Berlin – Ein paar süße Erdbeeren, ein Marmeladenbrot und duftendes Grillfleisch: Das Picknick in der Natur könnte so schön sein – wären da nicht die nervigen Wespen. „Die wollen einfach nur das haben, was ich auf dem Teller habe“, sagt Biologin Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu) Berlin. Aber was kann man tun, wenn man sein Essen nicht mit den kleinen Quälgeistern teilen möchte?
Auch wenn die Tiere derzeit gefühlt überall herumfliegen, eine von manchen befürchtete Wespenplage in diesem Sommer gibt es übrigens nicht. Es sind „nicht mehr und nicht weniger als sonst“, sagt etwa Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. Doch hilft, um sich die Tiere vom Leib zu halten?
„Um keine Wespen anzulocken, kann man Speisen abdecken, süße Getränke verschließen und auf stark parfümierte Körperpflegeprodukte verzichten“, rät Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch die Hände und den Mund sollte man sich gut abwischen, nachdem man gegessen hat, damit die Insekten nicht auch noch an den Mund kommen, empfiehlt Laura Breitkreuz vom Naturschutzbund (Nabu).
Leisten die Wespen einem trotzdem am Tisch Gesellschaft, kann man versuchen, sie vorsichtig wegzuschieben - wenn nicht mit der Hand, dann etwa mit der Speisekarte, rät von Orlow. „Einfach konsequent Grenzen aufzeigen und sie nicht gewähren lassen.“
Nicht nach Wespen schlagen oder wedeln
Hektisch werden und mit den Händen wedeln sollte man aber in keinem Fall. „Um sich schlagen ist äußerst kontraproduktiv“, erklärt Wessel. Denn die Tiere nehmen diese Angst wahr - und Angstschweiß versetze die Insekten in Alarmbereitschaft.
Auch Wegpusten ist nicht empfehlenswert. Das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung. „Ganz dreiste Ruhestörer lassen sich mit Wasser aus kleinen Sprühfläschchen zur Raison bringen“, sagt Wessel. Man könne es auch mit einer Ablenkungsfutterquelle versuchen, etwa eine überreife Frucht, die einige Meter entfernt abgelegt wird, rät Breitkreuz.
Im Internet gibt es ohne Ende Tipps, wie man Wespen vertreiben kann: von Kupfergeld bis hin zu ätherischen Ölen - doch helfen wird das wohl nicht. „Ich habe das tatsächlich mal mit einem Fernsehsender durchexerziert, wir haben alle möglichen Methoden versucht, von Kaffeepulver anbrennen bis hin zum Spicken von Zitronen und dergleichen“, sagt von Orlow. Das habe alles nichts gebracht. Die Tiere seien von Natur aus so angelegt, dass sie aus großer Entfernung Futterstellen finden könnten, so die Biologin.
Nicht alle Wespen interessieren sich für das Essen
Dabei sind längst nicht alle Wespen auch die nervigen Tierchen, die beim Picknick im Sommer gefährlich werden können. „Wir haben mehr als nur die Kuchenwespe“, sagt von Orlow.
„In der Regel trauen sich nur zwei der elf mitteleuropäischen Wespenarten an unsere gedeckten Tafeln, nämlich die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe“, erklärt auch Naturschutzexperte Wessel. „Alle anderen Wespenarten interessieren sich nicht für unser Essen. Viele dieser Arten vertilgen vor allem Fliegen, Mücken, Raupen, Motten oder Spinnen.“
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Wespennester nicht alleine entfernen
Wer gleich ein ganzes Wespennest bei sich zu Hause entdeckt, sollte sich vom Fachmann Hilfe holen. Eine Genehmigung bräuchte man nicht, um ein Nest zu entfernen. Bis auf die besonders geschützten Hornissen unterliegen alle Wespenarten dem allgemeinen Naturschutz, erklärt von Orlow. „Aber ich brauche, wie es so schön heißt, einen vernünftigen Grund.“ Das können etwa gefährliche Allergien gegen das Wespengift oder von den Wespen verursachte Bauschäden sein.
Wespen verlassen ihre Nester übrigens nach einer Saison wieder. Von einem Wespenstaat überlebt nur die Königin den Winter. Im Frühjahr beginnt sie mit dem Bau eines neuen Nests. Mit etwas Geduld verschwinden die Tierchen zum Ende der Saison also von ganz allein. (dpa/tmn)