Noch herrscht Leben in der Bude. Mädchen und Jungen sitzen an Tischen, spielen, stöbern in Büchern und haben viel Spaß.
Die letzten TageAbschied in der Alfterer Bücherei – fehlende Finanzierung vom Erzbistum Köln
Jeden Donnerstagmorgen kommen Schüler aus der Anna-Schule oder der Förderschule, der Vorgebirgsschule, in die Alfterer Bücherei St. Matthäus, um dort ein paar Stunden zu verbringen. Doch damit ist bald Schluss. Da sich das Erzbistum Köln, wie mehrfach berichtet, aus der Finanzierung verabschiedet und die seit fast 50 Jahren bestehenden Verträge mit der Gemeinde Alfter nicht mehr verlängert hat, muss die Einrichtung zum Ende des Jahres schließen. Zum letzten Mal öffnet die Bücherei am 1. Dezember.
Weitere Büchereien im Erzbistum Köln betroffen
Da nicht nur Alfter von den Entscheidungen aus der Domstadt betroffen ist, sondern auch weitere Büchereien im Bistum, unter anderem Meckenheim, planen beide Kommunen die Neugründung einer interkommunalen Öffentlichen Bücherei Meckenheim/Alfter im Jahr 2024, um ihre Einrichtungen zu retten. Dies soll voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte geschehen.
Der Alfterer Bildungsausschuss hat kürzlich einstimmig das von Maryla Günther, Büroleiterin des Alfterer Bürgermeisters Rolf Schumacher, und Silvia Klemmer, Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Sport der Stadt Meckenheim, entwickelte Büchereikonzept für die Jahre 2024 bis 2029 beschlossen und dem Gemeinderat für dessen Sitzung am 7. Dezember empfohlen, dieser Entscheidung zu folgen. An dem Konzept hat auch Franzis Steinhauer mitgearbeitet. Die Diplombibliothekarin arbeitet seit 36 Jahren in ihrem Beruf, 32 davon als Leiterin der Bücherei in Alfter.
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„Jetzt, da das Ende näher rückt, sind wir alle sehr traurig, es flossen viele Tränen. Das geht auch unseren Nutzern so, trotzdem genießen wir die letzten Öffnungstage. Jeder ist weiterhin willkommen, mit uns die Zeit zu verbringen und eine Tasse Kaffee zu trinken“, sagt Franzis Steinhauer der Rundschau und unterstreicht auch, dass die Bücherei mehr ist als eine Einrichtung, in der Bücher, CDs, Filme oder Spiele ausgeliehen werden können. Sie sei ein wichtiger Treffpunkt, soziale Kontakte zu knüpfen, vor allem in der dunklen Jahreszeit, die viele Menschen emotional belaste, wenn es ab 17 Uhr dunkel wird. Auch Studierende kommen hierher, um in der oberen Etage in Ruhe zu arbeiten. Oft werde sie gefragt, wo man sich künftig nun noch treffen könne: „Hier konnten Menschen zusammenkommen, ohne etwas zu konsumieren“, erklärt Steinhauer. Und für Kinder sei die Bücherei ein wichtiger Lernort gewesen.
Für Franzis Steinhauer, die vor wenigen Tagen 60 Jahre alt geworden ist, war die Arbeit in Alfter ein Traumjob. Nun gehe eine Ära und auch ein Stück ihres Lebenswerks zu Ende: „Ich hätte nie gedacht, dass meine Kirche mich und ungefähr 25 andere Kolleginnen und Kollegen im Erzbistum einmal so behandeln wird.“ Unverständlich für sie: Durch zahlreiche Kirchenaustritte gebeutelt müsste der Kirche eigentlich Nachwuchsarbeit wichtig sein. Diese werde durch die Schließung der Büchereien gefährdet. Viele Menschen seien erst über diese Einrichtung mit der Kirche in Berührung gekommen.
Wie es genau weitergeht, wenn Franzis Steinhauer am 15. Dezember zum letzten Mal die Tür „ihrer“ Bücherei abschließt und alle Schlüssel an den Träger der Bücherei, die Pfarrgemeinde St. Matthäus, abgibt, weiß sie noch nicht. Sie ist dann arbeitslos. Mit der Neugründung der gemeinsamen Alfter-Meckenheimer Bücherei werden sämtliche Karten neu gemischt. Auch die Stellen werden neu ausgeschrieben.
Vorgesehen ist, dass eine Leitung beide Standorte betreut, hinzu kommen pro Kommune jeweils zwei Teilzeitkräfte. „Ich werde auf jeden Fall meinen Hut in den Ring werfen. Allerdings hängt das von der Ausschreibung der Stelle ab, ob ich mich bewerbe. Ich würde aber sehr gerne weitermachen. Für mich wäre das eine spannende Herausforderung“, sagt Steinhauer. Sie räumt ein: „Es wird schwierig, den jetzigen Standard mit den vorgesehenen Personalressourcen zu halten.“
Der Förderverein Buchstützen, der seit 20 Jahren besteht, lädt am 24.11. zu einer Benefizveranstaltung für sich und die Bücherei ein. Wolfgang Kaes liest aus seinem aktuellen Buch "Das Lemming Projekt". Beginn ist um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Matthäus, Einlass ist um 19 Uhr.
Daher hofft sie, dass der Förderverein „Buchstützen“ und die derzeit rund 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter weiterhin dabei sein werden. Ein ganz großes Lob gibt es von ihr für Bürgermeister Rolf Schumacher und Maryla Günther: „Sie sind der Garant für mich, dass es im kommenden Jahr zu einer Neueröffnung kommen wird. Die beiden haben in der kurzen Zeit Unglaubliches geleistet.“
Auch den Ratsfraktionen gebühre Dank, denn sie hätten sich trotz der prekären Haushaltslage immer auf die Seite der Bücherei gestellt. Am Ende hofft Steinhauer auch auf grünes Licht von der Bezirksregierung Köln, denn die muss über den genehmigungspflichtigen kommunalen Haushalt und damit die Ausgaben der Gemeinde für die Bücherei entscheiden.
Alfter hat die Bücherei mit jährlich 100 000 Euro unterstützt. Wegen der Haushaltslage soll dieser Betrag jährlich um 2000 Euro zurückgefahren werden auf 90 000 Euro bis 2028. Der Förderverein „Buchstützen“ darf in dem Gebäude auch nach der Schließung der Bücherei Veranstaltungen durchführen, beispielsweise Lesungen. Das hat die Gemeinde Alfter, die Eigentümerin des Gebäudes ist, bereits signalisiert.
Das Büchereikonzept
Ziel des beschlossenen Papiers ist es, die Neugründung der interkommunalen Bücherei voranzutreiben und Fördermittel und Sponsorengelder zu akquirieren. So soll die neue Bücherei einen gemeinsamen Onlineauftritt und einen Namen bekommen, die Leseförderung für Kinder und Jugendliche sichern, die Kooperation mit Kindergärten und Schulen weiterführen und ausbauen, als sozialer Treffpunkt vor Ort sichtbarer und attraktiver werden und sich digitaler aufstellen.
Die politischen Gremien in Meckenheim behandeln das Konzept am 6. Dezember im Kultur- und Bildungsausschuss und final in der Ratssitzung am 13. Dezember.