50 Jahre Stadtbücherei Bornheim: Für die Jubiläumslesung hatte sich Bücherei-Leiterin Brigitte Nowak die Autorin und Moderatorin Christine Westermann gewünscht.
Büchereijubiläum in BornheimChristine Westermann: „Eigentlich war ich nie eine Leseratte“
„Ich bin ja schon sehr emotional, aber Sie toppen das locker“, schmunzelte Christine Westermannn. Die Worte der Journalistin, Bestsellerautorin und Literaturkritikerin richteten sich an die Leiterin der Bornheimer Stadtbücherei, Brigitte Nowak. Die Einrichtung wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und zu diesem runden Geburtstag hatten sich Nowak und ihr Team eine Jubiläumslesung mit Christine Westermann gewünscht. Erfüllt hat ihn der Bücherei-Förderverein „Bücherwurm“, der die mit knapp 200 Gästen gut besuchte Veranstaltung am Dienstagabend im Forum des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums organisiert und finanziert hat.
Auf der herbstlich dekorierten Bühne stand ein Schreibtisch, ringsherum waren zahlreiche Stapel Bücher drapiert. Westermann wurde von Brigitte Nowak sehr herzlich begrüßt: „Es sind Menschen wie Sie, die unsere Stadtbücherei ausmachen und mit Leben füllen, sonst wäre die Bücherei nur ein Raum voller Bücher, dafür sage ich vielen Dank“, betonte Nowak sichtlich gerührt.
Besondere Lesereise
„Wir sind stolz auf unsere Bücherei, die sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem modernen Kommunikationszentrum entwickelt hat. Sie ist eine Spinne im Netz der Bildung“, lobte Sozialdezernentin Alice von Bülow und an Christine Westermann gerichtet sagte die Beigeordnete: „Sie stehen ebenso wie das Team der Bücherei dafür, Menschen zum Lesen abzuholen und zu verführen.“
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Und das gelingt der Autorin nun auch mit ihrem neuen, erst vor zwei Wochen erschienenen Werk, das sie derzeit, wie sie mit einem Augenzwinkern erklärte, auf einigen „Probelesungen“ präsentiert. Bornheim war nach Bielefeld die zweite Station dieser Reise. „Die Familien der anderen. Mein Leben in Büchern“, hat sie ihr neues Buch genannt. Sie nimmt ihre Fans mit auf eine ganz besondere Lesereise, beschreibt, welche Werke sie berührten und welche nicht, und wie sie überhaupt dazu kam, Buchexpertin zu werden.
Westermann, mittlerweile 73 Jahre alt, machte sich einen Namen als Moderatorin und Journalistin seinerzeit in der WDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Stunde“ an der Seite von Frank Plasberg und später in der Unterhaltungssendung „Zimmer frei“ gemeinsam mit Götz Alsmann, wofür sie unter anderem den Adolf-Grimme-Preis bekam. Irgendwann einmal sei vom Westdeutschen Rundfunk aus Köln der ebenso unerwartete wie entscheidende Anruf gekommen, ob sie nicht Lust hätte, abwechselnd mit Elke Heidenreich den Hörern Buchtipps zu geben.
Herausforderung angenommen
„Warum fragen Sie ausgerechnet mich? Ich war ja nicht vielbelesen? Und wie finde ich gerade die passenden Bücher, die in Frage kommen?“, hatte sie sich gefragt und gibt ihn ihrem neuen Buch die Antworten. „Herausforderung ist mein zweiter Vorname und heute beschleicht mich das Gefühl, das Richtige getan zu haben.“ Der Erfolg gibt ihr Recht, es folgte die Einladung zum legendären „Literarischen Quartett“ beim ZDF, wo sie manchmal mit ihren Empfehlungen ziemlich alleine dastand: „Drei dagegen, Westermann dafür.“ Von Oktober 2015 bis Dezember 209 moderierte sie die Sendung mit Volker Weidermann.
Auf Feuilleton-Empfehlungen gibt sie ebenso wenig wie auf Bestsellerlisten. Sie empfahl ihren Zuhörern daher, einen Buchhändler des Vertrauens zu finden, so wie sie einen gefunden habe. „Wenn Sie einen gefunden haben, dann haben Sie einen Bücherfreund, denn Buchhändler sind die Leuchttürme im Meer der Neuerscheinungen.“ Viele Fragen, die ihr gestellt werden, wiederholen sich, sagt Westermann. Der Klassiker: „Sie lesen doch unheimlich viel, oder?“ Worauf Westermann regelmäßig antwortet: „Eigentlich war ich nie eine Leseratte, ich gucke auch viel Streamingdienste und habe auch eine Dauerkarte für den FC.“ Sie wollte sich auch das WM-Spiel Deutschland gegen Japan anschauen.
Ein Heimspiel
Oft wollten die Leute auch wissen, ob sie einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch habe. Beides gibt es offenbar nicht: „Das wechselt und das ist auch gut so.“ Thomas Manns „Zauberberg“ gehört wohl nicht zu den Favoriten. Ein Dreivierteljahr habe sie sich kürzlich durch das 900 Seiten starke Werk durchgearbeitet – aus Pflichtgefühl. Als Literaturkritikerin müsse man so ein Werk schließlich gelesen haben. Am Ende der kurzweiligen Lesung Westermanns, die für die in Köln lebende Autorin übrigens ein Heimspiel war („Köln ist schließlich ein Vorort von Bornheim“) signierte sie ihre Bücher und gab Autogramme.