Euskirchen – Mit zwei gläsernen Auszeichnungen in der Hand triumphierte JudithPelzer bei der Sportlerwahl der Rundschau auf der Bühne des Euskirchener City-Forums.Wie nach einem Sieg ihrer SG Sportfreunde 69 Marmagen/Nettersheim reckte die Volleyballerinnicht nur die eigene Trophäe als „Sportlerin des Jahres 2010“ in die Höhe, sondernauch den zweiten Preis für ihre Schwester Ruth Flemig, die zurzeit in Australien ist.Und als die Größte der in rote T-Shirts gekleideten Spielerinnen zu ihrer Mannschaftin die Zuschauerreihe zurückkehrte, klatschten sich die Sportlerinnen der Reihe nachvor Freude ab – wie bei einem wichtigen Punktgewinn. Auch die mitgereiste Fan-Scharen Freunde und Verwandten – diesmal mit Privatwagen statt dem üblichen Tourbusdabei wollten die Glaspreise mal anfassen und gratulierten per Handschlag.
Zuvor hatte Rundschau-Redakteur Peter W. Schmitz die 31-Jährige auf der Bühne zursportlichen Rivalität mit ihrer Schwester befragt. „Ach, zwischen uns gibt es einenAltersunterschied von sechs Jahren. Als ich mit dem Leistungssport angefangen habe,da war meine Schwester erst elf Jahre alt. Und sie spielte hauptsächlich Beach-Volleyball.Hallenvolleyball ist eine eigene Disziplin.“ Ihren Pokal will die Rechtsanwältin inihr Büro in Schleiden stellen. „Denn da kann ich ihn am häufigsten betrachten.“
Die Marmagen/Nettersheimer Damen hatten aber noch lange nicht ausgeklatscht. Sie spendetenam lautesten Beifall, als ihre Fußball-C-Jugend aufgerufen wurde. Denn die Schützlingevon Trainer Dieter Pütz waren von den Rundschau-Lesern auf Platz drei derMannschaftswertung gewählt worden. Pütz bescheinigte den Jungs, „sehr lernwillig“zu sein und auch beim taktischen Training gut aufzupassen. Mannschafts-KapitänAlexander Pütz offenbarte, wie schwierig es ist, wenn der Papa auch auf dem Sportplatzdas Sagen hat. „Da muss ich für vieles gerade stehen und kriegt ab und an ein bisschenauf die Kappe.“Mit ihrem „Humba“-Schlachtruf, den sie den Gästen im City Forumbeibrachten,stimmten sie sich auf das nächste sportliche Ziel ein: den FVM-Pokal.„Auch bei der Kreismeisterschaft wollen wir mitreden und die Bezirksklasse erreichen“,kündigte Dieter Pütz an.
Und dann standen auf einmal – schon wieder – die Volleyballdamen von Marmagen/Nettersheimim Rampenlicht. Als es um Platz eins ging. Die Mädels rätselten gerade noch, ob siedenn nun Zweite oder Erste seien, als Moderator Peter W. Schmitz das „unfassbare undkaum wahrscheinliche Phänomen“ verkündete, dass es einen Doppelsieg gab. Exakt 5661Punkte hatten die Rundschau-Leser an die Showtanzgruppe „High Energy“ aus Billig unddie Marmagen/Nettersheimer Damen vergeben.
Körperlich überragten die Volleyballerinnen die Tänzerinnen. „Ja, Größe ist ein Vorteilbeim Volleyball“, sagte Spielführerin Judith Poensgen. „Wenn man so groß wie unsereJudith ist, kann man sich das Sprungtraining sparen. Sie langt einmal übers Netz.Da müsste unsere Franzi Keul ganz schön springen. Dafür ist die hinten im Feld flinkerals alle anderen.“
Von Moderator Peter W. Schmitz ließ sich Stammspielerin Julia Schröder zu einem „Tabu-Bruch“überreden und bekannte sich für den Fall des Regionalliga-Aufstiegs zur aktuellenTeamaufstellung. „Aber erst einmal müssen uns alle für nächsten Sonntag die Daumendrücken, damit das klappt.“
Den Preis für „High Energy“ wird Trainerin Petra Ludes in Verwahrung nehmen. In Stewardessen-Kostümenund Blondinen-Perücken waren die Deutschen Meister im Showtanz schon zuvor durch dasForum gewirbelt und hatten vier Etagen hoch akrobatische Leistung gezeigt – 18 Tänzerinnengleichzeitig. Damit noch zwei Mädels mehr zum Einsatz kamen, wechselten sich zweizur Zugabe aus. Insgesamt standen 24 „Stewardessen“ auf der Bühne. Nur die einzigeTänzerin, die wirklich als Flugbegleiterin arbeitet, fehlte...
„Erfolgreiche Sportler sind eine Zierde für das Land und den Kreis, in dem sie leben“,sagte Redaktionsleiter Christoph Heup und begrüßte dabei den Euskirchener BürgermeisterDr. Uwe Friedl, die stellvertretende Landrätin Dr. Sabine Dirhold sowie LandratsvertreterManfred Poth. Rundschau-Sport-Chef Manfred Metz verkündete die enorme Leserresonanzbei der 26. Sportlerwahl. „Fast 7000 Rundschau-Leser haben diesmal ihre Stimme abgegeben.Das sind etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.“
Rundschau-Redakteur Michael Schwarz moderierte das zweistündige Bühnenprogramm, beidem die „Frank Siegemund Band“ spielte. Bei einer faszinierenden Show des „ungedoptenHochleistungs-Jongleurs“ Joram Seewi aus Niederdollendorf assistierte Kreissparkassen-VorstandsvorsitzenderUdo Becker. „Bisher habe ich nur Finanzjongleuren assistiert“, scherzte er.
Weil in drei Kategorien je drei Preise auf der Bühne vergeben wurden, hatte TanjaPesch als Dritte in der Wertung „Sportlerin des Jahres“ den Auftakt zu machen. „Nur80 Kilometer in der Woche“ läuft die Sportlerin vom TuS Kreuzweingarten/Rheder. Wassie durch den Schnee verpasst habe, müsse sie im Sommer aufholen. Die Versuche mitSpikes seien doch sehr kraftraubend gewesen. Und das Training auf dem Laufband imKeller der Kanzlei, in der sie arbeite, habe fast mit einem Unfall geendet. „Die Kollegenhatten die Heizung aufgedreht, und mir war beim Laufen so langweilig, dass ich volleMöhre rückwärts vom Band gepurzelt bin.“
Zum Dritten der Sportler wählten die Rundschau-Leser Daniel Krannich. „ Badmintonist die schnellste Ballsportart der Welt. Bei Profis erreicht der Ball 400 Stundenkilometer“,sagte Krannich. Er gab sich als „verhätscheltes Nesthäkchen“ der Mannschaft zu erkennen.„Aber es ist nicht schlecht, wenn man schon mit 17 Jahren mit solchen Leistungen überzeugenkann.“ Er gehört immerhin zu den „Top Zwölf“ der Jugend und hat schon gegen Spielerbestanden, die vom Nationalcoach trainiert werden. „Ich bin durch den Sport schonviel reifer geworden“, sagt er. Die Schule bekomme er „noch gebacken“.
Der Kartsportler Stephan Ernst aus Kreuzweingarten, auf den zweiten Platz der Sportlergewählt, war nicht zufrieden – was seine Saisonleistung anbelangt. „Die hat durchdas Kfz-Technik-Studium in Köln gelitten.“ Doch er sei nun von einem Team in den ADAC-Mastersals Junior-Ingenieur unter Vertrag genommen worden. Außerdem kann er sich rühmen,den heutigen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel früher als Kumpel im Kartfahreneinige Male hinter sich gelassen zu haben.
Leverkusens Fußball-Torwart Fabian Giefer, von seinem Bruder Florian vertreten, weiler erstmals in die U-21-Nationalmannschaft berufen wurde, ist aus Lesersicht der „Sportlerdes Jahres“. „Er hat eine starke Familie hinter sich“, sagte der große Bruder. „Beiseinem ersten Bundesliga-Einsatz im November 2009 in Frankfurt habe ich es erst geglaubt,als ich im Stadion war und ihn im Tor stehen sah.“ Sein Talent habe er vom Vater,der bei Oberahr Torwart gewesen sei.
Dann wurde nur noch gefeiert. Judith Pelzer dachte an ihre Schwester: „Bei ihr sindes jetzt 6.40 Uhr, da könnten wir sie gleich eigentlich wecken. Aber... jetzt trinkenwir erst mal einen!“