TROISDORF. Bisher war es recht einfach mit dem Schutz der Wahner Heide: Dort wo Panzer fahren, darf man nicht hingehen. Schilder weisen auf das militärische Sperrgebiet hin, Soldaten kontrollieren. Und so hatte diese fast einzigartige Naturlandschaft nur wenig zu kämpfen mit knatternden Mopeds und rücksichtslosen Spaziergängern. Doch mit dem Abzug der belgischen Streitkräfte bis 2004 droht Ungemach.
Deshalb arbeiten Umweltschutzverbände und Behörden daran, dass die Natur nahe des Flughafens nach dem Abzug nicht schutzlos dem „Erholungsdruck“ der Menschen im Ballungsraum Köln / Bonn ausgeliefert ist. .
Schon seit 1817 haben in der Wahner Heide Soldaten geübt und Munition verschossen. Zugleich entwickelte sich durch militärische Verbote und Sperrungen bis heute ein großartiges Naturreservat. Rund 700 der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten stehen als gefährdet auf der „Roten Liste“. Auf dem 5000 Hektar großen Gebiet zwischen Köln, Rösrath und Troisdorf, von dem zwei Drittel seit 1968 unter Naturschutz stehen, findet man Heidemoore, Sandmagerrasen und Binnendünen. Dort, wo die Panzer den Boden verfestigt haben, fühlt sich zum Beispiel die Gelbbauchunke besonders wohl.
Nach einem bereits vorgestellten „Erholungslenkungskonzept“ soll das rund 700 Kilometer lange Wegenetz in der Heide auf 120 Kilometer verringert werden. An Schilder zur Sperrung ist ebenso gedacht wie an den „Rückbau“ von Wegen. Parkplätze sollen an die Peripherie der Heide verlegt, illegale Parkplätze verhindert werden. Vorgeschlagen sind Kernzonen für Biotop- und Artenschutz.
In Altenrath könnte ein Heidemuseum entstehen, schlugen gemeinsam die Umweltverbände BUND (Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland) und RBN (Bergischer Naturschutzverein) vor, die zusammen mit dem NABU ebenfalls eine Ökologische Station für die Wahner Heide forderten - mit wenig Aussicht auf Erfolg, soll doch eine solche in der Eschmarer Mühle entstehen. Strittiges Thema für Altenrath ist zudem der Verdacht, dort könnten Altlasten im Boden eine teure Sanierung erforderlich machen. Da der Bund Eigentümer der Flächen und Gebäude ist, gestaltet sich das kompliziert. Die Nähe von Camp Spich zu Flughafen, Autobahn und einem bereits vorhandenen Gewerbegebiet hat diesen Standort theoretisch schon früh als neues Gewerbegebiet prädestiniert. Der Rat der Stadt Rösrath hat mit einem Beschluss vom 9. Dezember 2002 die Erweiterung eines Gewerbegebietes in die Wahner Heide hinein bereits auf den Weg
Das neueste Stichwort heißt „Logistikzentrum“: Nach amerikanischem Vorbild, das sich der Troisdorfer Bürgermeister Manfred Uedelhoven am Hauptsitz des Transportriesen UPS in Kentucky ansah, könnte dort ein Gewerbepark für Dienstleistungen entstehen. UPS wiegelt allerdings immer ab, wenn eigenes finanzielles Engagement angefragt wird. „Es gibt Gespräche, es gibt aber noch kein Projekt“, erklärt UPS-Sprecher Uwe Detering.
Gegen ein Gewerbegebiet machen die Naturschützer mobil. Das Bündnis Wahner Heide sowie RBN und BUND haben in den vergangenen Wochen bereits eine beachtliche Anzahl an Unterschriften gegen eine Gewerbe-Ansiedlung gesammelt. (ca / dk / af)