Es waren Szenen, die viele Kölner entsetzt das Weite suchen ließen. Vor und nach dem Oberliga-Spitzenspiel zwischen den U 23-Fußballern des 1. FC Köln und Bayer Leverkusen kam es zu schweren Ausschreitungen. 20 Autos wurden demoliert, zehn Häuser beschädigt, es flogen Dutzende Flaschen und immer wieder brannten die „Fans“ Feuerwerkskörper im Stadion und in der Stadt ab.
Zeitweise gab es regelrechte Jagdszenen zwischen Polizei und den rund 130 gewaltbereiten Hooligans. Brennpunkt: das Kwartier Latäng und die Luxemburger Straße. Die Polizei geht davon aus, dass sich beide Lager zu der Prügelei auf offener Straße verabredet hatten. Hunderte Polizisten mussten für Ordnung sorgen und hatten große Mühe beide Kontrahenten zu trennen.
Vor dem Anpfiff erhielt die Polizei davon Kenntnis, dass sich 130 Kölner „Fans“ am Barbarossaplatz getroffen haben und die Leverkusener Anhänger am Südbahnhof abpassen wollten. Die Kölner versuchten über die Kyffhäuser Straße zu dem Zug zu gelangen, was die Polizei jedoch verhinderte. Dabei wurden die Kräfte mit Flaschen beworfen. 43 einschlägig bekannte „Fans“ kamen in Polizeigewahrsam und durften erst um 21 Uhr wieder den Heimweg antreten.
Doch damit waren die Krawalle nicht beendet. Im Stadion provozierten 100 Anhänger der „Ultra Szene Köln“ auf der Haupttribüne des Franz-Kremer-Stadions die Leverkusener Ultra-Gruppe „Mad Boyz“ (Böse Jungs). Die überwiegend mit schwarzen Bomberjacken gekleideten Hooligans rannten ständig gegen die Gitterabsperrung, die sie vom Kölner Block trennte. In den Gesängen kündigten die Leverkusener an, „Kölner Blut“ trinken zu wollen. Die aggressive Haltung wurde mit dem illegalen Abbrennen von „Bengalischen Feuern“ noch unterstrichen.
In der zweiten Halbzeit reagierten die Kölner Ultras auf die Provokationen und rannten auf das Kommando ihres Anführers in der 60. Minute von der Haupttribüne gesammelt in Richtung Leverkusen-Block. Die Gitterabsperrungen und ein Großaufgebot der Einsatzkräfte verhinderte ein direktes Zusammentreffen der verfeindeten Gruppen. Die restliche Spielzeit wurde genutzt, um sich verbal für die verabredete „dritte Halbzeit“ heiß zu machen, wie es die Schläger nannten. Um sich für die Straßenschlacht in eine strategisch günstige Position zu bringen, verließen die Kölner Ultras bereits fünf Minuten vor Schluss das Stadion. Da half es auch nichts, dass der Stadionsprecher ankündigte, dass die Leverkusener Fans „zur eigenen Sicherheit“ eine Stunde länger in ihrem Block bleiben müssten.
An der Nonnenwerthstraße gingen dann nach dem Abpfiff die Auseinandersetzungen weiter. 140 „Fans“ provozierten die Polizei und wieder wurden Gegenstände gegen die Beamten beworfen. Die Randalierer wurden in einen nahen Park an der Luxemburger Straße abgedrängt und dort festgehalten, bis die Leverkusener mit einer Sonderbahn zum Hauptbahnhof gefahren wurden. Und auch dort kam es dann zu Vorfällen. Im Bahnhof wurden Feuerwerkskörper abgebrannt und die Rauchmelder sprangen an. Folge: Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot zum Hauptbahnhof an - musste aber nicht eingreifen.
Die Polizei geht davon aus, dass es am Samstag erneut um die „Macht am Rhein“ ging. Weil die gewaltbereiten Kölner Anhänger sich derzeit nicht bei Bundesliga-Spielen mit den Leverkusener „Fans“ messen können, wurde das Oberliga-Spiel für die Auseinandersetzung anberaumt. Die Polizei stellte 43 Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, vier wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und 29 Anzeigen wegen Sachbeschädigung. Eine genaue Schadenssumme konnte die Polizei gestern noch nicht mitteilen. „Viele an den Auseinandersetzungen beteiligte Hooligans werden in Zukunft ihre Fußballspiele im Fernsehen anschauen müssen“, sagte Polizeisprecher Georg Kraushaar.
Die Behörde bereite zusammen mit dem Landeskriminalamt und anderen zuständigen Stellen Stadionverbote vor - wenn sie nicht ohnehin schon bei den festgenommenen Hooligans (Kategorie B und C) bestanden haben.