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Neurologen besorgtWie die Corona-Krise Schlaganfall-Patienten bedroht

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Mit Anzeichen eines Schlaganfalls sollte man nicht leichtfertig umgehen.

Köln – Lähmungserscheinungen einer Körperseite, ein hängender Mundwinkel oder Sprachstörungen? Dies sind typische Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen können. Fachärzte raten dringend dazu, diese Anzeichen unbedingt ernst zu nehmen sind, selbst wenn sie nur wenige Minuten anhalten. Neurologen beobachten seit einigen Wochen einen starken Rückgang von Patienten mit leichten Symptomen in den Stroke Units – also spezialisierten Schlaganfalleinheiten in Krankenhäusern). Sie befürchten, dass derzeit viele Menschen aus Angst, sich im Krankenhaus mit dem Corona-Virus anzustecken zögern, den Notruf 112 zu wählen.

Patienten denken, die Symptome verschwinden von alleine

„Es kommen nur noch die sehr schweren Fälle, und diese Entwicklung macht uns gerade Sorgen“, sagt zum Beispiel Dr. Lothar Burghaus, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Heilig Geist-Krankenhaus in Longerich. „Manche Patienten gehen davon aus, dass leichte Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen, die von alleine wieder verschwinden, keine direkte Untersuchung und Behandlung benötigen. Doch gerade das können wichtige Vorboten eines schweren Schlaganfalls sein. Nimmt man die Vorboten ernst, lässt sich ein nachfolgender, schwerer Schlaganfall vermeiden – diese Chance verstreichen zu lassen, kann fatal enden.“

Lothar Burghaus

Dies bestätigt Professor Dr. Michael Schroeter, stellvertretender Klinikdirektor der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Uniklinik Köln und Sprecher des neurovaskulären Netzwerkes für die Region Köln, einem Zusammenschluss von acht neurologischen Kliniken mit einer Stroke Unit. Die Krankenhäuser hätten zwar ihre operativen Eingriffe heruntergefahren – Notfälle würden aber nach wie vor und uneingeschränkt behandelt, so Schroeter. „Wir versorgen unsere Patienten, die akute Hilfe benötigen genau so weiter wie vor Corona.“

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Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute

Das Risiko, durch eine nicht erfolgte Behandlung Folgeschäden zu erleiden, sei in dem Fall ungleich höher als die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Personen, bei denen es einen begründeten Verdacht gibt, dass sie eine Covid-19-Erkrankung haben, oder die gesichert positiv sind, werden in den Krankenhäusern, genauso wie bei anderen Infektionskrankheiten, isoliert. Das gilt auch bei Patienten mit einem akuten Schlaganfall. „Der Schlaganfall ist ein Notfall und jede Minute zählt – daran hat Corona nichts geändert.“

Ein Schlaganfall sei auch bei leichter Symptomatik immer akut und dringlich. Daher sollte bei Anzeichen eines Schlaganfalls auf jeden Fall umgehend die Notfallnummer 112 angerufen werden.