Alfter – „Dieser absurde Schritt der Bistumsleitung, Menschen vor Ort so zu verprellen, will mir einfach nicht in den Kopf.“ Klare Worte fand Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend zur Ankündigung des Erzbistums Köln, Ende 2023 aus der finanziellen Unterstützung von sieben Vertragsbüchereien auszusteigen. Betroffen ist auch die Öffentliche Bücherei St. Matthäus Alfter.
Finanzierung „dauerhaft sicherstellen“
Geschlossen und kämpferisch stellten sich alle Fraktionen hinter die Bücherei und forderten das Erzbistum auf, ihren Finanzierungsanteil über den 31. Dezember 2023 hinaus „dauerhaft sicherzustellen“. Zudem sollen Gespräche mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geführt werden. In einem gemeinsamen Schreiben mit betroffenen Kollegen hatte Bürgermeister Schumacher bereits einen Brief an Woelki geschickt, um Forderungen geltend zu machen und zum Dialog sowie zum Besuch vor Ort einzuladen.
Sollte es von Seiten der Diözese kein Einlenken geben, stellten die Fraktionen klar, würden Rat und Verwaltung alles daran setzen, die Bücherei „in der bisherigen Qualität“ mit dem hauptamtlichen Fachpersonal ab 2024 weiterzuführen. Parallel prüft die Gemeinde, ob für den Betrieb der Bücherei Fördermittel akquiriert werden können. Für die Formulierung des Beschlusses griff Schumacher auf Elemente aus den Anträgen von Freien Wählern und Grünen zurück.
„Herzensangelegenheit von allen“
„Die Bücherei ist eine Herzensangelegenheit von uns allen, so unverblümte Signale aus Köln haben wir bislang noch nicht erhalten. Wir müssen hier massive Kritik üben“, forderte Luise Wiechert (CDU). CDU-Fraktionschef Christoph Ehlert erklärte: „Ich zahle meine Kirchensteuer für die Arbeit, die an der Basis, also auch in der Bücherei geleistet wird.“
Grünen-Sprecher Wilhelm Windhuis betonte: „Wir unterstützen jegliche Initiative, die sich mit dem Fortbestand der Bücherei befasst, aber wir sollten nicht jetzt schon klein beigeben, sondern den Druck auf das Bistum aufrechterhalten und dann mit Ruhe und Bedacht eine Strategie erarbeiten, wie die Bücherei weitergeführt werden kann. Schnellschüsse lehnen wir ab.“ Fraktionskollegin Jeanette Schroerlücke würdigte das „großartige Kulturgut“ für Alfter: „Ich bin geflasht von der Arbeit des Büchereiteams.“
Sandra Semrau (Freie Wähler) zeigte sich „fassungslos über das Falscheste aller Zeichen, das das Erzbistum setzen kann. Wieder einmal geht es um Kinder.“ Folgerichtig sei es daher, bereits jetzt über Anschlusskonzepte und über alle möglichen Finanzierungsoptionen nachzudenken.
Starke Kritik an der Entscheidung aus Köln
Werner Urff (UWG) brauchte keine langen Worte: „Wir stehen voll und ganz hinter der Bücherei.“ Thomas Klaus (SPD) schloss sich ebenfalls den Vorschlägen an, sich für den Fortbestand stark zu machen. Er nannte die Entscheidung aus der Domstadt „misslich und unverständlich“, gleichzeitig fühle sich seine Fraktion aber unwohl, jetzt bei der katholischen Kirche zu betteln: „Ich glaube nicht, dass das zu etwas führt.“ Dem widersprach Mario Ciesielski (CDU): „Wir sollten nicht signalisieren, dass es auch ohne die Diözese geht.“ Hans G. Angrick (SPD) regte an, sich auf die Suche nach Sponsoren zu machen.
Als Gäste anwesend waren auch die hauptamtliche Büchereileiterin in Alfter, Franzis Steinhauer, und die Vorsitzende des Fördervereins „Buchstützen“, Brigitte Emmerich. „Nehmen Sie diese klare Entscheidung aus dem Rat mit als Zeichen der Solidarität für Ihre Arbeit“, sagte Schumacher an sie gerichtet. Dafür gab es Applaus von Politikern.
Steinhauer und Emmerich sind nun optimistisch, dass die Bücherei in ihrer jetzigen Form und Qualität erhalten bleibt. Das sagten sie anschließend der Rundschau. „Diese einstimmige Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit ist so wohltuend. Ich bin stolz hier in der Gemeinde Alfter mit so einem Rat arbeiten zu dürfen. Ich gehe beschwingt nach Hause“, sagte Steinhauer.
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Pro Jahr werden für die Betrieb der Öffentlichen Bücherei St. Matthäus Alfter rund 168 000 Euro veranschlagt. 100 000 Euro zahlt die Gemeinde Alfter, knapp 54 000 der Kirchengemeindeverband Alfter mit dem Zuschuss des Bistums. Den Rest erwirtschaftet die Bücherei mit Spenden und Gebühren. Für die sieben betroffenen Bibliotheken geht es insgesamt um 310 000 Euro.
Entgegen einer Pressemitteilung des Erzbistums, so betonte Bürgermeister Schumacher ausdrücklich, sei die Gemeinde Alfter nicht verpflichtet, eine öffentliche Bücherei zu unterhalten.