AboAbonnieren

Uedorfer GedenkkreuzErinnerung an tragische Unfälle

Lesezeit 3 Minuten
Bornheim-Uedorf. Das Unfallkreuz steht wieder. Ortsvorsteher Bernd Marx (rechts) bedankte sich bei Familie Lülsdorf und Zimmerin Katharina Rörig (5. von rechts) die die Gedenkstätte wiederhergestellt haben. Foto: Frank Engel-Strebel

Bornheim-Uedorf. Das Unfallkreuz steht wieder. Ortsvorsteher Bernd Marx (rechts) bedankte sich bei Familie Lülsdorf und Zimmerin Katharina Rörig (5. von rechts) die die Gedenkstätte wiederhergestellt haben.

Ein Wegekreuz, zwei tragische Unfälle und zuletzt auch noch Vandalismus. Es gibt einiges zu erzählen über das Gedenkkreuz unweit des Uedorfer Ortskernes mitten im Grünen an einem Wirtschaftsweg an der Brücke der A 555 parallel zur Bornheimer Straße. Alles begann vor fast 90 Jahren.

Am 10. Juli 1935 erbaute der Pächter des einstigen Eierhofes (heute Hof Jüssen), Toni Schmitz, dieses Wegekreuz in Gedenken an den ersten deutschen Autobahnverkehrstoten überhaupt. Von 1929 bis 1932 wurde die erste Autobahn Deutschlands (damals offiziell als „kreuzungsfreie Kraftfahrstraße“ bezeichnet) zwischen Köln und Bonn gebaut, die heutige A 555. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Köln, Konrad Adenauer, eröffnete diese offiziell am 6. August 1932. Mit einem Verkehrsaufkommen von rund 3000 Kraftwagen täglich galt sie als die verkehrsreichste Straße im Deutschen Reich. Unglücke blieben nicht aus. Ein besonders schwerer Unfall ereignete sich am 11. Juni 1934. Es war bereits dunkel als ein 29-jähriger Lkw-Fahrer verunglückte. Mit im Wagen saßen seine Freundin als Beifahrerin und im hinteren Teil der Besitzer des Lasters, der sich dort ausruhte und schlief. Beladen war das Gefährt mit Papierrollen. Durch den Aufprall verstarb nicht nur der Fahrer, sondern auch der Besitzer, der von den Papierrollen zerquetscht wurde. Das junge Mädchen erlitt nur leichte Verletzungen. Die beiden Verstorbenen gelten somit als die ersten deutschen Autobahnunfalltoten. 1935 errichtete Toni Schmitz in Gedenken an die Verstorben dieses Kreuz.

So sah das Unfallkreuz aus, bevor es durch Vandalismus zerstört worden war.

So sah das Unfallkreuz aus, bevor es durch Vandalismus zerstört wurde.

Fast 80 Jahre später: Im November 2013 bemerkten bestürzte Bürger, dass diese Gedenkstätte nicht mehr da war und hörten bei Uedorfs Ortsvorsteher Bernd Marx nach, was geschehen sei. Marx recherchierte und erfuhr, dass das Kreuz im städtischen Bauhof lag – komplett zerstört. Erneut war es zu einem schweren Unfall auf der A 555 gekommen. Ein Pkw-Fahrer verlor die Kontrolle über sein Auto und flog buchstäblich von der Brücke über das Kreuz hinweg in den Acker hinein. Das Fahrzeug brannte aus, der Fahrer überlebte jedoch wie durch ein Wunder.

Das Kreuz konnte restauriert werden, für den Schaden kam die Versicherung des Unfallverursachers auf. Der damalige Pfarrer Jörg Stockem segnete dieses bei einer kleinen Feierstunde gemeinsam mit Vertretern der Pfarreiengemeinschaft und einigen Bürgern sowie Ortsvorsteher Marx ein.

Bis zum Juni 2022 mahnte das Uedorfer Unfallkreuz weiter an die Verkehrstoten an das Schicksal. Dann entdeckten Anwohner, dass das Kruzifix aus Marmor erneut verschwunden war, diesmal allerdings wurde es von bislang unbekannten Tätern gestohlen. „Nur der Sockel mit der Inschrift und ein trauriger Stumpf blieben übrig als stumme Zeugen des diebischen Vandalismus“, schilderte Bernd Marx. Doch seit kurzem ist alles wieder komplett, das Wegekreuz erstrahlt in neuem Glanz dank Familie Lülsdorf aus Uedorf.

Für Peter Lülsdorf war dies eine Herzensangelegenheit, denn sein Urgroßvater war seinerzeit der Stifter des Kreuzes gewesen. Lülsdorf gewann die junge Zimmerin Katharina Rörig, die das Unfallkreuz in Holz nachbildete und es in Eigenleistung auf den Sockel montierte. Nun konnte das Kreuz von Mitgliedern des Ortsausschusses, einigen Bürgern und den Nachfahren des ursprünglichen Stifters eingeweiht werden.

Bernd Marx freute sich, dass das Kreuz aufgrund seiner bewegenden Historie dank des bürgerschaftlichen Engagements seine „erneute Wiedergeburt“ feiern konnte. Der Ortsvorsteher hofft, dass der Werkstoff Holz nicht noch einmal zu einem Diebstahl animieren werde wie die ursprüngliche Marmorversion.