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AdenauerVolksfest mit dem Kanzler

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Ehrengästein der ersten Reihe: NRW-Ministerpräsident Franz Meyer (2.v.l.), Konrad Adenauer (3.v.l.), Paul Lücke (4.v.l.) , Bürgermeister Ulrich Müller-Frank (5.v.l.) und Stadtdirektor Wilhelm Wagener (6.v.l.) (Bild: KR)

BERGISCH GLADBACH – Der Zimmermannshut für den Bundeskanzler war im Protokoll gar nicht vorgesehen: Nach dem großen Richtfest im „Demonstrativ-Bauvorhaben Parksiedlung Kippekausen“ schaute Konrad Adenauer an diesem heißen Sommertag des 1. September 1961 etwas überraschend auch beim Festschmaus der Handwerker vorbei. Ein Polier nutzte die Gunst der Stunde und setzte „dem Alten“ einfach so den besonderen Hut aufs Haupt. Dem Ehrengast, bekannt als Hut-Sammler, gefiel es offenbar: Fotos zeigen einen gutgelaunten Kanzler, der zum Gruße den Zimmererhut lüftet. Als Zugabe gab es auch noch Felleisen und anderes Zimmermannswerkzeug.

Heute vor 50 Jahren feierte die Stadt Bensberg den Besuch des Kanzlers: Richtfest in der neuen Siedlung Kippekausen, Fertigstellung der sechsmillionsten Neubauwohnung nach dem Krieg. Seit 1959 war Bensberg dabei, auf freiem Feld eine riesige Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Mit 440 Eigenheimen und 405 Mietwohnungen entstand Platz für 3000 Neubürger.

Dass Adenauer ausgerechnet nach Bensberg kam, war natürlich kein Zufall. Paul Lücke, der damalige Abgeordnete für Rhein-Berg, wohnte in Bensberg. Anfang der 60er Jahre sorgte er als Bundeswohnungsbauminister für einen gewaltigen Schub beim Hausbau, sein Stern strahlte hell am Kabinettstisch von Konrad Adenauer. Lücke war der Minister des „Bauwunders“.

Die Richtfeier wurde als Festakt unter freiem Himmel begangen, mit hunderten von Gästen, mit Ministerpräsident Franz Meyer, mit Minister Lücke, Bürgermeister Ulrich Müller-Frank, Stadtdirektor Wilhelm Wagener, mit Honoratioren aus Kreis und Stadt. Auf Tribünen verfolgten die Schaulustigen das Geschehen. Für Pressevertreter gab es extra mobile Telefonzellen, um schnellstens in alle Welt zu berichten. Von vier Sonderparkplätzen in Refrath und Rath aus pendelten Busse zur Baustelle, 40 Verkehrspolizisten sorgten für Ordnung beim Festakt. Für den anschließenden Richtschmaus wurde eine riesige Traglufthalle in Leichtbauweise aufgeblasen, damals der letzte Schrei der Technik. Weil es so heiß war, musste das Dach laufend mit Wasser abgekühlt werden. Später beim Festschmaus gab es wetterbedingt statt einer heißen Bohnensuppe kaltes Eisbein.

Den Festakt eröffnete der Kanzler wie folgt: „Meine Damen und Herren, meine lieben Kinder“ - Ausdruck, dass in Kippekausen ausdrücklich Familien die Zielgruppe waren. Adenauer sprach von gesunden Familien und der frohen Jugend, die es nur mit gesunden und guten Wohnungen geben könne. Die Bensberger sollten ihm nicht mehr böse sein, dass er in seiner Zeit als Kölner OB den Plan gehabt habe, Bensberg nach Köln einzugemeinden. Jetzt kämen die Kölner als Neubürger nach Bensberg-Kippekausen. Paul Lücke meinte, das Richtfest sei eine der glücklichsten Stunden seit Kriegsende. Glück und Wohlbefinden der arbeitenden Menschen seien nicht nur von der Höhe des Lohns und einer kurzen Arbeitszeit abhängig, auch eine gute Wohnung gehöre dazu. Die momentane „Eigenheimwelle“ sei Bestätigung der Regierungspolitik. „Als Krönung der Stadtplanung“ bezeichnete Bensbergs Bürgermeister die Siedlung Kippekausen.

Vor und nach den Festreden und dem Hochziehen des Richtbaums am zentralen Bauplatz gab es Musik. Ein stimmgewaltiger Bergischer Männergesangverein mit 250 Sängern sang „Die Himmel rühmen“ und den „Gruß an Hans Sachs“, Kreis-Chorleiter Toni Eichen und Paul Schroiff dirigierten. Die Kölner Polizeikapelle spielte Beethovens Festkonzert in F-Dur und später Unterhaltungsmusik.

Während die Festgesellschaft schmauste, besichtigte Adenauer die Jubiläums-Wohnung, Adresse Burgherrenweg 25. Familie Bodo Günther, zugezogen aus Cottbus, begrüßte den Gast, der Schokolade für die vier kleinen Kinder mitgebracht hatte. Man setzte sich in die gute Stube, die Gastgeber hatten ihre Sonntagsgarderobe angelegt. Bei einem Glas Sekt stießen die Erwachsenen auf die sechsmillionste Wohnung an. (cbt)