Königswinter – Auf 2,2 Kilometern durch die Weinstöcke des Siebengebirges: Der Weinwanderweg in Oberdollendorf, den es schon seit den 80er Jahren gibt, ist neu gestaltet worden – und bietet jetzt nicht nur malerisches Auf und Ab zwischen alten Rebstöcken und einen weiten Blick über die Landschaft, sondern auch neu aufbereitete Informationen.
Nach der Verjüngungskur erwartet die Wanderern auf dem Weg, der durch rund acht Hektar Weinanbau führt, an markanten Punkten neun Tafeln, die über den Weinanbau in der Region und seine Geschichte informieren. Zwei Karten ordnen darüber hinaus über die Lage dieser besonderen Kulturlandschaft mit Laurentiusberg, Rosenhügel und Sülzenberg ein. Am Aussichtspunkt Hülle in der Mitte des Weges bietet sich ein spektatulärer, weiter Ausblick über das Siebengebirge und den Rheinlauf bis zur Bundesstadt Bonn mit einer Panoramakarte.
Historische Weinhäuser
Start und Ende des Weges liegen jeweils an zwei historischen Weinhäusern: Die Burg Sülz wurde 966 erstmals urkundlich erwähnt und war seit dem Mittelalter Zentrum der Weinwirtschaft des Klosters Heisterbach, bis 1967 der Weinbau eingestellt wurde. 2020 wurde das Weinhaus mit Innen- und Außengastronomie in einem großen Garten renoviert neu eröffnet.
Eine Institution ist das Weingut der Familie Blöser, die seit dem Jahr 1699 in Oberdollendorf Reben anbaut. Auf den drei Weinbergen mit insgesamt 7,2 Hektar werden unterschiedlichen Sorten angebaut, darunter Riesling, Müller-Thurgau, Kerner, Gewürztraminer, Weißburgunder.
Weinanbau seit mehr als 1000 Jahren
Die Geschichte
Seit mehr als 1000 Jahren wird in Oberdollendorf und am Mittelrhein Weinbau betrieben. Anfang der 1970er Jahre stand der Weinbau gleichwohl vor dem Aus. Die Parzellen waren durch zahlreiche Teilungen zu klein geworden und zu zersplittert, um sie noch gewinnbringend bewirtschaften zu können. Die Lösung brachte eine Flurbereinigung, die auch die Weinberge in Rhöndorf und Königswinter betraf. (que)
Hänge wurden neu aufgeteilt
In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Agrarordnung, den Winzern und der Stadt Königswinter wurden die Anbauflächen durch ein Flurbereinigungsverfahren zwischen 1973 und 1979 neu geordnet. Die Hänge wurden vermessen und neu aufgeteilt, Terrassen angelegt, der Mutterboden wurde abgetragen. Federführend war das Landwirtschaftsministerium mit Minister Diether Deneke, der in Oberdollendorf wohnte. Eine Gedenktafel am Aussichtspunkt Hülle erinnert an ihn. (que)
Auf Anmeldung ermöglicht der Winzerbetrieb Weinproben für Gruppen inklusive Betriebs- und Kellerführung. Die Winzer Josef und Bernd Blöser haben auch die inhaltliche Überarbeitung des Weinwanderweges begleitet, ebenso wie Lothar Vreden, Museumsleiter des Virtuellen Brückenhofmuseums. Rund um den Weinwanderweg ist noch mehr zu entdecken: die Klosterlandschaft Heisterbach, das Mühlental, das Brückenhofmuseum, der historische Ortskern von Oberdollendorf und die Pfarrkirche St. Laurentius. 22 000 Euro kosteten die neuen Tafeln, unterstützt wurde der Naturpark Siebengebirge als Träger dabei von seinem Kooperationspartner Tourismus Siebengebirge, der Stadt Königswinter und Naturpark-Fördermitteln des Landesministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Die alten Schilder waren entweder verblichen oder so stark beschädigt worden, dass sie vom Baubetriebshof der Stadt Königswinter entfernt wurden.
„Die neugestaltete und inhaltlich angepasste Infrastruktur mittels Infostelen schließt nun konzeptionell an die Kulturlandschaftsvermittlung am Drachenfels, auf dem Beethoven-Wanderweg und auf den Kapellen-Schleifen an“, sagte Lucas Degenhardt vom Naturpark Siebengebirge beim Tag der Eröffnung am Aussichtspunkt Hülle.
Einheitliche Gestaltung
Das Projekt sei ein weiterer Schritt, die Informationsvermittlung im Naturpark Siebengebirge einheitlich und im Sinne der Wiedererkennung zu gewährleisten, sagte Degenhardt. „Zusätzlich soll dieses Wanderangebot, das außerhalb des Naturschutzgebietes Siebengebirge liegt, einen Beitrag dazu leisten, diesen sensiblen Naturraum gemäß dem übergeordneten Besuchermanagement zu entlasten.“