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Der Herr der Lampen

Lesezeit 2 Minuten

Aufzeichnen, zuschneiden, bügeln, kleben, löten, hartlöten und schweißen, drechseln, schleifen, polieren, lackieren, verputzen und vieles mehr verrichtet Jakob Overzier täglich bei seiner Arbeit. Ein handwerkliches Universalgenie? Nein: Jakob Overzier ist Beleuchtungskörpergürtler. Das ist einer, der neue Lampen baut und alte repariert oder restauriert, sprich: in aller Regel mit einem neuen Lampenschirm versieht. Am 2. Mai vor 50 Jahren trat er in das Geschäft ein, das sein Großvater Jakob 1896 gegründet und das sein Vater Edmund im Ersten Weltkrieg übernommen hat.

Der 67-Jährige ist in dieser Kombination Lampenschirme / Metallarbeiten einzigartig in Köln. Vorerst will er weiterarbeiten, um sich öfter mal einen Urlaub leisten zu können, vor allem aber, weil ihm die Arbeit und der Umgang mit seinen Kunden (auch zum Teil bereits in der dritten Generation) Spaß machen. Eines ist für ihn aber „Horror“: kleine Lampenschirme bauen im Format einer Kaffeetasse, womöglich zwölf am Stück - eine knibbelige Tüftelei für geschickte Hände, wie sie seine Tochter Natascha hat.

Etliche Jahre hat sie bei ihm mitgearbeitet im Laden und in der Werkstatt am Mauritiussteinweg 73, doch dann hat sie sich als Goldschmiedin selbstständig gemacht. Inzwischen hat sich Jakob Overzier auf die Werkstatt konzentriert und den Laden an Blumenhändler abgegeben. Arbeitsmangel hat der Mann nicht; die wirtschaftliche Talfahrt hat ihm im Gegenteil mehr Kunden beschert: „Heute wird nicht mehr so viel weggeworfen, sondern lieber zur Reparatur gebracht.“

Das Unternehmen war für viele Kirchenbauten tätig und hat mit berühmten Architekten wie Karl Band, Fritz Schaller und Gottfried Böhm gearbeitet. Overzier erinnert sich noch gut, wie er in seinem VW-Käfer Lampen für Bundespräsident Theodor Heuß gefahren hat und wie für Konrad Adenauer acht große Leuchter geliefert wurden, deren Muster noch heute in der Werkstatt hängt.

Die Vielzahl von Fertigkeiten, die in der Firma nötig sind, werden auch der Grund sein, dass der Betrieb erlischt, wenn der Inhaber sich zur Ruhe setzt. Doch die Treue der Kundschaft sorgt dafür, dass Overzier noch lange nicht Däumchen drehen kann.