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Frauenleiche gefunden„Das haben wir doch gleich gewusst“

Lesezeit 3 Minuten

Im Keller des Ehemannes stießen die Ermittler auf eine Frauenleiche.

Königswinter-Ittenbach – Es ist ein grausiger Fund, den die Ermittler der Mordkommission am Mittwoch gegen Mittag in dem Einfamilienhaus in Ittenbach machen. Im Keller - entweder im Boden einzementiert oder in einer Wand eingemauert - finden sie eine Frauenleiche. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die seit 2008 vermisste Ittenbacherin, deren Fall vor gut zwei Wochen bundesweit Aufmerksamkeit durch die Sendung "Aktenzeichen XY" bekam. Hauptverdächtiger der Polizei ist der damalige Ehemann. Der 52-Jährige wurde am Mittwoch festgenommen und im Bonner Polizeipräsidium verhört. Einzelheiten dazu verriet die Polizei zunächst nicht: die Ermittlungen dauerten an.

Nach der Ausstrahlung von "XY ungelöst" am 16. Oktober hatte es nur einige wenige Hinweise von Zuschauern gegeben. Aber es wurde von umfangreichen baulichen Veränderungen im Garten berichtet, die der Ehemann nach dem Verschwinden seiner damals 39-jährigen Frau vorgenommen haben soll. Diese Hinweise führten zur Einleitung von Ermittlungen gegen den 52-Jährigen und den Durchsuchungsbeschluss. Am Mittwochmorgen rückten die Ermittler in Ittenbach an.

Die 3. Technische Einsatzeinheit war aus Brühl mit ihrem Rüstwagen vor Ort, eine Rechtsmedizinerin war im Haus und ein Suchhund wurde eingesetzt. Der Ehemann der Vermissten war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeholt und zur Befragung ins Präsidium gebracht worden.

Mit Spitzhacke und Stemmeisen

In weißen Overalls und mit Mundschutz arbeiteten die Ermittler im Keller des Hauses. Geräusche eines Bohrhammers drangen nach draußen, später wurden noch eine Spitzhacke und ein großes Stemmeisen hineingebracht. Kurz darauf schob einer der Ermittler die Steine vom Lichtschacht neben der Eingangstür und schraubte das Sicherungsgitter ab. Unterdessen berichtete Frank Piontek, Pressesprecher der Polizei, den vielen Journalisten: "Wir ermitteln jetzt mit einer Mordkommission, die Kriminalhauptkommissar Dietmar Kaiser leitet."

Ein Nachbar, der namentlich nicht genannt werden möchte, erzählte, dass der verdächtige Ehemann kürzlich erneut geheiratet und den Nachnamen seiner Frau angenommen habe. Die Nachricht, dass die Polizei im Haus der seit 2008 verschwundenen Ittenbacherin ist, blieb nicht unbemerkt und ein vorbeigehender Spaziergänger sagte: "Das haben wir doch gleich gewusst!"

Dann fuhr ein Pkw vor und ihm entstiegen die Kriminalhauptkommissare Franz Wirges und Dietmar Kaiser sowie die ermittelnde Staatsanwältin Henrike Baumgarten. Kurzer Kontakt zu Frank Piontek, und die drei verschwanden hinter dem Haus. Kurz darauf bestätigte Piontek: "Im Keller wurde eine Frauenleiche gefunden, deren Identität noch nicht zweifelsfrei feststeht. Der Ehemann wurde vorläufig festgenommen, und im Laufe des Nachmittags werden die Angehörigen benachrichtigt." Mehr wollten Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst zu dem Fall nicht sagen

Tochter wird psychologisch betreut

Die Tochter der vermissten Ittenbacherin - sie wurde am Mittwoch von Psychologen betreut - hatte den Vermisstenfall Anfang 2013 in die Öffentlichkeit gebracht. "Ich habe gedacht, sie meldet sich. Aber das hat sie bis heute nicht getan", sagte sie damals der Rundschau zu ihrem Schritt in die Medien und zum Verschwinden der Mutter. Der jetzt verdächtigte Ehemann hatte damals im Gespräch mit dieser Zeitung eingeräumt, dass es häufiger Streit gegeben habe. Grund seien familiäre, vor allem aber finanzielle Probleme gewesen.

Am 14. Februar 2008 habe seine Frau schließlich ihren Schlüssel genommen und sei gegangen, erzählte er. Zwei Tage später habe sie eine Reisetasche mit Kleidung geholt, eine gute Woche später habe sie ihre übrige Kleidung mitgenommen. Da sei sie, so erzählte er, in Begleitung zweier unbekannter Männer gewesen. Sie sollen damals mit einem weißen Kleinbus mit Kölner Kennzeichen unterwegs gewesen sein.

Die Ermittlungen der Kripo, die im Januar zunächst wegen eines Vermisstenfalls begannen, führten weder zu dem weißen Wagen noch zu den zwei Männern. Stattdessen rückte die Mordkommission in dem Ittenbacher Einfamilienhaus an. Nicht im Garten, wie vermutet, sondern im Keller stießen die Ermittler schließlich auf die Frauenleiche.