FRAUENKRON – „Die Leute im Ort sind alle froh, dass der Leichnam von Lolita nun gefunden wurde“, gibt Frauenkrons Ortsbürgermeister Richard Bistritz die Stimmung im Ort an der Grenze zu Rheinland-Pfalz wieder, aus dem vor 29 Jahren die damals 18-jährige, im sechsten Monat schwangere Frau spurlos verschwand. Nach der Ausstrahlung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ und dem Hinweis des Zeugen auf die ehemalige Müllkippe wurde dort am Mittwoch ein in Silofolie gewickelter Leichnam gefunden. Die Kripo Trier ist sicher, dass es sich um Lolita handelt – und das nicht nur aufgrund der gefundenen Kleidungsstücke.
Auch für die Familie – die fast 80-jährige Mutter und zwei Brüder leben im Ort – sowie die Bewohner Frauenkrons könne nun ein wenig Ruhe einkehren, so Bistritz. Immer wieder sei in der Vergangenheit über das Thema gesprochen worden. Immer wieder hätten die Bewohner sich die Frage gestellt: Lebt Lolita noch? Lebt sie nicht mehr? Diese Fragen seien nach der Fernsehsendung natürlich wieder akut geworden. Alle seien aber der Meinung gewesen, dass es gut sei, wenn der Leichnam endlich gefunden werden könnte. „Die meisten haben sich gar nicht vorstellen können, dass so etwas in der Eifel, wo jeder jeden kennt, passieren könnte.“
29 Jahre langgeschwiegen
Auch hätten sich die Frauenkroner den Kopf darüber zerbrochen, wie es möglich gewesen sei, dass der Zeuge 29 Jahre lang geschwiegen hätte. Und man frage sich: Seine Mithilfe beim Vergraben des Leichnams soll jetzt verjährt sein? Vor allem sei man froh, dass der Mann nach fast 30 Jahren doch ausgesagt habe.
Die Ermittler arbeiten weiter mit Hochdruck an dem Fall. „Ich habe eben mit der Rechtsmedizin in Mainz gesprochen“, sagte gestern Nachmittag Dr. Jürgen Brauers, der Leiter der Staatsanwaltschaft in Trier. „Es liegen noch keine Ergebnisse vor und sind auch vor Anfang nächster Woche nicht zu erwarten. Die Rechtsmedizin arbeitet mit Hochdruck und erkennt auch unsere Nöte.“ Labortechnisch sei diese Zeit nötig. Vordringlich werde eine DNA-Analyse durchgeführt, um definitiven Aufschluss darüber zu erlangen, ob es sich um den Leichnam von Lolita Brieger handele. Zunächst müsse DNA-fähiges Material gefunden werden, Haare seien seines Wissens nach nicht mehr vorhanden. Dann werde ein DNA-Abgleich durchgeführt. Mit welcher Person, dazu wollte Dr. Brauers nichts sagen.
Die Rechtsmedizin wolle natürlich auch die Todesursache klären. Dies sei aber „sehr, sehr schwer“. Ob und – wenn möglich – wann ein Ergebnis vorliegen könne, sei überhaupt nicht zu prognostizieren. Die Staatsanwaltschaft gehe laut Brauers „eindeutig von Mord aus“ – so hieße es auch im Haftbefehl gegen den heute 50-jährigen, damaligen Freund Lolitas. Und Mord verjährt nicht – im Gegensatz etwa zu Totschlag, Körperverletzung oder Unfall mit Todesfolgen. Dem laut Brauers „glaubwürdigen Zeugen“ gegenüber habe der mutmaßliche Täter, der seit dem 9. September in U-Haft sitzt und weiter beharrlich schweigt, geschildert, wie Lolita gestorben sein soll. Nicht nur diese Aussage, sondern sehr viele Mosaiksteinchen, die im Laufe der Ermittlungen zusammengetragen worden seien, lasse die Kripo laut Dr. Brauers nur in eine Richtung ermitteln: Mord.