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Hof in Bad Honnef-Orscheid umgebautTierauffangstation auf altem Bauernhof entsteht

Lesezeit 4 Minuten

Mit einem ihrer Schützlinge: Antje Firmenich vom Tier- und Artenschutzverein im Pflegeraum.

Bad Honnef-Orscheid – Noch steht der ehemalige Bauernhof leer. Aber das soll sich bald ändern. Tiere sollen dort (wieder) einziehen: Dank einer großzügigen Erbschaft konnte der rund 500 Mitglieder starke Verein Tier-, Natur- und Artenschutz Siebengebirge den Hof in Orscheid nebst einem rund 6000 Quadratmeter großem Gelände erwerben. In zahlreichen ehrenamtlichen Stunden ist er seit 2018 umgebaut und modernisiert worden und inzwischen fast fertig. Demnächst soll hier eine Tierauffangstation an den Start gehen, der „Orscheider Tierschutzhof“.

Hundezimmer im alten Kuhstall

„Der Hof hatte eine wechselhafte Geschichte. Nach der Landwirtschaft war dort auch eine illegale Hundezucht“, so Antje Firmenich vom Verein Tier-, Natur- und Artenschutz im Gespräch mit der Rundschau, das wegen Corona telefonisch geführt wurde. Die drei Wohnungen und eine Scheune haben nun neue Funktionen. Aus ihnen sind eine Katzenwohnung, eine Wohnung für einen geplanten Tierbetreuer und ein Büro beziehungsweise Vereinstreffpunkt geworden. Im Kuhstall entstanden fünf Hundezimmer mit jeweils eigenen Freiläufen, und es gibt auch noch zwei große Wiesen für die Tiere.

Noch im Aufbau: Der Quarantäneraum im Orscheider Hof.

Viele Ehrenamtler nehmen Tiere bislang übergangsweise bei sich auf – bis diese ein neues festes Zuhause gefunden haben. Derzeit sind es 20 Hundepflegestellen, zehn für Katzen, eine für Pferde, drei für Meerschweinchen und zwei für Kaninchen, eine für Schildkröten und eine für Wellensittiche. Aber der Verein hatte kein festes Domizil. „Bisher hatten wir Räume in Linz angemietet, vieles war verteilt“, so Firmenich. Das ändert sich nun mit der neuen Tierauffangstation.

Begegnungsstätte für den Tierschutz

Orscheid soll auch Begegnungsstätte werden. „Und wir möchten Kinder für den Artenschutz sensibilisieren. So kann Roswitha Vogel vom Naturschutzbund zum Beispiel mit den Kindern Insektenhotels bauen, und die Kinder können Tiere und Natur erleben“, erläutert Antje Firmenich.

Allerdings hat der Verein zurzeit ein Problem, mit dem im Moment viele kämpfen: Coronabedingt fallen alle Veranstaltungen aus – und somit auch Einnahmequellen durch Kuchenverkauf oder Verkauf von Flohmarktartikeln und ähnlichem. „20 bis 30 Katzen sollen auf dem Hof einziehen und dann von dort aus in ein neues Zuhause weitervermittelt werden. Auch verwilderte Hauskatzen fängt der Verein ein, lässt sie kastrieren und sie werden dann später wieder ausgewildert“, erklärt Firmenich und ergänzt: „ So wird verhindert, dass die verwilderten Katzen sich ungehemmt weiter vermehren.“

Das dürfte bei den Vierbeinern äußerst beliebt sein: Elke Trapp mit Hunden im Futterlager des Vereins.

Aber bevor Katzen in die Katzenwohnung aufgenommen werden können, müssen sie erst einmal für zwei Wochen in Quarantäne. Durch ein Desinfektionsfußbad für die Pfleger geht es dabei in einen gefliesten Quarantäneraum, der keine Holztüren hat, in dem aber vor allem noch die Edelstahlkäfige fehlen. „Die Ausstattung der ist sehr teuer, und wir hoffen auf weitere Spenden zur Finanzierung“, sagt Firmenich. Die bis in Details vorgeschriebene Quarantänestation ist allerdings eine Bedingung für die Zulassung als Tierauffangstation.

Kontakt

Tier-, Natur- und Artenschutz Siebengebirge e.V.; Postanschrift: Am Himberger See 12B, 53604 Bad Honnef; im Aufbau, aber noch nicht im Betrieb: Tierauffangstation Orscheider Tierschutzhof, Orscheider Straße 7, 53604 Bad Honnnef; E-Mail: info@tierschutz-siebengebirge.de. Hotline für dringende Tierschutzfälle: 0 22 24 / 980 32 16. Sie ist von 8 bis 22 Uhr besetzt. (hco)

www.tierschutz7gebirge.de

Ein weiteres Arbeitsfeld des Vereins sind Hunde. „Hier liegt unser Schwerpunkt auf der Vermittlung von Hunden. Neben deutschen Hunden, die ihr Zuhause verloren haben und vom Verein aufgenommen werden, werden auch Vierbeiner aus dem Ausland vermitteln. „Wir kooperieren mit einem Tierheim in Rumänien.“ Pflegestellen, oft mit eigenen Hunden, nehmen diese Vierbeiner nach ärztlicher Untersuchung zwischenzeitlich bei sich auf. Dort können die Tiere nach ihrem teils schwerem Schicksal – wie dem Entkommen aus einer Tötungsstation – zur Ruhe kommen und sich an andere Tiere und ein familiäres Umfeld gewöhnen.

Mit den neuen Herrchen und Frauchen wird ein Vertrag geschlossen. „Das sind sogenannte Schutzverträge“, so Anja Firmenich vom Artenschutzverein, der auch nach der Vermittlung für seine Schützlinge gerade steht: „Wir nehmen unsere Schützlinge zurück, wenn beispielsweise ein Todesfall die Haltung des Hundes unmöglich macht“.

Tierschutztelefon zum besseren Tierwohl

Das Tierschutztelefon ist ein weiterer Aspekt der Arbeit der Tierliebhaber. „Hier werden beispielsweise Fälle von nicht artgerechter Tierhaltung gemeldet.“ Besorgte Bürger können bei der Tierschutzhotline anrufen, eine Beauftragte des Vereins schaut sich die Situation an, sucht das Gespräch mit den Haltern und alarmiert notfalls das Veterinäramt.

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Der Verein hat zudem verschiedene sogenannte Gnadenbrottiere, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht mehr vermittelbar waren. Diese Tiere dürfen in ihren Pflegestellen bleiben, und der Verein trägt die Kosten für das Tier. Wie bei Bobby, einem 13-jährigen Pudelmix, der sein Gnadenbrot in Windhagen bei Brigitte Bley Völkner erhält. Bobby muss als Allergiker teures Spezialfutter (Pferdefleisch) und Medikamente bekommen. „Der Verein freut sich über Menschen, die mit einer Patenschaft diese Tiere finanziell unterstützen.“ Die Paten könnten Bobby auch gerne besuchen, sagte Antje Firmenich: „Er ist ein total lieber, freundlicher Rüde, der jedem auf den Schoß springt und für seine Pferde-Leckerchen fast alles tut.“.