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Zurück in Bochum: Mönchengladbach wieder unter Druck

Lesezeit 3 Minuten

Mönchengladbach – So wie Lucien Favre wird diesmal kein Gladbacher Trainer durchs Bochumer Ruhrstadion fliegen.

Bei der Rückkehr an den für Borussia Mönchengladbach so richtungsweisenden Ort kann die Elf vom Niederrhein den Klassenerhalt am Freitag noch nicht perfekt machen - anders als vor knapp elf Jahren. Im Mai 2011 hatte Favre mit der Borussia in zwei packenden Relegationsduellen gegen den VfL Bochum den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga verhindert, seine Spieler warfen den Schweizer damals jubelnd in die Luft. Erstmals seit dieser Zeitenwende in der Vereinshistorie tritt Gladbach wieder an der Castroper Straße an. Wieder geht es um viel. Beide Clubs müssen coronabedingt ohne ihre Cheftrainer auskommen.

Gladbach-Coach Adi Hütter, der nicht nur unter einer Corona-Infektion, sondern auch an einer Kehlkopfentzündung leidet, wird von Co-Trainer Christian Peintinger ersetzt. Bei Bochum vertritt Assistent Markus Gellhaus kurzfristig seinen Chef Thomas Reis. „Es geht ihm einigermaßen”, sagte Gellhaus. Beim bis dato letzten Duell im Ruhrstadion ahnte noch niemand, dass eine Pandemie das Leben und den Fußball einmal so beeinflussen würde.

Virkus als Eberl-Nachfolger

„Ich war damals im Stadion. Das hat emotional mit dir was gemacht in Bochum”, sagt Gladbachs Sportchef Roland Virkus. „Das ist ein cooles Stadion, ein enges Stadion, wo richtig was los sein wird.”

2011 war Virkus Nachwuchskoordinator, seit einem Monat ist er Nachfolger von Max Eberl als Sportchef. Eberl hatte gemeinsam mit Favre die Borussia wieder zu einer Top-Adresse im deutschen Fußball gemacht. Die Relegation war der entscheidende Startpunkt. Aus einem Verein im Abstiegskampf wurde ein Spitzenteam. Dreimal spielte Gladbach seitdem in der Champions League, noch vor einem Jahr stand die Borussia unter Coach Marco Rose dort im Achtelfinale.

Nun, wenn es erstmals seit den Entscheidungsspielen 2011 wieder nach Bochum geht, sind die Hauptprotagonisten andere. Auf dem Platz sollen es nun nicht mehr Marco Reus, Mike Hanke oder Marc-André ter Stegen richten, sondern Marcus Thuram, Alassane Pléa oder Yann Sommer. Die Hauptaufgabe ist allerdings die gleiche: Nach erfolgreichen Jahren geht es für die Borussia in dieser Krisen-Saison nur um den Klassenerhalt.

Respekt vor Bochum

Der 2:0-Sieg am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC hat der Borussia ein wenig Luft verschafft. „Wir haben noch nichts erreicht”, sagt Peintinger jedoch zurecht. Sieben Punkte liegt Gladbach vor dem Relegationsplatz. Aufsteiger Bochum hat noch zwei Zähler mehr. Anders als beim letzten Duell im Revier gehen die Gastgeber nicht als klarer Außenseiter ins Spiel.

„Der VfL Bochum ist nicht mehr zu vergleichen mit der Mannschaft damals”, sagt auch Virkus. „Das ist ein Erstligist jetzt und eine Mannschaft, die zu Hause gegen zwei Top-Mannschaften hervorragend gespielt hat.” Virkus meinte den sensationellen 4:2-Sieg gegen den FC Bayern München und den starken Auftritt bei der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen RB Leipzig. „Da kommt einiges auf uns zu.”

Die Bochumer müssen allerdings auf mehrere mit Corona infizierte Spieler verzichten. Defensivmann Cristian Gamboa, Stürmer Milos Pantovic und Mittelfeldspieler Robert Tesche fallen definitiv aus. Die Rückkehr der Abwehrspieler Maxim Leitsch und Danilo Soares ist noch offen.

Bei der Borussia fehlt Innenverteidiger Nico Elvedi coronabedingt, Nationalspieler Jonas Hofmann ist noch verletzt. Als Ausrede kann das für Gladbach jedoch nicht herhalten. Dafür wurde der Kader in den vergangenen Jahren zu breit aufgestellt, hat sich qualitativ deutlich verbessert. Gewinnen die Gladbacher, würden ihnen erstmals seit Oktober 2021 wieder zwei Siege in der Fußball-Bundesliga in Serie gelingen. Auch, wenn der Klassenerhalt dann noch nicht perfekt wäre: Ein großer Schritt wäre ein Erfolg in Bochum auch diesmal.

© dpa-infocom, dpa:220317-99-558000/3 (dpa)