Wie es begann. Es war Karneval 2021, als sich Notar Konrad Adenauer, Pfarrer Franz Meurer und Pfarrer Hans Mörtter, Erich und Roswitha Bethe (von der Bethe-Stiftung), Familie Neven DuMont (Hedwig Neven DuMont und Sohn Konstantin), Franco Clemens, der Kölner Streetworker, und andere zusammenfanden. Das gemeinsame Ziel: endlich strukturell etwas gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit in Köln und Umgebung tun. Endlich dafür sorgen, dass nicht nur ein Notquartier für die Nacht angeboten wird.
Nach der Gründung des Vereins Arche für Obdachlose am Rosenmontag 2021 erschienen Anzeigen im „Kölner Stadt-Anzeiger“, in der Kölnischen Rundschau und im EXPRESS. Die Resonanz war überwältigend: Binnen weniger Monate kamen (einschließlich einer Verdopplung durch die Bethe-Stiftung in Höhe von 250.000 Euro) mehr als 700.000 Euro zusammen. Darunter beispielsweise ein „Geldschatz“, der sich im Bankfach eines Verstorbenen gefunden hatte; die Erbin spendete den Schatzerlös von mehr als 62.000 Euro – und wurde so selbst ein „Schatz für Obdachlose“.
Wie es weiterging
Im Verlauf der Monate hat der mildtätige Verein weitere stadtbekannte Persönlichkeiten gewinnen können, die das Anliegen auch finanziell unterstützen. Beispielhaft: Günter Wallraff, der in seiner Jugend selbst mal für ein halbes Jahr mit Obdachlosen zusammenlebte, Alexander Wehrle (Geschäftsführer des 1. FC Köln), Rainer Kippe von der Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM), der Kabarettist, Büttenredner und Theo-Clown Willibert Pauels („Ne bergische Jung“), Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (LVR) oder Peter Pauls (Vorsitzender des Kölner Presseclubs, früher KStA-Chefredakteur). Dazu kommen Fachleute aus der Arbeit vor Ort und in der Sozialverwaltung, die sich mit Obdachlosigkeit und den verbundenen Problemen gut auskennen. Alle engagieren sich ausnahmslos ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung. Die Verwaltungskosten trägt die Bethe-Stiftung.
Konkrete Maßnahmen
Der Beirat des Vereins, der über die Verwendung der Gelder berät und entscheidet, hat inzwischen mehr als 400.000 Euro für 15 konkrete Projekte freigegeben. Darunter sind beispielsweise Beträge für ein Wohnprojekt im Vringsveedel in der Kölner Südstadt. So können ganz konkret drei Wohnungen für Wohnungslose errichtet werden. Oder für die „Helping Hands Cologne“, die mehr als 30 Zimmer im Jugendgästehaus anmieten, um so Obdachlose kurzfristig von der Straße zu holen. Oder für einen Beratungsbus der Diakonie Michaelshoven, der bereits im rechtsrheinischen Köln unterwegs ist.
Wichtige Kooperationen
Verantwortliche des Vereins Arche für Obdachlose
VorstandErich Bethe, VorstandDr. Bram Gätjen, GeschäftsführerHiltrud Jonen, SchatzmeisterinProf. Dr. Mark Oette, VorstandThomas Quast, VorsitzenderStefanie Ruffen, SchriftführerinIngrid Schaeffer-Rahtgens, stellvertretende Vorsitzende
Alle Mitarbeitenden arbeiten ausschließlich ehrenamtlich.Konto:DE37 3705 0299 0000 6920 36
Der Verein arbeitet eng mit unterschiedlichen Trägern und mit der Stadt Köln zusammen. Beispielhaft genannt seien karitative und dia-konische Einrichtungen aus dem kirchlichen Bereich, ebenso freie Träger und Initiativen wie der Stadt Köln nahestehende Einrichtungen: SKM (Sozialdienst katholischer Männer), SkF (Sozialdienst katholischer Frauen), die OASE (Obdachlosenberatungsstätte), die Obdachloseninitiative Gulliver oder die Diakonie. Wichtig ist dem Verein, dass das Thema und damit die Menschen mehr Aufmerksamkeit bekommen. So war der Verein mit dabei, als die „AG Arsch huh“ vor zwei Wochen auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz ihre dreitägige Solidaraktion veranstaltete. Wir haben die Künsterinnen und Künstler gewinnen können, mit ihrem Song für das Projekt in Köln-Mülheim „zu werben“. Die Musik- und Videoproduktion von „Alles verlore 2022“, dem Videoclip der „AG Arsch huh“, ist nicht nur hervorragend gelungen, sondern geht auch zu Herzen.
Weitere Projekte
Derzeit treiben den Verein zwei Projekte besonders um: Zum einen ist da die Auffangstation für Obdach- und Wohnungslose mit Ganztages-Aufenthaltsqualität, die in Köln-Mülheim eingerichtet werden soll. Es laufen derzeit konkret Gespräche und Absprachen. Dafür benötigt „Arche für Obdachlose“ noch bis zu 100.000 Euro. Dort ist jeder Betrag willkommen, damit dieses Projekt möglichst bald in die Tat umgesetzt werden kann. Zum anderen ist ein Rechtshilfefonds für Obdach- und Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen aufgelegt worden. Auslöser war ein Bericht, in dem stand, dass ein Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamtes einem Wohnungslosen ein Bußgeld in Höhe von 1.000 Euro angedroht hatte, weil dieser in einem Zelt hinter der Mülheimer Stadthalle übernachtet hatte. „Arche für Obdachlose“ fragt: Wie soll ein Wohnungsloser 1.000 Euro Bußgeld bezahlen? Und sagt: Mit Repression und Strafe ist dem Problem der Obdachlosigkeit nicht beizukommen. Der Rechtshilfefonds soll zunächst mit 25.000 Euro (25 x 1.000 Euro) ausgestattet werden. Mit dem Geld sollen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sowie eventuelle Prozesskosten bezahlt werden, wenn Ordnungs- oder Strafverfahren wegen Wohnungslosigkeit geführt werden. Der Rechtshilfefonds soll ebenso in Mieterschutzfällen helfen, wenn vermieterseits die Wohnung gekündigt worden ist und mithilfe des Vereins und Unterstützung Wohnungslosigkeit vermieden werden kann. Die ersten 1.000 Euro sind eingezahlt. „Arche für Obdachlose“ sucht und bittet um weitere 24 Mal 1.000 Euro (Stichwort: Rechtshilfefonds).
Beteiligen Sie sich
Obdachlosigkeit ist in unserer Gesellschaft ein ernstes Risiko geworden. Die Mitglieder des Vereins beobachten, was sie mit Menschen macht, wie diese unter dem Verlust ihrer bürgerlichen Strukturen schon nach kürzester Zeit zusammenbrechen. Die Straße frisst buchstäblich auf, was an Erfahrung und Regeln über die Jahre aufgebaut worden ist. Der Existenzkampf überschattet alles und verdrängt Energie und Hoffnung. Verwahrlosung und Krankheit haben dann leichtes Spiel. Über die Jahre sind die Probleme gewachsen – Corona hat nun ein Übriges getan. Falls auch Sie sich beteiligen möchten, finden Sie nachfolgend alle notwendigen Informationen. Die „Arche“ steht für Köln, denn sie will die Welt sofort zum Besseren verändern – angefangen vor der eigenen Haustür!