Freiwillig arbeiten, ohne dafür Geld zu bekommen - das ist unter dem Namen Ehrenamt eine wichtige Stütze der Gesellschaft. Um das Engagement tausender ehrenamtlich tätiger Kölner Bürger zu würdigen, hat die Stadt gestern zum vierten Mal zum Tag des Kölner Ehrenamtes in den Tanzbrunnen eingeladen.
„Gerade in Zeiten knapper Kassen ist das bürgerschaftliche Engagement ein kostbares Gut“, betonte OB Fritz Schramma. Wie kostbar dieses Gut wirklich ist, darüber waren aber selbst die ehrenamtlich Tätigen an den 50 Ständen von Vereinen und Organisationen durchaus unterschiedlicher Meinung. „Ich bin generell gegen ehrenamtliche Arbeit im sozialen Bereich, weil ich es als eine Ausbeutung der Menschen und eine Herabwürdigung der Arbeit der Hauptberuflichen empfinde“, meint Lisette Milde, die sich selbst im „Büro gegen Altersdiskriminierung“ und in anderen Vereinen rein politisch engagiert.
Frank Hinz vom Roten Kreuz sieht das anders: „Im Besuchsdienst für Senioren und der Nachbarschaftshilfe kann es gar nicht genug Ehrenamtliche geben. Das kann jeder machen, auch ohne Ausbildung.“ Die Erfahrung, dass zwischen Ehrenamtlichen und Hauptberuflern Spannungsfelder entstehen, hat aber auch er gemacht.
Ludger Hengefeld, Geschäftsführer des Kölner Arbeitskreis Bürgerschaftliches Engagement (KABE), kennt die Problematik ebenfalls. „Die gängigen Vorurteile gegenüber Ehrenamtlichen sind ,Die nehmen uns die Arbeit weg’ und ,Die arbeiten nicht qualifiziert genug’.“ Verhindern könne man das, indem man Organisationen und Menschen möglichst passgenau zusammenbringt. „Oft sind aber auch die Strukturen der Vereine noch nicht so weit, dass sie ehrenamtliche Helfer aufnehmen könnten.“
Neben diesen ernsten Diskussionen ging es im Tanzbrunnen aber vorwiegend heiter zu. Von einem bunten Programm ehrenamtlich spielender Bands untermalt, bestaunten die rund 4000 Besucher die Einsatzwagen von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk, während die Pänz beim Kinderzirkus Linoluckynelli kleine Kunststücke lernten und die Jugendlichen am Stand der Mönchengladbach Mavericks das Football-Ei zu bändigen versuchten. Höhepunkt des Tages war am Nachmittag die Verleihung des Ehrenamtspreises „Köln engagiert“.
In diesem Jahr wurden geehrt: die Kölner Redaktion der „Aktion Tonbandzeitung für Blinde“, Maria Flach für ihre Arbeit in der Pfarrbücherei St. Nikolaus in Dünnwald, Gabi Walter für ihre Arbeit mit Obdachlosen, Gino Baudrie, Organisator des Pfingstradrennens in Longerich, Franziska und Horst Bierther, die auf dem Friedhof Merheim die Gräber der russischen Kriegsgefangenen versorgen, zwölf Schüler der Abiturklasse des Heinrich-Heine-Gymnasiums, die Ostheimer Senioren betreut haben und Tordis Kunau für ihr Engagement in der Aids-Hilfe.