Ob Mission „Silberlocke“, Slogans, Logos oder Plakate: Für ihren Wahlkampf suchen sich die Parteien Hilfe bei Agenturen. Längst nicht alle haben dabei einen zweifelsfreien Ruf.
Bundestagswahl 2025Das sind die Strategen hinter den Kampagnen der Parteien
Der „Highspeed“-Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 ist eröffnet. Nach dem Bruch der Ampelkoalition bleibt den Parteien bis zum 23. Februar nur wenig Zeit, um die Wähler von ihren Themen und Kandidaten zu überzeugen. Unterstützung geben Agenturen, die für die Wahlkampagnen verantwortlich sind. SPD, CDU und Grüne sind bei der Auswahl in Norddeutschland fündig geworden. Die AfD arbeitet mit einem umstrittenen Dienstleister.
SPD
Die SPD ist als erste Partei mit ihrer Kampagne in den Vorwahlkampf gestartet. Im Mittelpunkt stünden „die wahren Leistungsträger“ und die „hart arbeitende Mitte in Deutschland“, erklärte Generalsekretär Matthias Miersch in einer Mitteilung. An sie wende die Partei sich „mit einer neuen kämpferischen Optik und direkter Sprache“. Der Slogan der Partei lautet „Wir kämpfen für ...“. Ergänzt werden verschiedene Ziele wie „deine Zukunft“ oder „Deutschland“. Themen sind sichere Renten, bessere Löhne, der Schutz der sozialen Sicherungssysteme und Investitionen in die Zukunft.
Macher der SPD-Kampagne ist erneut die Hamburger Werbeagentur Brinkert Lück. Diese hatte bereits den Bundestagswahlkampf 2021 mit der „Respekt“-Kampagne für Olaf Scholz erfolgreich bestritten. Der führende Kopf Raphael Brinkert galt deshalb auch als Vater des SPD-Wahlerfolgs. Während des Europawahlkampfs 2019 war seine Agentur für die CDU aktiv.
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CDU
Auch die Christdemokraten holen sich Verstärkung aus Hamburg für ihren Wahlkampf. Die Agenturgruppe fischerAppelt aus der Hansestadt soll CDU-Chef Friedrich Merz ins Kanzleramt bringen. Das Kampagnenlogo wurde von der CDU gemeinsam mit fischerAppelt entwickelt. In einem weißen Kreis auf einem in der Parteifarbe „cadenabbia-türkis“ gehaltenen Grund zeigt es den Slogan „Wieder nach vorne“ neben einem schwarz-rot-goldenen Signet der Deutschlandkarte. Das Logo soll für alle Produkte der Christdemokraten im Wahlkampf genutzt werden.
Grüne
Noch eine Agentur aus Hamburg mischt im Bundestagswahlkampf mit. Die Grünen haben sich für eine Zusammenarbeit mit Jung von Matt entschieden. Verantwortlich bei der Agentur für die Kampagne ist unter anderem Katja Kraus, Partnerin und Geschäftsführerin von Jung von Matt Sports. Fußballfans ist Kraus noch als langjährige Keeperin beim FSV Frankfurt bekannt, sie stand auch für die Deutsche Nationalmannschaft zwischen den Pfosten. Nach ihrer aktiven Karriere wurde die 54-Jährige Vorstandsmitglied für die Bereiche Marketing und Kommunikation beim Hamburger Sportverein.
Agentur-Gründer Jean-Remy von Matt soll hingegen „keine offizielle Rolle“ für die Kampagne der Grünen übernehmen, wie der Branchendienst „Meedia“ berichtete. In einem Statement hieß es: „Er ist aber nach wie vor gerne Sparrings-Partner unserer Kreativen – natürlich auch mit Erfahrungen, die er 2017 im Wahlkampf von Angela Merkel machen konnte.“ In dem Bundestagswahljahr hatten die Hamburger die CDU-Kampagne betreut.
FDP
Für die FDP sind moderne und technologieorientierte Kampagnen typisch. Dafür griffen die Liberalen in der Vergangenheit bereits auf die Dienste der Agentur Heimat TBWA zurück. Auch für den Bundestagswahlkampf 2025 fällt die Wahl auf den Langzeitpartner, wie die Partei bestätigt. Bei der vergangenen Europawahl hatten die Werber aus Düsseldorf etwa die FDP-Spitzenkandidatin Agnes Strack-Zimmermann als „Eurofighterin“ inszeniert.
Linke
Bei der Linken startet der Bundestagswahlkampf mit der Mission „Silberlocke“. Die langjährigen Spitzenpolitiker Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow wollen in Berlin, Rostock und Erfurt Direktmandate erobern, um ihre Partei wieder sicher ins Parlament zu bringen. Alle drei Politiker sind quasi im Rentenalter: Gysi ist 76, Ramelow 68 und Bartsch 66 Jahre alt. Retten soll die Partei im Wahlkampf auch die Agentur Berliner Botschaft. Ein Parteisprecher bestätigt gegenüber unserer Redaktion die Zusammenarbeit. Man habe bereits in der Vergangenheit Wahlkämpfe bestritten und baue auf die Erfahrungen und Expertise.
AfD
Im Jahr 2011 veröffentlichen „Die Atzen“ den Partyhit „Hey, was geht ab, wir feiern die ganze Nacht“. Als sogenannter „Abschiebe-Song“ taucht der beliebte Klassiker in diesem Jahr in rechten Kreisen mit neuem Text auf: „Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab“. In einem KI-generierten Video dazu sind Menschen zu sehen, die einen Abschiebeflug besteigen. Bei einer Wahlparty der AfD in Potsdam grölen Anhänger den „Abschiebe-Song“ ebenfalls. Später gibt der Landesverband in Brandenburg eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung ab.
Für mehr als fünf Millionen Klicks auf das KI-Video zum „Abschiebe-Song“ rühmt sich die Medienagentur Tannwald Media etwa in einem Post auf der Plattform X. Zu einem Bildausschnitt aus dem Video mit Flugzeug und blonden Stewardessen heißt es: „Zugegeben, in der Medien-Branche kann man sich regelmäßig in Projekte verlieben. Aber dieser Sommer war bei uns ganz besonders wild. Und die nächsten Herzens-Projekte liegen schon vor uns!“
Wie die AfD auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, ist die Agentur aus Leipzig damit beauftragt, im Bundestagswahlkampf Projekte im Social-Media-Bereich umzusetzen. Für die Hauptkampagne zur Bundestagswahl zeichnet bei der AfD die Agentur „Republic Relations“ verantwortlich.
BSW
Je nach Umfrage könnte das erst vor einem Jahr gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde knacken. Die Partei hat bereits Forderungen aufgestellt. Gebraucht werde ein „Kompetenz-Kabinett“ als Expertenregierung, heißt es in einem entsprechenden Papier. Das dreiseitige Papier ist mit dem Leitspruch „Deutschland, aber vernünftig und gerecht“ betitelt. Es sei 90 Tage vor der Bundestagswahl „ein Angebot an unser Land“.
Festgezurrt ist beim BSW, welche Agentur die Kampagne verantwortet: Iconemy aus München, teilte ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Man habe mit der Agentur in den vergangenen Wahlkämpfen „gute Erfahrungen gemacht“. (mit dpa/afp)