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Bayern „heiß” auf Meilenstein - BVB als Partyschreck?

Lesezeit 4 Minuten

München – Julian Nagelsmann freut sich auf einen „sehr würdigen Rahmen” für den historischen Münchner Meister-Meilenstein.

Der deutsche Clásico ist vier Spieltage vor Saisonende zwar nicht der große Showdown um die Schale, aber nach viel Frust für Bayern-Stars und die BVB-Rivalen geht's um jede Menge Prestige.

FC Bayern vor zehnter Meisterschaft in Folge

Rekordchampion Thomas Müller & Co. sehnen mit dem Gewinn des zehnten Münchner Meistertitels nacheinander gegen Borussia Dortmund nach dem K.o. in der Champions League einen Stimmungsaufheller herbei. Die Gäste wollen beim mutmaßlich letzten Bundesliga-Wettschießen der Superstürmer Robert Lewandowski und Erling Haaland am Samstag (18.30 Uhr/Sky) nicht nur als Gratulanten dabei sein.

„Es ist eine besondere Situation, den Meistertitel gegen den direkten Konkurrenten gewinnen zu können - und im eigenen Stadion vor ausverkauftem Haus. Es ist eine Fügung, die es dann vielleicht ein Stück besonderer macht”, sagte Bayern-Trainer Nagelsmann vor seinem ersten Meisterstück. Auf eine Bierdusche ist der 34-Jährige eingestellt - und spätestens dann sollten er und die Münchner Serienmeister die Königsklassen-Tristesse hinter sich lassen. Müller will mit Titel Nummer elf alleiniger Spielerrekordmeister werden und war „schon heiß” auf die Meisterparty mit den Fans. Nach langer Pandemie-Plagerei sehnen sich auch die Anhänger danach, am Saisonende mit ihren Stars wieder auf dem Marienplatz zu feiern.

Umso wichtiger ist der Meisterschlusspunkt im Gipfel vieler Enttäuschter gegen den Rivalen BVB, der mit neun Punkten Rückstand in das seit Jahren ungleiche Duell geht. In der Saison 2018/19 betrug der Rückstand am Saisonende nur zwei Zähler, ansonsten lagen die Westfalen immer zweistellig zurück, in der Spielzeit 2012/13 waren es sogar 25 Punkte. Seit Sommer 2012 holte Bayern 172 Punkte mehr als Dortmund, im Schnitt 17 pro Saison. Die mitunter unwürdigen Auftritte der Borussia in den vergangenen sechs Bundesliga-Gastspielen (2:4/0:4/0:5/0:6/1:4/1:5) beim FC Bayern machen ebenfalls wenig Mut.

Rose: „Es ist ein Klassiker, es geht um Renomee”

„Es ist ein Klassiker, es geht um Renommee. Ein Sieg in München tut immer gut und kann etwas mit einer Mannschaft machen”, sagte Dortmunds Trainer Marco Rose, der mit seinem Team wie auch die Bayern in Pokal und Champions League früh scheiterte. Ein Erfolg in der Allianz Arena würde ihm für die Arbeit in der Sommerpause helfen.

Zwar räumte der anderthalb Wochen nach dem Villarreal-Schock immer noch zerknirschte Nagelsmann offen ein, „dass die Meisterschaft einen Tick weniger Bedeutung hat in München als die Champions League”. Aber ein besonderer Erfolg wäre die Schale Nummer zehn in Serie, die Vorstandschef Oliver Kahn als „großartige Möglichkeit” anpries, allemal. Juventus Turin gelangen in Italien zwischen 2012 und 2020 neun Serie-A-Titel. Mehr schaffte kein Club in den besten europäischen Fußballligen nacheinander. Bei einem Sieg ist Bayern Meister und auch bei einem Remis nur noch theoretisch einzuholen.

Die Münchner Meisterserie unterstreicht zudem den Klassenunterschied in der Bundesliga, in der der Titelkampf seit Jahren von überschaubarer Spannung ist. „Ich habe schon als Nicht-Bayern-Trainer das Thema besprochen. Man muss nicht über eine Schuldfrage sprechen. Die Mannschaft, die am Ende Meister wird, war die stabilste der Saison”, sagte Nagelsmann, der mit RB Leipzig im Vorjahr am Ende 13 Punkte hinter dem Branchenprimus auf Platz zwei rangierte.

„Bei jedem Verein gibt es aktuell vielleicht ein, zwei Punkte, an denen es fehlt - wo Bayern dann doch mehr Erfahrung und die besseren Spieler hat. Aber auch andere Klubs werden investieren”, sagte Nagelsmann. „Es ist nichts, worauf man sich ausruhen kann. Zwei Tage nach einer Meisterschaft beginnt schon wieder die Vorbereitung auf die nächste Saison.” Und für diese sieht es so aus, als ob der BVB sich mit Karim Adeyemi (RB Salzburg) und Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) verstärken könnte, die auch für den FC Bayern sehr interessante Spieler wären.

Eine besondere Partie für Süle

Nagelsmann muss die kommende Saison zudem ohne Nationalspieler Niklas Süle gestalten, der als künftiger Dortmunder Abwehrchef die Münchner Dominanz brechen möchte. „Es ist für ihn schon ein besonderes Spiel”, sagte Nagelsmann über den nach einer Grippe zurückgekehrten Süle. Kingsley Coman droht wegen Sprunggelenksproblemen zu fehlen, dagegen ist Verteidiger Lucas Hernández wieder einsatzbereit.

Beim Herausforderer verschärften sich die chronischen Personalprobleme vor dem Klassiker in München. Der Ausfall des von Marwin Hitz vertretenen Stammkeepers Gregor Kobel könnte die ohnehin wackelige Defensive weiter destabilisieren. Zudem fehlen auch Axel Witsel, Mats Hummels, Donyell Malen, Mahmoud Dahoud und Thorgan Hazard.

Nicht nur für die Clubs geht es ums Image, sondern auch für die zwei Superstürmer. Es dürfte das letzte Duell von Weltfußballer Lewandowski (32 Saisontore) und Haaland (18 Treffer) in der Bundesliga werden. Haaland wird die Liga ziemlich sicher verlassen, bei Lewandowski ist die Zukunft offen. Er verspüre „keine große Trauer”, sagte Nagelsmann, „weil ich weder weiß, was Haaland macht, aber weiß, dass Lewy hier Gott sei Dank noch einen Vertrag und wahrscheinlich weiter für uns ballern wird”.

© dpa-infocom, dpa:220422-99-04000/2 (dpa)