgewickelt
Die offizielle Mitteilung der Stadt nach der Sitzung fiel denkbar knapp aus. „Der Rat der Stadt hat in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, den Betreibervertrag aufzuheben beziehungsweise abzuwickeln, das Freibad nicht wieder zu öffnen und die vorab bereit gestellten Mittel (Betriebskostenzuschuss 2024) für den anstehenden Sanierungsauftrag zu verwenden“, schrieb Fabiano Pinto, Technischer Beigeordneter der Stadt Königswinter.
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Die Schwimmtreff GmbH, die für die Stadt Königswinter bisher sowohl das neue Hallenbad als auch das Freibad betreibt, hatte um eine Vertragsauflösung für das Freibad gebeten. Ähnliches hatte sie schon Anfang 2023 gewollt, unter anderem auch wegen akuten Mangels an Fachpersonal. Eine Zufallsmehrheit im Rat setzte aber den Saisonstart 2023 durch.
Freibad-Saison 2024 hätte ein hohes Defizit eingebracht
Auf Wunsch des Schwimmtreffs wurde das Thema diesmal nicht-öffentlich beraten. Ingolf Pott, einer der Geschäftsführer des Schwimmtreffs, wollte sich am Dienstag auf Anfrage weiter nicht öffentlich zum Thema äußern.
Die Freibad-Saison 2024 „wäre teurer als jemals zuvor gewesen“, begründete Thomas Koppe (Grüne) die Haltung der Koalition aus KöWI, SPD und Grünen. Vom „höchsten Defizit, das es jemals gab“, sprach Dirk Lindemann (SPD) gegenüber dieser Zeitung.
Im städtischen Haushalt 2023 waren für das Freibad knapp 129 000 Euro als Betriebskostenzuschuss sowie 60 000 Euro als möglicher Sonderzuschuss eingeplant. Mit diesen Beträgen kam der Schwimmtreff offenbar nicht mehr zurecht.
„Deutlich mehr als im Haushalt steht“, so Thomas Koppe, hätte für den Freibad-Betrieb aufgebracht werden müssen. Weitere 100 000 Euro hatte der Stadtrat zur Verfügung gestellt, falls vor dem Saison-Start 2024 wie im vorigen Jahr erneut größere Reparaturen notwendig gewesen wären.
Dem Schwimmtreff hervorragende Arbeit bescheinigt
Die Entscheidung, das Freibad schon jetzt geschlossen zu halten, sei „gut abgewogen“ worden, betonte Thomas Koppe. Dadurch, dass man den Schwimmtreff aus dem Freibad-Vertrag entlasse, wolle man auch den Hallenbad-Betrieb durch das Unternehmen sicherstellen, dem Dirk Lindemann eine „hervorragende Arbeit“ bescheinigte.
Der Sozialdemokrat sprach von einer „Flucht nach vorn“: Schnellstmöglich müsse jetzt die Sanierung des Freibades beginnen, um ein „vernünftiges Familienbad“ zu verwirklichen. Vorgesehen sind bisher eine Million Euro an Planungskosten für 2024 und vier Millionen Euro für die Sanierung ab 2025.
Als „Fass ohne Boden“ bezeichnete Bruno Gola (FDP) die hohen Betriebskostenzuschüsse. Die Entscheidung tue weh, sei aber finanziell vernünftig, so der Liberale über den Beschluss von Montag.
Die CDU hatte dagegen beantragt, mit dem Schwimmtreff über die Saison 2024 zu verhandeln. Ziel solle sein, das Bad letztmalig vor der umfassenden Sanierung zu öffnen. „Verträge müssen erfüllt werden“, schrieb Stephan Unkelbach (CDU) in einer Erklärung und betonte gegenüber der Rundschau, dass es um eine Bitte an den Schwimmtreff gehe. Die Stadt habe in den letzten Jahren viel für den Schwimmtreff getan.
Bürgermeister Lutz Wagner und der Koalition warf der Christdemokrat vor, sich nicht für die Familien zu interessieren, die sich keinen Urlaub leisten könnten. Thomas Koppe bezeichnete die Haltung der CDU als „Wunschdenken“.
Das sagt der Förderverein
Mit Enttäuschung reagierte Annette Hertner, Vorsitzende des Fördervereins Rettet unserer Lemmerzbäder, auf den Beschluss des Rates, das Freibad in der Saison 2024 nicht zu eröffnen. Sie fürchtet, dass das Bad über Jahre geschlossen sein könnte. Es sei „absolut illusorisch“, dessen Sanierung in zwei Jahren zu verwirklichen, betonte Annette Hertner, die von Hause aus Architektin und Bauleiterin ist.
Der Förderverein hatte sich in der Vergangenheit für eine abschnittsweise Sanierung des Freibades im laufenden Betrieb ausgesprochen. Das sei eine „eine gute Lösung“, so Hertner. „Königswinter braucht ein Freibad“, betonte die Vereinsvorsitzende. Aber ohne Betreiber gehe das natürlich nicht. Vielleicht müsse man sich jetzt darauf konzentrieren, wer nach der Sanierung der Betreiber sein könnte.
Auf eine Anfrage der CDU zu einem zukünftigen Betrieb des Freibades hatte Sportdezernentin Heike Jüngling zu Beginn der Ratssitzung einmal mehr betont, dass ein Betrieb unter städtischer Regie nicht infrage komme. Ab 2026 könne man den gemeinsamen Betrieb beider Bäder ausschreiben. „Die Verwaltung ist positiv gestimmt, mit zwei neuen und modernen Bädern einen kompetenten Betreiber zu finden.“ (csc)