Raucher erkranken nicht nur häufiger an Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie haben auch ein höheres Risiko, an Krankheiten zu sterben, die bislang noch nicht mit dem Konsum von Zigaretten in Verbindung gebracht worden sind. Das legen die Ergebnisse einer neuen Studie nahe, die kürzlich im Fachmagazin „The New England Journal of Medicine“ erschienen ist. Etwa 17 Prozent der Todesfälle unter Rauchern seien demnach auf Erkrankungen zurückzuführen, die bis heute nicht als Folgen von Tabakkonsum anerkannt sind. Als Beispiele nannten die Forscher Nierenversagen, Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrankheiten, Bluthochdruck-Erkrankungen, Infektionen und diverse Atemwegserkrankungen.
Eine Million Studienteilnehmer
Die US-Forscher untersuchten die Daten von knapp einer Million Menschen ab 55 Jahren, die im Rahmen von Kohorten-Studien von 2000 bis 2011 begleitet wurden. 181.377 starben in dieser Beobachtungsphase, davon waren 16.475 Raucher. Dabei stellten die Forscher fest, dass einige Raucher an Krankheiten starben, die bis dato nicht als typische „Raucherleiden“ gegolten hatten.
Nierenversagen, Infektionen und Brustkrebs
So sei das relative Risiko, an Nierenversagen zu sterben, bei Rauchern 1,7 bis 2,3 Mal höher als bei Nichtrauchern, erklärten die Wissenschaftler. Die relative Wahrscheinlichkeit, an einer Infektion zu sterben, sei 2 bis 2,7 Mal höher. Bei Brustkrebs liege der Wert bei 1,2 bis 1,5, bei Prostatakrebs bei 1,2 bis 1,7. Die gute Nachricht: Die Bedrohungen für ehemalige Raucher reduzierten sich nach und nach. Sie hatten ein umso geringeres Risiko für die einzelnen Erkrankungen, je länger sie das Rauchen aufgegeben hatten.
Sterberate unter Rauchern deutlich höher
Bislang hieß es, die Sterberate in den USA sei unter Rauchern zwei bis drei Mal höher als unter Nichtrauchern, wie die Wissenschaftler schreiben. Doch angesichts der neuen Erkenntnisse, könne diese Zahl noch deutlich höher liegen, so die Studienautoren. Es bedürfe weiterer Untersuchungen, um die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Erkrankungen und dem Konsum von Nikotin zu erforschen.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ist alarmiert: „Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die gesundheitlichen Schäden durch Rauchen vielfältig sind und über das klassische abschreckende Bild vom Lungenkrebs hinaus weitere schwere gesundheitliche Einbußen damit verbunden sind“, erklärt Michael Hallek, DGIM-Vorsitzender und Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln, in einer Mitteilung zu der Studie. (rer)