Bornheim – Das „Unglückskreuz“ ist weg. Zur wechselvollen Geschichte dieses weißen Marmorkreuzes, das neben dem Weg zum Bornheimer Wasserwerk unmittelbar hinter der Autobahnunterführung in Uedorf stand, ist ein weiteres Kapitel hinzugekommen. In den letzten Maitagen haben Unbekannte das Kreuz nicht nur vom Sockel getrennt, sondern auch mitgenommen. „Wer macht sowas?“, fragen sich die Menschen in Uedorf.
Erinnerung an den ersten Toten auf der Autobahn
Dieses mehr als 80 Jahre alte Kreuz hat eine besondere historische Bedeutung – und eine beinahe unglaubliche Geschichte. Ein trauriges Ereignis hatte den Uedorfer Landwirt Toni Schmitz veranlasst, dieses Wegekreuz aufstellen zu lassen und damit an ein Ereignis vom 11. Juni 1934 zu erinnern: Die erste Autobahn Deutschlands, die heutige A555, war gerade zwei Jahre alt.
Konrad Adenauer hatte sie am 6. August 1932 als damaliger Oberbürgermeister von Köln eröffnet. Es war kurz vor Mitternacht, als der 29-jährige Fahrer eines mit schweren Papierrollen beladenen Lastwagens die Gewalt über das Fahrzeug verlor und bei Uedorf gegen einen Stahlbetonpfeiler stieß.
Der Fahrer und sein 27-jähriger Kollege, der auf der Ladefläche zwischen Papierrollen schlief, waren sofort tot. Eine junge Beifahrerin hatte den Unfall überlebt. Diese beiden Lastwagenfahrer aus Baden-Württemberg waren die ersten Verkehrstoten auf einer deutschen Autobahn.
Damit der Unfall und die beiden jungen Männer nicht vergessen werden, ließ Landwirt Toni Schmitz ein Wegekreuz anfertigen und es unterhalb der Unfallstelle auf seinem Grundstück am Feldrand aufstellen. Das war am 10. Juli 1935.
Noch ein schlimmer Unfall 2013
Dort stand das Kreuz bis zum 5. November 2013. Es war noch dunkel, als an diesem Dienstagmorgen ein 45-Jähriger auf der A555 Richtung Bonn unterwegs war. Nahe der Unfallstelle, an der die beiden Männer ihr Leben verloren hatten, krachte es wieder. Der Pkw-Fahrer aus Köln durchbrach mit seinem Fahrzeug die Leitplanke und stürzte über zehn Meter in die Tiefe.
Das Auto ging sofort in Flammen auf. Der Fahrer überlebte wohl, weil er bei dem Unfall aus seinem Auto geschleudert wurde. Das Wegekreuz aber wurde zerstört. Der städtische Betriebshof hatte die Reste des Kreuzes eingesammelt und abtransportiert.
Ortsvorsteher fand Reste des alten Kreuzes
Ortsvorsteher Bernd Marx hatte die Trümmer schließlich dort gefunden und initiiert, dass es repariert wurde. Auf Kosten des Unfallverursachers wurde das Marmorkreuz schließlich von Steinbildhauer Helmut Sistig aus Walberberg erneuert und 2014 wieder an seinem Platz aufgestellt. Im August 2014 hatte Pfarrer Jörg Stockem das Kreuz gesegnet.
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Zum aktuellen Diebstahl sagt Ortsvorsteher Bernd Marx: „Das Kreuz hat für die Uedorfer und den ganzen Ort eine große Bedeutung, und wir hoffen, dass es doch noch gefunden wird und wieder aufgestellt werden kann. Aus meiner Sicht ist das eine Schändung.“
Möglicherweise war der Marmor das Ziel
Marx hat bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstattet. Dass das Kreuz zerstört wurde, sei schlimm genug. Dass es aber auch gleich mitgenommen wurde, sei nicht nachvollziehbar. Es sei denkbar, dass es der oder die Täter auf den Marmor abgesehen hatten.
Bisher hat die Polizei keinerlei Anhaltspunkte. Aber vielleicht gibt es Zeugen, die verdächtige Beobachtungen am Tatort gemacht haben, oder das Kreuz beziehungsweise Teile davon gesehen haben. Hinweise nimmt Polizei in Bornheim unter der Rufnummer (02 28) 15-58 11 entgegen.