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Das Spiel ist aus nach 164 Jahren

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Diese Teddys sind bald nicht mehr auf der Schildergasse zu Hause.

Ein Besuch bei Feldhaus, im günstigsten Falle vielleicht sogar ein kleiner Einkauf - für viele Kölner Pänz, die heute längst erwachsen sind, war die Einkehr in Kölns traditionsreichstem Spielwarengeschäft das überzeugendste Lockmittel, wenn Mutter in der Stadt mal wieder Besorgungen machen musste. Doch lange wird der lebensgroße Steiff-Braunbär am Eingang die Kunden nicht mehr willkommen heißen. Nach 164 Jahren ist das Spiel bald aus. Das renommierte Fachgeschäft mit einst Filialen in Wuppertal und Paris (!) schließt für immer.

Vom Titschball (Flummi) für 20 Cent oder Murmeln (Klicker) für 1,50 Euro das Päckchen bis zum Steiff-Großtier in Handarbeit für 12 000 Euro offerierte das ehemalige Familienunternehmen, das 1996 an die Vedes-Tochter „SF Spiel + Freizeit Handelsbetriebe GmbH“ ging, ein einzigartiges Sortiment.

„Gemessen am Umsatz sind wir das zweitgrößte Spielwarenfachgeschäft in Deutschland gewesen“, sagt Geschäftsführer Joachim Bieseke nicht ohne Stolz. 70 000 Artikel, darunter klassisches Holzspielzeug ebenso wie moderne Spielkonsolen, übten bis zur Insolvenz der SF-Gruppe eine faszinierende Anziehungskraft auf kleine und große Kinder und selbst weit gereiste Kunden aus wie zum Beispiel jenen Scheich, der seine Geldschein-Bündel aus der Tasche zog und für Tausende Euro eine ganze Eisenbahn-Miniaturlandschaft erwarb. Vor allem vor Weihnachten und zu Geburtstagen stand der Name Feldhaus dick auf den Wunschzetteln. Schließlich galt das Spielzeugparadies auf der Schildergasse als Laden, „wo man alles kriegt“ einschließlich hochwertiger Puppenhäuser zum Selberbauen und wertvoller Künstlerpuppen. Daneben warteten die fünf Etagen mit dem größtem Angebot an Spielzeug-Eisenbahnen in Köln auf sowie einer Riesenauswahl an Auto-Miniaturen und Gesellschaftsspielen. Sie liegen heute übrigens ähnlich wie Lego noch genauso im Trend wie früher, sagt Bieseke.

„Geht nicht, gibt s nicht bei uns“, hieß seit der Gründung durch Peter Wilhelm Feldhaus 1842 die Geschäftsphilosophie. Auf Wunsch habe man bei den Herstellern Ersatzteile besorgt, teure Plüsch-Tiere als Unikate anfertigen oder Lokomotiven aufwendig umbauen lassen, so der Geschäftsführer. Noch bis Anfang Juni, schätzt der 45-Jährige, wird sich der Räumungsverkauf mit 20 prozentiger Reduzierung auf alle Artikel hinziehen.

Am Donnerstag erhielten die 36 Mitarbeiter, alles Fachkräfte, die Kündigung zum 30. Juni. Bieseke: „Wir suchen händeringend nach neuen Stellen.“ Die Enttäuschung sei groß, dass Feldhaus nicht zu retten ist. Gescheitert waren die Investoren-Verhandlungen unter anderem an der Miete, die zwar nicht für die Schildergasse, wohl aber für ein Spielzeuggeschäft zu hoch ist. Viele Kunden, die Feldhaus derzeit einen letzten Besuch abstatten, äußern ihr großes Bedauern. Auch sie nehmen wehmütig Abschied - von einem weiteren Kapitel ihrer Kindheit.