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Zum Tod von Konrad R. MüllerFotograf aus Königswinter war so nah am Kanzler wie kaum jemand

Lesezeit 3 Minuten
Der Porträtfotograf Konrad Rufus Müller sitzt in seinem Wohnzimmer vor einem Schwarz-Weiß-Porträt von Bundeskanzler Scholz

Der Porträtfotograf Konrad Rufus Müller sitzt in seinem Wohnzimmer vor einem Porträt von Bundeskanzler Scholz.

Kanzlerfotograf Konrad R. Müller starb nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren.

Er fotografierte alle deutschen Regierungschefs seit Konrad Adenauer. Nun ist Konrad R. Müller im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Das teilte seine Ehefrau am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Stets in Schwarz-Weiß porträtierte der Kanzlerfotograf die deutschen Regierungschefs. Seine Fotos sind mehr als ein offizielles Bild; sie sind nah, intensiv, lassen Nachdenklichkeit, Einsamkeit erahnen. In Farbe fotografierte Müller nie: „Da bin ich Mittelmaß“ sagte er in einem Gespräch mit der „Zeit“.

Das Fotografieren brachte sich Konrad R. Müller selber bei

Eine Digitalkamera verwendete der Königswinterer auch bei seinem letzten Einsatz nicht, als er Kanzler Olaf Scholz fotografierte. Auch auf Stative, Scheinwerfer und anderes Zubehör verzichtete er, nach eigener Aussage benutzte er nur zwei Kameras. Seine Bilder entwickelte er zeitlebens ohne Assistenten.

Das Fotografieren brachte sich der 1940 in Berlin geborene Müller selbst bei. Im Wäscheschrank seiner Eltern entdeckte er eine Rolleiflex-Kamera seines Vaters, Baujahr 1935, ließ sie reparieren und machte mit ihr 1957 sein erstes Foto eines Prominenten: Papst Johannes XXIII. lichtete er bei einer Audienz heimlich aus dem Anzug heraus ab. „Mein Urbild, unscharf und leicht verwackelt“, beschrieb Müller dieses Foto einmal, das er jedoch immer in seiner Sammlung behielt.

Sein Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin brach er 1963 nach nur vier Monaten ab, um als Fotograf zu arbeiten. Im September 1965 trampte er von Berlin nach Bonn, wo er Konrad Adenauer zwei Jahre nach dessen Kanzlerschaft zum ersten Mal auf dem Bonner Münsterplatz fotografierte. Wieder mit der Rolleiflex, aus wenigen Zentimetern Entfernung. Das war wichtig, wie Müller im April 2017 im „Berliner Tagesspiegel“ schrieb: „Mein Fotoapparat hatte nur ein Objektiv.“

Der Porträtfotograf Konrad Rufus Müller hält in seinem Wohnzimmer einen kleinen Abzug eines Porträts von Bundeskanzler Adenauer in der Hand.

Der Porträtfotograf Konrad Rufus Müller hält in seinem Wohnzimmer einen kleinen Abzug eines Porträts von Bundeskanzler Adenauer in der Hand.

Nicht Adenauers Politik sei es gewesen, die ihn angezogen habe: „Ich war fasziniert von diesem einmaligen Gesicht, ein Gesicht, wie es heute keines mehr gibt in der Politik.“ Immer wieder zog es ihn vor Adenauers Wohnhaus in Rhöndorf, immer wieder fotografierte er ihn. Rainer Barzel machte die beiden schließlich bekannt. Sein letztes Foto vom „Alten“ machte Müller an dessen 91. Geburtstag.

Deutlich weniger Zeit räumte ihm Angela Merkel ein: „Ich habe sie als Kanzlerin zweimal fotografiert, jeweils fünf Minuten. Beide Male waren furchtbar“, berichtete Müller in einem Interview mit dem „Spiegel“. Den beiden Fotos der Langzeit-Kanzlerin könne man ansehen, wie aufreibend die Arbeit von Spitzenpolitikern sei. „Wenn Sie aktuelle Fotos von ihr mit denen vergleichen, die ich vor zwei Jahren gemacht habe, dann sehen Sie, wie die Müdigkeit Spuren hinterlässt.“

Die Kanzler-Fotos von Konrad R. Müller hängen im Haus der Geschichte in Bonn

Auf vielen politischen Reisen und Auftritten war Müller an der Seite der deutschen Bundeskanzler und wurde so zum Zeitzeugen. Er begleitete Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger ebenso wie Willy Brandt. Er war dabei, als Helmut Kohl im Sommer 1989 den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow in Bonn traf und auch, als Kohl nach dem Fall der Berliner Mauer den französischen Präsidenten François Mitterrand besuchte, um ihn von der Notwendigkeit der Deutschen Einheit zu überzeugen.

Nicht nur die deutschen Kanzler porträtierte er, auch viele ausländische Staatsmänner wie den französischen Präsidenten François Mitterrand und den ägyptischen Staatspräsidenten Anwar el-Sadat. Neben den Politikerporträts fertigte Müller viele Jahre lang auch Aufnahmen von Autoren, Musikern, Schauspielern, Bergsteigern, Einsiedlern, machte Landschaftsfotos und bebilderte Zeitungsreportagen. Sein Vermächtnis umfasst mehr als 2800 Fotografien. (mit dpa)


Die „Kanzler-Galerie“ der Fotos von Konrad Rufus Müller hängt im Deutschen Historischen Museum zu Berlin, im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, im Bundeskanzleramt und im Außenministerium.