Rocca di Papa – Michael Jung riss über der Ziellinie die Faust in die Höhe. Der Einzel-Weltmeister von 2010 ist bei der Vielseitigkeitsweltmeisterschaft in Italien nach einem gelungenen Geländeritt weiter auf Gold-Kurs.
Und auch das deutsche Quartett um Vorreiter Jung liegt nun vor dem abschließenden Springen am Sonntag auf Platz eins.
„Es ist ein großartiges Gefühl, mit ihm ins Ziel zu galoppieren”, schwärmte der 40-Jährige nach dem Ritt mit Chipmunk über die staubige Strecke in Rocca di Papa. Jung zeigte mit seinem Pferd nach der starken Dressur auch auf der ausgetrockneten Piste des Cross County eine fehlerfreie Leistung. Er liegt im Einzel jetzt mit 18,8 Strafpunkten vor der Britin Yasmin Ingham mit Banzai (23,2). Dritte ist Tamra Smith aus den USA mit Mai Baum (24,0).
„Ehrlich gesagt habe ich die ganze Woche daran geglaubt, dass es klappen kann”, sagte Jung zum überraschenden Platz eins mit dem deutschen Team, das am Donnerstag noch auf Rang sieben gelegen hatte. Mit Blick auf die anfangs führenden Briten sagte Jung grinsend: „Man muss die anderen auch mal unter Druck setzen.” Nun liegt Deutschland knapp vor den USA und dem Team Großbritanniens, bei dem nach einer Videosichtung das Ergebnis eines Reiters verändert wurde.
Wahler im Geländeritt ohne Hindernis-Fehler
Den schwierigsten Job hatte am Samstag Christoph Wahler. Der 28 Jahre alte WM-Debütant musste mit Carjatan als erster Reiter auf die Geländestrecke. Der Profi aus Bad Bevensen absolvierte den Kurs ohne Hindernis-Fehler, kassierte lediglich 9,6 Strafpunkte wegen Überschreitung des Zeitlimits und konnte dem Team anschließend Tipps geben. Als erster von 89 Reitern wählte er eine eher vorsichtige Reitweise, mied das Risiko und nahm dadurch die Zeitfehler in Kauf. „Ich hatte die Verantwortung für die Mannschaft, den sicheren Weg zu gehen”, erläuterte der Debütant.
„Ein paar kleine Tipps” von Wahler nahm Sandra Auffarth mit auf den Ritt im Sattel von Viamant. Und ohne Fehler absolvierte die 35-Jährige aus Ganderkesee das Gelände. „Ich hatte den Eindruck, er hat jeden Meter genossen”, sagte die Doppel-Weltmeisterin von 2014 über ihren Wallach. „Jetzt sind wir zurück und kämpfen”, erklärte sie in Anspielung auf ihre schwache Dressur am ersten Tag.
Krajewski: „Das war einfach geil”
Ähnlich locker sah auch der makellose Ritt von Julia Krajewski mit Amande aus. Auffarths Ritt habe ihr „einen Schub” gegeben, sagte die 33-Jährige aus Warendorf. „Das war einfach geil”, schwärmte die Olympiasiegerin von Tokio und lobte ihre Stute: „Am Ende ging nochmal der Turbo an.”
Nachdem auch noch Schlussreiter Jung ohne Fehler geblieben war, kommentierte Bundestrainer Peter Thomsen: „Sie sind alle brillant geritten. Jetzt freuen wir uns erstmal.” Der Coach warnte aber auch: „Morgen zählt es noch einmal!”
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