Karl Lauterbach hat zwar für den Herbst weitere Maßnahmen angekündigt. Aber es ist nicht zu erwarten, dass dabei viel Neues herauskommt.
Kommentar zu PflegekostenFür eine mutige Reform des Pflegesystems fehlt die Kraft
Das System Pflege funktioniert nicht mehr. Seit Jahren steigt für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen der Eigenanteil an den Kosten. In manchen Bundesländern müssen die alten Menschen durchschnittlich rund 2000 Euro aus eigener Tasche zuzahlen. Nur die wenigsten haben so hohe Renten. Also wird häufig das vorhandene Vermögen – wie etwa Immobilien – nach und nach verkauft, um die Kosten zu tragen. Von einem langen Arbeitsleben bleibt so oft nichts übrig.
Das ist nicht nur für die Betroffenen und ihre Angehörigen tragisch, sondern auch für die Allgemeinheit. Denn wer nichts hat, für den zahlt am Ende der Steuerzahler den kompletten monatlichen Kostenaufwand, der inzwischen nicht selten an die 4000 Euro heranreicht.
Das Problem ist seit Langem bekannt, doch für eine mutige Reform des gesamten Pflegesystems fehlte auch der aktuellen Bundesregierung die Kraft. Der zuständige Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat zwar für den Herbst weitere Maßnahmen angekündigt. Aber es ist nicht zu erwarten, dass dabei viel Neues herauskommt.
Alles zum Thema Karl Lauterbach
- Rundschau-Debatte des Tages Ist die Krankenhausreform noch zu retten?
- Übergangsfrist Laumann verschiebt NRW-Krankenhausreform – Kliniken erleichtert
- „Ein paar Hundert Häuser werden sterben“ Karl Lauterbach kündigt Klinik-Sterben an – vor allem im Westen
- Bundesgesundheitsminister zu Besuch Lauterbach wirbt in Kölner Uniklinik für Krankenhausreform
- Debatte des Tages Was die Krankenhausreform für Patienten bedeutet
- Kritik von allen Seiten Bundestag beschließt Krankenhausreform der Ampel-Regierung
- Krankenversicherung Lauterbach will Anstieg von Kassenbeiträgen stoppen
Im auf Kante genähten Haushalt 2025 ist kein zusätzliches Geld für eine große Reform vorgesehen. Das lässt nichts Gutes erahnen: Zu erwarten ist vielmehr, dass die Beiträge für alle Versicherten steigen werden, um weitere Kostenexplosionen für die Betroffenen in den Pflegeheimen zu vermeiden.
Die Pflegeversicherung in Teilkasko stößt an ihre Grenzen. Stellschrauben gäbe es mehrere, die teils aber schmerzhafte Folgen mit sich bringen. Deutlich höhere Beiträge für alle würden der höheren Lebenserwartung entsprechen und helfen, die Kosten zu decken. Dadurch würden die ohnehin hohen Lohnnebenkosten aber weiter steigen.
Auch ein höherer Steuerzuschuss dürfte angesichts knapper Kassen nicht durchzusetzen ein. Hilfreich und rasch wirksam könnte es allerdings sein, pflegende Angehörige finanziell deutlich besser zu stellen. Das würde die Pflege daheim, die sich ohnehin die meisten Menschen im Alter wünschen, deutlich stärken – und die Pflegeheime entlasten.