Köln – Nicht nur das „Gänse-Taxi“ ist im Einsatz. Das Café Stanton an der Schildergasse schickt die Gans „on the road“; das Renaissance-Hotel an der Magnusstraße und das Studentenwerk der Uni offerieren die „Gans to go“. Vom Deutzer Hotel Radisson Blu aus setzt sich die „Gans auf Rädern“ in Bewegung.
Gerade in der ohnehin stressigen Vorweihnachtszeit und an den Feiertagen wollten viele berufstätige Frauen nicht noch stundenlang in der Küche stehen, um die Gans selber vorzubereiten, berichten die Gastronomen und freuen sich über die steigende Nachfrage beim mobilen Geflügel. Es gebe natürlich auch Kunden, die sich die Zubereitung einer knusprig-zarten Gans selber nicht zutrauen, sagt Michael Holtmann, dessen Restaurant den Vogel nebst Beilagen und Stoffschürze für 120 Euro (Radius: Militärring) ins Haus bringt. Mit Rotkohl, Klößen und Co. und manchmal einer Flasche Rotwein zusätzlich werden die Gänse oft sogar noch deutlich günstiger angeboten - zu Preisen, die das Selbermachen kaum mehr lohnen.
Ausnahme: Das Excelsior Hotel Ernst, das den Braten für 205 Euro mit eigenem Fahrer des Luxushotels ans Ziel chauffiert. „Wir wollen dafür auch die beste Gans liefern, mit ausschließlich selbst zubereiteten Beilagen“, betont Hoteldirektor Wilhelm Luxem. Gewünscht werde der Gaumengenuss meistens von „Leuten, die schöne, große Häuser haben und ohne großen Aufwand ihre Gäste gerne zu Hause bewirten möchten“.
Das Gros der Bestellungen, so Hoteliers und Restaurant-Chefs, gehe vor den Wochenenden für private Einladungen ein. Aber auch zu Firmenfeiern werde das Saison-Geflügel in wärmeisolierenden Alu- und Styroporpaketen durch die Stadt kutschiert. Die größte Nachfrage bestehe allerdings zu Weihnachten.
„In der Saison 2009 haben wir rund 350 Gänse ausgefahren, davon allein 230 an den Festtagen“, sagt Boris Simm vom Radisson Blu, das die Gans nebst Beilagen für 99 Euro im Umkreis von zehn Kilometern frei Haus liefert. Im Mercure-Hotel „Severinshof“ würden die Braten zu Weihnachten sogar „im Stundentakt“ ins Taxi gesetzt, berichtet Direktor André Stadtmüller schmunzelnd.
Vielfach werden die Gänse komplett oder weitgehend vorgegart. Zwischen acht und 20 Gänse schieben die Köche - je nach Größe des Betriebs - auf einmal in Bratöfen und Konvektomaten. „Wir können auf Wunsch pro Abend 60 bis 70 Portionen außer Haus liefern“, sagt zum Beispiel Jörg Blöck von Haus Berger am Rodenkirchener Rheinufer. Damit der Braten kross und zart auf den Tisch kommt, empfehlen die Experten je nach Dauer der „Anreise“, die Gans vor dem Servieren noch einmal für zehn Minuten bei 180 bis 190 Grad zu brutzeln. Ansonsten müssten die Gastgeber nur noch den Tisch decken.