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Zwei NRW-Teams bei Ballonwettfahrt auf dem Treppchen

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Duisburg/Zarewo – Das Duisburger Vater-Sohn-Team Wilhelm und Benjamin Eimers hat die renommierte Ballonwettfahrt Gordon Bennett gewonnen. Die beiden landeten nahe des bulgarischen Städtchens Zarewo am Schwarzen Meer 1570 Kilometer Luftlinie vom Startort in St. Gallen in der Schweiz - und kamen damit weiter als alle ihre 16 Kontrahenten. Mit Andreas Zumrode (Havixbeck bei Münster) und Axel Hunnekuhl (Mettingen) auf Platz drei schaffte es ein weiteres NRW-Team aufs Treppchen.

Der Coupe Aéronautique Gordon Bennett - die Langdistanzweltmeisterschaft der Gasballonpiloten - ist laut den Veranstaltern der älteste und prestigeträchtigste Anlass in der Luftfahrt. Er wurde 1906 vom US-amerikanischen Sportpionier James Gordon Bennett junior initiiert. Das Prinzip ist denkbar einfach: Wer es ohne Unterbrechung am weitesten vom Startpunkt wegschafft, gewinnt.

Sie seien wenige Hundert Meter hinter der Küste des Schwarzen Meers bei extrem viel Wind gelandet, erzählte Benjamin Eimers. „Noch 300 Meter weiter und wir wären im Wald gelandet”. Wenn man die WM gewinnen wolle, müsse man ein gewisses Risiko eingehen, sagte der 37-Jährige. Ein bisschen verrückt müsse man dafür schon sein.

Gemeinsam mit seinem 72 Jahre alten Vater Wilhelm - mit 1300 Gasballonfahrten einer der erfahrensten Piloten der Welt - war er am Freitag in St. Gallen gestartet. Gut 60 Stunden später landeten die beiden in Bulgarien, nach Ablauf der Protestfrist war der WM-Sieg am Dienstag offiziell. Es sei bei der nun 65. Ausgabe der Wettfahrt das erste Mal, dass ein Vater-Sohn-Team gewonnen habe, sagte Benjamin Eimers.

Viel weiter hätten die beiden gar nicht fahren können - Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine. Der Landeort liegt nur gut 20 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Eine Fahrt durch das Land oder über ukrainisches Gebiet hätte aber zur Disqualifikation geführt.

Der drittplatzierte Andreas Zumrode sagte, sein Ballon sei in 5000 Metern Höhe nur knapp 500 Meter an der türkischen Grenze vorbeigeschrammt. Er und sein Teamkollege Hunnekuhl hatten sich demnach entschieden, in die östlichste Festland-Region Griechenlands vorzustoßen, um noch vor ein Team aus der Schweiz zu kommen. „Wir mussten in diese Ecke reinfahren, ansonsten hätten wir keine Chance gehabt”, sagte Zumrode. Das Manöver war von Erfolg gekrönt: Neun Kilometer Vorsprung vor den Eidgenossen. Ein anderes Schweizer Team schaffte es aber auf Platz zwei.

Entscheidend für den Erfolg seien auch die Bodenteams, sagte Zumrode. Die drei deutschen Teams teilten sich demnach eine Sechs-Personen-Mannschaft, die sie per Handynachricht über Sperrgebiete, Wetterprognosen oder Windrichtungen informierte. Auch die Leute auf dem Boden erbrächten große Leistungen und legten weite Strecken zurück, sagte Zumrode. Ein Zweier-Team etwa sei 40 Stunden am Stück mit dem Auto gefahren, um zum Landeort zu kommen.

Nun geht es für die Gewinnerteams zurück nach St. Gallen zur Siegerehrung am Samstag. „Wenn wir schon mal in Griechenland sind, machen wir aber noch ein bisschen Urlaub”, sagte Zumrode.

© dpa-infocom, dpa:220906-99-657325/3 (dpa/lnw)