Ein Meer der Jecken25.000 Besucher feiern „Jeck im Sunneshing“ in der Rheinaue
Lesezeit 3 Minuten
Bonn – Die Sonne knallt, der Boden staubt, Hunderte recken die Arme in die Höhe: Kasalla werfen keine Kamelle, sondern Wasserflaschen. Vier, fünf, sechs eisgekühlte Plastikflaschen fliegen in die Menge, ehe die Kölschrocker „Alle Jläser huh“ anstimmen. Kurz darauf steigt Bassist Sebastian Wagner in ein Schlauchboot und lässt sich von dem Meer aus Jecken tragen. Karneval bei 30 Grad: Das ist „Jeck im Sunnesching“ in der Bonner Rheinaue. 25 000 Besucher feierten bei der dritten Auflage des ausverkauften Open-Air-Festivals. Neben Kasalla gaben sich Größen wie Brings, Cat Ballou, Miljö und Querbeat die Ehre auf der „Jeck-Stage“.
Erstmals hatten die Veranstalter gleich zwei Bühnen auf der Blumenwiese aufgebaut: Auf der „Sunnesching-Stage“ spielten Newcomer wie Ben Randerath, Stefan Knittler und Planschemalöör vor etwas weniger Zuhörern. „Jeck im Sunnesching ist das Rock am Rhing des Karnevals“, fasste es Brings-Frontman Peter Brings treffend zusammen. Die Fans der kölschen Tön’ hatten sich selbstredend in Schale geworfen: Cowboys, Elfen, Schlümpfe, Astronauten, Mickymäuse und Schneemänner tummelten sich auf dem Festivalgelände. Moment mal – Schneemänner?
„Bei der Hitze brauchen wir coole Kostüme“, erklärt Björn Preckel lachend. Der 39-Jährige besuchte mit Ehefrau Eva Preckel und Freunden aus Bonn bereits zum dritten Mal das jecke Festival in der Bundesstadt. Die frostigen Kostüme waren zum Glück kurzärmlig. Auch sonst waren plüschige Ganzkörperverkleidungen rar. Am letzten Augustwochenende dominierten stattdessen Strohhüte, Blumenketten, knappe Röckchen und viel nackte Haut.
Wasserfontänen sorgten für Abkühlung. Die Hitze bekam nicht allen gut: „Für mich ist 365 Tage im Jahr Karneval“, sagte Florian Ahaus (29) aus Troisdorf. „Aber gerade ist es doch etwas zu heiß.“ Auch Reinhard Helfgen (24), ebenfalls aus Troisdorf, befand: „Typisch Karneval ist es nicht. Die Februar-Kälte gehört einfach dazu.“ Typisch Karneval will „Jeck im Sunnesching“ auch gar nicht sein, hatte Veranstalter Jochen Gasser im Vorfeld betont: „Wir sind ein jeckes Sommerfestival mit kölscher Musik.“
Zuerst in Köln
Die Idee zu „Jeck im Sunnesching“ stammt von der Kölner Gaffel Brauerei. Zuerst fand das Festival nur in Köln statt. Seit 2016 wird auch in Bonn gefeiert, dieses Jahr zum zweiten Mal auf dem 160 Hektar großen Gelände in der Rheinaue. Mehr als 150 Ordner sorgten für die Sicherheit der Besucher. Wer noch nicht genug von der fünften Jahreszeit hat, kann nächstes Wochenende beim „Jeck im Sunnesching“ im Kölner Jugendpark weiterfeiern: Zum ersten Mal finden die beiden Festivals nicht zeitgleich, sondern an unterschiedlichen Tagen statt. (mo)
Die meisten fieberten auf den Auftritt von Querbeat hin. Ganz zum Schluss brannten die Bonner zu Hits wie „Randale und Hurra“ und „Guten Morgen, Barbarossaplatz“ ein Feuerwerk ab. Es wurde getanzt, gesungen und geschunkelt, es regnete Konfetti und Luftschlangen. Ein rundum gelungener Festivaltag also – wären da nicht die Schlangen vor den „Käsch Card“-Ständen gewesen. Dieses Jahr hatten die Veranstalter das bargeldlose Zahlen eingeführt. Um besagte Karte zu ergattern, mussten die Besucher aber lange anstehen.
Technische Probleme sorgten dafür, dass an den Kassen dann doch wieder Bargeld akzeptiert wurde. „Total chaotisch“, ärgerte sich Florian Beisiegel (28) aus Troisdorf. „Das muss besser geregelt werden“, stimmte Charlotte Weingarten (21) aus Siegburg zu. Auch fehlende Sonnensegel und Schlangen vor den Getränkeständen wurden in den sozialen Netzwerken bemängelt. Die meisten Jecken waren sich aber einig: Et hät Spaß jemaat! Mer kumme widder! Trotz Sonnenbrand auf der Haut von zu viel Sunnesching.